100-Quadratmeter-Wohnung kostet 15 Nettojahresgehälter Ist die Immobilienblase da?
Der Immobilienboom in Deutschland scheint nach wie vor ungebrochen. Und die Preise steigen weiter. Entspricht das noch einer normalen Marktentwicklung oder befinden wir uns schon mitten in der Immobilienblase? Die Meinungen darüber gehen auseinander.
Die Angst vor Immobilienblasen hat einen realen Hintergrund. Es waren überhitzte Immobilienmärkte in den USA und einigen südeuropäischen Ländern, die vor Jahren die weltweite Finanzkrise auslösten, Bankensysteme ins Wanken brachten und den Euro in schwerste Turbulenzen stürzten. Deutschland blieb damals einigermaßen verschont, was auch damit zusammenhing, dass es hier keine vergleichbare Überhitzung gab.
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BIZ: Kritische Marke bei den Preisen überschritten
Doch die Lage hat sich grundlegend geändert. Seit die Zinsen immer weiter fallen und die EZB die Wirtschaft mit billigem Geld flutet, haben mehr und mehr Investoren Immobilien als noch einigermaßen rentierliche Kapitalanlage entdeckt. Es wird fleißig gebaut, gleichzeitig steigen vor allem in Ballungsgebieten die Preise immer weiter. Zweistellige Wachstumsraten binnen weniger Jahre sind keine Seltenheit. Am deutlichsten wird der Preisanstieg, wenn man ihn im Verhältnis zum Einkommen betrachtet. Reichten im Jahre 2010 in München noch neun durchschnittliche Jahres-Nettoeinkommen, um eine 100 Quadratmeter-Wohnung zu erwerben, waren im letzten Jahr schon mehr als 15 Jahres-Nettoeinkommen nötig. Mag München auch Spitzenreiter sein, in anderen deutschen Metropolen sieht es ähnlich aus.
Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat jetzt Alarm geschlagen. Sie sieht erstmals Anzeichen für eine deutsche Immobilienblase. Als Maßstab dient die Preisentwicklung im Verhältnis zum langfristigen Trend. Wenn der Preisanstieg um mehr als zehn Prozent über dem Trend liegt, sehen die BIZ-Experten eine Blasenbildung als gegeben an. Der deutsche Wert hat aktuell diese kritische Marke übersprungen und liegt jetzt bei 10,6 Prozent. Was der BIZ-Feststellung besondere Aufmerksamkeit verleiht, ist, dass das Institut vor einigen Jahren auch die US-Immobilienblase zutreffend vorausgesagt hatte, als noch niemand daran glaubte.
Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sieht erstmals Anzeichen für eine deutsche Immobilienblase."
Möglicher Weg in eine Abwärtsspirale
Auch jetzt stimmen viele Experten der BIZ-Analyse nicht zu. Sie verweisen auf einen gewichtigen Unterschied zur damaligen US-Entwicklung. Der Immobilienboom hierzulande geht nicht mit einem Kreditboom einher. Die durchschnittliche Kreditbelastung hat sich nur wenig verändert, viele Bauherren nutzen vielmehr die günstigen Konditionen für eine schnellere Entschuldung. Sollte es zu fallenden Immobilienpreisen kommen, wären höhere Kreditausfälle nicht automatisch die Folge.
Trotzdem hätte ein plötzliches Ende des Immobilienbooms wohl gravierende Auswirkungen. Die Baubranche würde massiv leiden mit negativen Beschäftigungswirkungen und Beeinträchtigung des Wirtschaftswachstums. Es könnte der Beginn einer Abwärtsspirale sein, die durch sich verschlechternde Stimmung noch verstärkt würde. Es empfiehlt sich, den Immobilienmarkt kritisch im Auge zu behalten.