Smart Beta durchaus fragwürdig Mehr Indizes als Aktien
Smart Beta-ETF erfreuen sich großer Beliebtheit - dabei laufen sie dem Grundgedanken von Indexfonds eigentlich zuwider. Dem Zuspruch hat das keinen Abbruch getan, gleichzeitig ist mit dem Smart Beta-Boom eine wahre Index-Inflation einhergegangen.
Als Indexfonds ursprünglich konzipiert wurden, ging es darum, ein Anlageinstrument zu konstruieren, das es einfach möglich macht, auch mit überschaubaren Mitteln in ganze Märkte zu investieren. Der Anspruch solcher "klassischer" ETF besteht darin, eine Marktentwicklung möglichst 1 : 1 nachzuvollziehen - nicht mehr und nicht weniger. Sie setzen damit nahezu idealtypisch die Erkenntnisse der modernen Finanztheorie um. Sie unterstellt, dass es dauerhaft nicht möglich ist, bei Investments besser abzuschneiden als der Markt - oder anders ausgedrückt: den Markt zu schlagen. Den Markt nachzubilden, ist daher die überlegene Strategie, der herkömmliche Indexfonds folgen. Referenzindizes für solche Fonds sind typischerweise bekannte Größen wie der DAX, der Dow Jones, der S&P 500, der Euro Stoxx 50, der MSCI World usw.
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Der übermächtige Wunsch nach Gewinn
Bei Smart Beta-ETF wird versucht, den Markt doch zu übertrumpfen. Offenbar ist der Wunsch, überproportionale Gewinne zu erzielen, stärker als die wissenschaftliche Erkenntnis. Damit kommt ein spekulatives Element in das ETF-Investment, das eigentlich im Widerspruch zu deren Grundprinzip steht. Realisiert wird das durch Index-Modifikationen oder die Bildung neuer Indizes. Dabei werden entweder die Gewichtungen bestehender Indizes verändert oder es werden nur bestimmte Marktausschnitte und -segmente abgebildet, nicht der gesamte Markt. Weniger attraktiv erscheinende Marktteile werden sozusagen "abgeschnitten". Die Hoffnung zielt darauf, dass sich mit solchen Index-Varianten eine bessere Performance erzielen lässt als mit den Ursprungs-Indizes.
Indizes gibt es inzwischen wie Sand am Meer bzw. mehr, als Aktien an US-Börsen notiert werden."
Ob das wirklich gelingt, ist eine andere Frage. Im Dreifaktorenmodell von Fama/French konnte zum Beispiel nachgewiesen werden, dass kleinere börsennotierte Unternehmen oder Aktien mit einem hohen Buchwert-Marktwert-Verhältnis bessere Renditen erwarten lassen als der Schnitt. Indizes, die sich darauf fokussieren, könnten also tatsächlich besser performen. Bei anderen Index-Modifikationen erscheint das eher zweifelhaft. Indizes gibt es inzwischen wie Sand am Meer bzw. mehr, als Aktien an US-Börsen notiert werden.
Marktverzerrungen und die Gefahr einer Smart Beta-Blase
Was manchem Beobachter des Runs auf Smart Beta-ETF Sorgen macht, sind mögliche Verzerrungen, die durch die hohe Nachfrage entstehen. Bei einigen Aktien wird die Kursentwicklung nämlich mittlerweile durch den Smart Beta-Boom angeheizt. ETF, die diese Titel schwerpunktmäßig berücksichtigen, mögen zwar im Augenblick gut performen - allerdings dadurch, dass sie selbst die Nachfrage treiben und nicht durch Marktentwicklungen. Das ist das klassische Szenario einer Blasenbildung, gegen die die spekulativen ETF nicht gefeit sind. Das böse Erwachen könnte erst noch kommen.