Nicht nur Kaufpreise, auch Nebenkosten deutlich gestiegen

Steigende Preise machen Zinsvorteil zunichte Hauskauf immer problematischer

Selten waren Baufinanzierungen so günstig wie heute. Dank Mario Draghis fortgesetzter Politik des billigen Geldes befinden sich die Hypothekenzinsen auf niedrigstem Niveau. Das sollte den Immobilienerwerb eigentlich erschwinglicher machen, könnte man denken - doch oft ist das Gegenteil der Fall. Gerade für Familien wird es vielfach schwerer.

Die niedrigen Zinsen haben nämlich zwei Schattenseiten. Sie behindern die Bildung von Eigenkapital für ein Immobilienvorhaben, weil kaum noch Zinserträge fließen. Und der Anlagenotstand hat mit dazu beigetragen, die Immobilienpreise nach oben zu treiben. Die überschüssige Liquidität infolge der EZB-Geldschwemme sucht nach Verwendung. Immobilien sind als Sachwerte-Investments dabei immer gefragt.

Nicht nur Kaufpreise, auch Nebenkosten deutlich gestiegen

Besonders angezogen haben die Preise in begehrten Großstädten, Universitätsstädten und Ballungsgebieten. Das sind aber auch oft Standorte, wo sich Familien bevorzugt ansiedeln - wegen der Infrastruktur und der Arbeitsplätze. Viele Bau- oder Kaufwillige müssen hier erleben, dass ihr "Gewinn" infolge der niedrigen Hypothekenzinsen durch den Preisanstieg mehr als aufgefressen wird. Immer häufiger können sich Interessenten trotz der guten Finanzierungsbedingungen eine Immobilie nicht mehr leisten. Familien sind besonders betroffen - nicht nur weil sie mehr Wohnraum als Singles oder Paare benötigen, sondern auch weil ihre Haushaltslage ohnehin weniger Spielräume für Finanzierungen lässt. 

Ein einfaches Reihenhaus in Berlin, das 2010 noch für 270.000 Euro zu haben war, kostete im vergangenen Jahr bereits 350.000 Euro - fast 30 Prozent mehr. Genauso stark haben die Nebenkosten angezogen, die in der Hauptstadt inzwischen rund 13 Prozent des Kaufpreises ausmachen. In anderen Metropolen wie Hamburg oder München sieht es nicht anders aus. Ein besonderes Ärgernis ist dabei die hohe Grunderwerbsteuer, die nicht nur Berlin als Einnahmequelle nutzt. Viele Bundesländer haben hier in den vergangenen Jahren kräftig zugelangt.

Ein einfaches Reihenhaus in Berlin, das 2010 noch für 270.000 Euro zu haben war, kostete im vergangenen Jahr bereits 350.000 Euro."

Wiederauferstehung der Eigenheimförderung?

Angesichts der Bundestagswahl haben die Parteien das Thema für sich entdeckt. Die Eigenheimförderung - vor Jahren abgeschafft - erlebt ihre Wiederauferstehung, zumindest in den Wahlprogrammen. Die Union will zehn Jahre lang ein Baukindergeld von 1.200 Euro pro Jahr und Kind zahlen. Die SPD setzt auf ein einmaliges Familienbaugeld von 20.000 Euro in angespannten Wohnungsmärkten. Freibeträge bei der Grunderwerbsteuer wollen Union (ohne Betragsnennung), SPD (200.000 Euro) und FDP (500.000 Euro) einführen.

Was davon nach der Wahl tatsächlich umgesetzt wird, wird sich zeigen, wenn eine neue Regierungskoalition zustande gekommen ist. Keiner der Vorschläge ist unumstritten. Und ob Subventionen überhaupt ein taugliches Mittel sind, um den Markt wieder mehr ins Gleichgewicht zu bringen, daran scheiden sich ebenfalls die Geister. Häufig sind damit unerwünschte Nebeneffekte verbunden.

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