Unterschiedliche Bewertungen Ist der Boom vorbei?
Wie einige Gewinnwarnungen verdeutlichen, verschlechtert sich die wirtschaftliche Stimmung in Deutschland. Angesichts der politischen und makroökonomischen Unsicherheiten sollte das nicht verwundern.
Ob Autozulieferer oder die Traditionsmarke Osram - die Meldungen zu Gewinneinbrüchen sollten aufhorchen lassen. Sie sind auch Folgen ausbrechender Handelskriege, einer schwelenden Regierungskrise hierzulande, des drohenden Auseinanderbrechens der EU, steigender Rohstoffpreise und heftiger Währungsschwankungen. Die globalisierte Welt ist komplex, der Wirtschaftsboom steht offensichtlich vor seinem Ende.
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Optimismus lässt nach - Prognosen gehen weit auseinander
Nicht nur das ifo-Institut München musste feststellen, dass der ifo-Geschäftsklimaindex im Juni auf 101,8 Punkte gefallen ist - bereits zum sechsten Mal innerhalb der letzten sieben Monate. Die Auftragsflaute wäre die längste seit der Krise 2008, in den letzten vier Monaten seien die Bestellungen immer weiter zurückgegangen. Auch andere Wirtschaftsforschungsinstitute mussten ihre Wachstumsprognosen für Deutschland senken und das teilweise drastisch. Erwarten die Optimisten unter den Experten eine Normalisierung, die das Ende eines jahrelangen Aufschwungs markiert, sehen die Pessimisten eher einen rasanten Abschwung voraus.
Als besonders belastend wird in der Wirtschaft offenbar die unberechenbare politische Entwicklung empfunden. Allein die erratische US-Politik der Strafzölle könne gravierende chinesische Reaktionen provozieren. Aber auch im eigenen Land steht die Politik derzeit nicht für Stabilität, die Folgen sind noch gar nicht abzusehen. Derzeit trifft es in erster Linie die Zulieferer der Automobilindustrie, wie am Beispiel Osram, das rund die Hälfte seiner Umsätze in diesem Geschäft generiert, abzulesen ist. Die Planungsrisiken sind ganz einfach zu groß, als dass sich hierauf tragfähige Strategien entwickeln ließen.
Die Anzahl der Stimmen, die vor einer drastischen Verschlechterung sprechen, nimmt zu."
Prognosen mussten korrigiert werden
Daimler musste seinerseits die Gewinnaussichte korrigieren. Angesichts der drohenden Strafzölle für die US-Exporte nach China ist hier auch nicht mit einer schnellen Trendwende zu rechnen. Ähnliche Entwicklungen sind für Harley-Davidson zu erwarten, allerdings verhängte hier die EU den Zoll von 25 Prozent, was das Traditionsunternehmen zu Überlegungen in puncto Produktionsverlagerung veranlasste.
Die Reaktion des US-Präsidenten folgte auf dem Fuße, dürfte in diesem Fall jedoch kontraproduktiv sein. Die Folgen werden die Verbraucher in der EU zu spüren bekommen, die mit erheblichen Verteuerungen bei US-amerikanischen Produkten rechnen müssen. Es wird ungemütlich, das steht fest, auch wenn die Prognosen noch weit auseinandergehen.