Deutsche Verbraucher spielen lieber Lotto, als sich in Aktien zu engagieren

Die Welt der Wahrscheinlichkeiten Lotto oder Aktien?

Einer vor Kurzem erschienenen Pressemeldung war zu entnehmen, dass deutsche Verbraucher lieber Lotto spielen, als sich in Aktien zu engagieren. Obwohl die Chancen bei Ersterem wesentlich geringer sind, fürchten sich viele vor den Launen der Börse.

Vermutlich spielen Sie auch Lotto und können auf den ersten Blick keine Verbindung zu einer Geldanlage erkennen. Für Verhaltensökonomen ist die Frage, worauf wir alle unsere Anlageentscheidungen aufbauen, zu einer wichtigen Forschungsdisziplin geworden. Diese Entscheidungen lassen sich jedoch kaum rational erklären, denn sie finden im Kopf statt und basieren meist auf subjektiver Intuition. Natürlich spielt die erreichbare Rendite eine tragende Rolle, aber auch das Risiko, welches Sie oder andere Anleger dafür eingehen müssen. Dabei erwirbt der Aktienkäufer einen Anteil an realen Unternehmen und der Wert lässt sich mit etwas Aufwand auch konkret bestimmen. Der Ausfall von soliden Unternehmen tendiert gegen Null. Beim Lotto gehe ich eine Wette ein, die Wahrscheinlichkeit eines Totalausfalls liegt bei 99,9999 %, die Aussicht auf einen Millionengewinn tendiert hier gegen Null. 

Bei welcher Aktie würden Sie mehr Risiko sehen?

Angenommen, Sie müssten sich für eine von zwei Aktien entscheiden. Aktie A stellt Ihnen mit 80-prozentiger Wahrscheinlichkeit 100 Euro Gewinn und einen Verlust von 200 Euro zu 20 Prozent in Aussicht. Bei Aktie B beträgt die Chance auf einen Gewinn von 180 Euro etwa 50 Prozent und das Risiko eines Verlustes von 100 Euro liegt ebenso bei 50 Prozent. 

Bei beiden Wertpapieren wird der Erwartungswert mit 40 Euro beziffert, welche Aktie ist für Sie erstrebenswerter? 

Aus der Perspektive von Finanzökonomen bedeutet geringere Volatilität (Schwankungsbreite der Kurse) niedrigeres Risiko. Da die Aktie B rückwirkend kleinere Schwankungen als die Aktie A zeigte, ist diese aus mathematischer Betrachtungsweise vorzuziehen. Ganz so einfach machen es sich die Finanzwissenschaftler jedoch nicht, denn sie wissen, dass theoretische Erkenntnisse nicht immer der Wirklichkeit entsprechen. Volatilität kann sich fortlaufend ändern und damit steigt oder fällt das einzugehende Risiko bzw. die Chance. Wir freuen uns über große Schwankungen (Volatilität). Wenn Preise für Aktien nach unten gehen, ist das für uns wie Sommerschlussverkauf. 

Was unterscheidet Aktie A von Aktie B?

Aus der Sicht der Verhaltensökonomen Regele und Weber ist es die ungleiche Verteilung von Risiko und Chance, welche sie als positive oder negative "Schiefe" definieren. Wenn die Wahrscheinlichkeit auf einen großen Gewinn sehr klein ist und dieser eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen kleinen Verlust gegenübersteht, sprechen sie von positiver Schiefe. Bei negativer Schiefe ist das Verlustrisiko eher unwahrscheinlich. Tritt es aber ein, sind die Verluste umfangreich.

Deutsche spielen lieber Lotto, als sich in Aktien zu engagieren."

Menschen tendieren zu positiver Schiefe

Damit erklärt sich für die Forscher, warum viele gerne an Glücksspielen wie Lotto teilnehmen, obwohl die Aussichten auf wirklich hohe Gewinne äußerst gering sind. Auf der anderen Seite besteht bei den Menschen eine verbreitete Abneigung gegenüber negativer Schiefe, dadurch wird der Hang zum Lottospiel und zu Versicherungen klar. Verbraucher machen beides, weil das wenige Geld für Lotto zu vernachlässigen ist und die Versicherung im Ernstfall für die hohen Kosten eines Unfalls aufkommt. Dementsprechend ziehen Menschen den nahezu sicheren geringen Verlust beim Lotto dem wenig wahrscheinlichen, aber höheren Verlust bei Aktieninvestments vor. Nutzen Sie lieber negative Schiefe- da ergeben sich hohe Chancen mit extrem kleinen Risiken. 

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