Entsteht eine neue Anlageklasse? Infrastrukturmaßnahmen immer notwendiger
In Deutschland gibt es einen großen Bedarf an Infrastruktur-Investitionen. Ausbau- und Sanierung von Verkehrswegen, schnelleres Internet, Modernisierung von Schulen - die Bandbreite ist groß und die nötigen Maßnahmen vielfältig. Vor allem kosten sie jede Menge Geld. In Deutschland wurden im vergangenen Jahr rund 18 Milliarden Euro für Infrastruktur-Projekte ausgegeben, europaweit waren es 147 Milliarden Euro.
Das ist nicht mehr als der berühmte "Tropfen auf den heißen Stein". Schätzungen zufolge liegt der jährliche Infrastruktur-Investitionsbedarf in Europa bis 2040 bei rund 500 Milliarden Euro. Die heute erfolgenden Investitionen decken diesen Bedarf nur zum geringeren Teil ab. Das liegt auch daran, dass die öffentlichen Kassen nur begrenzte Investitions-Spielräume zulassen. Hier kommen private Finanzierungen ins Spiel. Infrastruktur-Investments könnten sich als neue Anlageklasse etablieren.
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Infrastruktur-Projekte - gut kalkulierbar und risikoarm
Schon bisher engagieren sich vor allem institutionelle Investoren in diesem Bereich. Versicherungen, Versorgungswerke, Pensionskassen und andere Einrichtungen mit langfristigem Anlagebedarf nutzen Infrastruktur-Investments als Möglichkeit, um in Niedrigzinszeiten ihr Geld noch einigermaßen rentierlich und dennoch vergleichsweise sicher anzulegen. Dafür werden u.a. Infrastruktur-Fonds genutzt, die von darauf spezialisierten Anbietern für diese Zielgruppe aufgelegt worden sind.
Infrastruktur-Vorhaben gelten als gut kalkulierbar und bieten langfristig stabile Erträge. Häufig beziehen sie ihre Einnahmen aus Gebühren, Nutzungsentgelten, Maut und ähnlichen Abgaben, die einen halböffentlichen Charakter haben. Ist das Projekt erst einmal umgesetzt, fließen die Einnahmen fast automatisch. Spektakuläre Renditen sind damit zwar nicht drin, aber immer noch deutlich mehr als bei herkömmlichen verzinslichen Anlagen. Natürlich sind auch Infrastruktur-Projekte nicht ohne Risiko - vor allem in der Anfangsphase. Schon manches Vorhaben - siehe BER oder Stuttgart 21 - erwies sich als riesige Fehlplanung mit gigantischen Mehrkosten. Aber im Schnitt geht die Rechnung mit den Infrastruktur-Investments auf.
Infrastruktur-Vorhaben gelten als gut kalkulierbar und bieten langfristig stabile Erträge."
Bisher noch kaum Zugang für private Anleger
Private Anleger haben bislang allerdings kaum Zugang zu dieser Form des Investments. Die Angebote am Markt sind primär auf Großanleger ausgerichtet, schließlich geht es fast immer um große Summen. Das könnte sich in Zukunft ändern, wenn der Handlungsbedarf bei der Infrastruktur noch akuter wird.
Finanzierer wie die österreichische Bank Kommunalkredit bereiten sich bereits darauf vor und drängen auf den deutschen Markt. Über Einlagen bei solchen Instituten könnten auch deutsche Sparer vom Infrastruktur-Boom profitieren.