Immobilienfonds Liquidität sehr wichtig
Immobilienfonds bauen Cash-Bestände auf, weil die Zahl der Investoren, die Anteile veräußern wollen, steigt. Hält dieser Trend an, wird es nach Einschätzung von Experten zu Verkäufen von Objekten kommen müssen.
Über lange Zeiträume hinweg durften sich Immobilienfonds über steigende Mittelzuflüsse freuen. Diese komfortable Situation hat sich jetzt jedoch verändert, wie eine Untersuchung der Ratingagentur Scope zeigt.
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Ergebnisse der aktuellen Untersuchung:
- In den letzten 17 Jahren floss offenen Immobilienfonds jährlich mehr Kapital zu, als von den Anteilseignern abgezogen wurde.
- Im ersten Quartal 2024 war die Situation eine andere: Aus offenen Immobilienfonds wurden in diesem Zeitraum netto rund 500 Millionen Euro abgezogen.
- Die Analysten der Ratingagentur Scope rechnen damit, dass diese Entwicklung im dritten Quartal 2024 ihren Höhepunkt erreichen wird.
- Die durchschnittliche Liquiditätsquote der Immobilienfonds liegt bei 14,5 Prozent.
Entwicklung ist von der Zinspolitik abhängig
Das Auf und Ab in den Geldflüssen der offenen Immobilienfonds wird nach Einschätzung der Scope-Expertinnen Sonja Knorr und Hosna Houbani durch die Entscheidungen der Europäischen Zentralbanken gesteuert. Finden die Anleger Anlageoptionen, die mehr Zinserträge als Immobilienfonds erwarten lassen, verkaufen sie ihre Anteile. Bereits im Vorjahr versiegte der Nettozufluss. Wie drastisch sich das auswirkt, zeigt folgender Vergleich: im Jahr 2019 durften sich offene Immobilienfonds über Nettomittelzuflüsse von zehn Milliarden Euro freuen. 2023 sank dieser Wert auf 500 Millionen Euro.
Für die Verwalter offener Immobilienfonds war die Steuerung der Liquidität in den vergangenen Jahren keine einfache Aufgabe."
Steuerung der Liquidität wird zur größten Herausforderung
Für die Verwalter offener Immobilienfonds war die Steuerung der Liquidität in den vergangenen Jahren keine einfache Aufgabe. Bis 2022 hatten sie oft Mühe, liquide Mittel so anzulegen, dass sie Zinserträge erwirtschaften. Besonders schwierig wurde die Situation in der Phase negativer Zinsen. Während Cash-Bestände zu dieser Zeit möglichst vermieden werden mussten, stehen die Verwalter der offenen Immobilienfonds jetzt vor der Aufgabe so viel Liquidität aufzubauen, dass Verkäufern von Anteilen ihr Geld fristgemäß ausgezahlt werden kann.
Nach Einschätzung der Ratingagentur Scope sind alle Immobilienfonds 2024 dazu in der Lage. Hält der Verkaufsdruck weiter an, werden die Cash-Reserven durch den Verkauf von Immobilien aufgefüllt werden müssen. Da die Lage auf dem Immobilienmarkt zur Zeit angespannt ist, sind Abschläge nicht auszuschließen. Dies würde sich jedoch früher oder später auch auf die Kurse der Fondsanteile auswirken.
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