Die Anleihen von Amazon sind nicht einmal die "längsten" Langläufer

Amazon als strahlendes Beispiel Langzeit-Anleihen sehr gefragt

Eigentlich sollte man meinen, dass in Niedrigzinsphasen langlaufende Anleihen weniger gefragt sind. Schließlich zementiert man mit dem Kauf die niedrige Rendite geradezu. Doch die Realität sieht anders aus. Rentenpapiere mit langer Laufzeit werden gesucht - zum Beispiel die neuen Langläufer von Amazon.

Aktuell hat der Internet-Riese drei Anleihen auf US-Dollar-, Kanada-Dollar- und Euro-Basis begeben. Die Papiere haben Laufzeiten von 30 bzw. 40 Jahren. Mit einem Volumen von 16 Milliarden Dollar handelt es sich um die viertgrößte Emission in 2017. Trotzdem war es kein Problem, die Papiere "loszuschlagen". Die Nachfrage war dreimal so hoch.

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Langläufer sind Anleihen mit Risiko 

Dabei besitzen die Amazon-Langläufer nicht einmal erstklassige Bonität. Die Ratingagentur Moody's stuft sie mit der Note "Baa1" ein - eine eher durchschnittliche Bewertung. Trotzdem liegt die "Risikoprämie" im Vergleich zu amerikanischen Staatsanleihen nur bei 1,5 Prozent. Ob damit das Risiko adäquat abgegolten ist, ist eine andere Frage. Amazon nutzt die eingesammelten Milliarden für den Kauf der Supermarktkette Whole Foods Market, die 13,7 Milliarden US-Dollar kostet. Dabei will man von günstigen Finanzierungskonditionen am Markt profitieren, denn der Internet-Konzern hätte eigentlich genug freie Liquidität. 

Tatsächlich sind die Risiken bei Langläufern nicht unbeträchtlich. Wie sich die Bonität von Amazon in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird, dürfte sich kaum zuverlässig prognostizieren lassen. Gerade im schnelllebigen E-Commerce-Geschäft sind die Unwägbarkeiten groß. Auch wie sich die Inflation entwickeln wird, lässt sich über einen Zeitraum von Jahrzehnten nicht vorhersagen. Trotz einer derzeit attraktiven Verzinsung von 4,05 bis 4,25 Prozent ist daher unklar, wie viel reale Rendite die Papiere tatsächlich bieten werden. Nicht zu unterschätzen ist auch das Zinsänderungsrisiko. Sollten die Zinsen wieder steigen, ist gerade bei Langläufern mit erheblichen Kursverlusten zu rechnen. Sie schlagen dann zu Buche, wenn die Anleihen nicht bis zum Ende durchgehalten werden. 

Sollten die Marktzinsen wieder steigen, ist gerade bei Langläufern mit erheblichen Kursverlusten zu rechnen."

Vor allem für institutionelle Investoren interessant 

Doch wer setzt trotz dieser Risiken auf Langläufer? Es sind vor allem institutionelle Anleger wie Lebensversicherungen, Pensionsfonds und andere Finanzunternehmen, die ihren Kunden langfristige Zahlungszusagen machen. Um eine fristenkongruente Finanzierung darzustellen, macht es Sinn, in Langläufer zu investieren, auch wenn die Renditen nicht berauschend sind. Sie kann aber vergleichsweise gut kalkuliert werden. Im Falle Amazon bietet das Investment immerhin noch mehr Anlageerfolg als manche andere verzinsliche Anlage.

Die Anleihen von Amazon sind dabei nicht einmal die "längsten" Langläufer. Erst kürzlich überraschte Argentinien mit einer hundertjährigen Dollar-Anleihe. Sie wurde am Markt gut aufgenommen, obwohl das Land in den letzten 200 Jahren achtmal pleite war.

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