Die eigene Risikoneigung erkennen Menschen überschätzen sich
In den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vertrat die Wissenschaft die Auffassung, der Mensch wäge Nutzen und Risiken bei der Entscheidungsfindung vollkommen RATIONAL ab. Der so genannte "Homo Oekonomicus" als Musterknabe menschlichen Entscheidens und Handelns sozusagen.
Allerdings wiesen Kahnemann/Tversky 1979 mit der Veröffentlichung der "Prospect Theory" nicht zuletzt mathematisch valuiert nach, dass Menschen in unsicheren Situationen (also z.B. bei der Geldanlage) kognitiv stark von sich selbst beeinflusst werden. Es entsteht quasi eine Scheinrationalität.
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Es geht um den menschlichen Selbstwert: Verlieren tut mehr weh als gewinnen: Etwa 2,2 mal so schmerzhaft wird der erwartete Verlust im Vergleich zum erwarteten Gewinn einer Entscheidung gespürt. Damit es nicht gar so schmerzhaft wirkt, verzerren Menschen bei Wahrnehmungen, Bewertungen und Entscheidungen zum eigenen Schutz die objektiven Fakten. Und das hat Folgen für finanzielle Entscheidungen:
- Ankerheuristik: Die gegenwärtigen Wahrnehmungen z.B. von hohen resp. niedrigen Börsenkursen werden für die Zukunft vereinfachend weiter erwartet.
- Selbstüberschätzung der eigenen Fähigkeiten, Kenntnisse, Einflussnahme, und Beobachtungen. Das reicht vom Autofahren, über die Geldanlage bis zur eigenen Gesundheit!
- Verzerrung in Richtung des Vorhandenen, selbst wenn es objektiv messbar schlechter ist als die Chancen aus Veränderungsprozessen.
- Verzerrungen in Richtung Verlustvermeidung.
- Verzerrungen in Richtung der eigenen Umgebung: z.B. werden deutsche Aktienunternehmen sicherer wahrgenommen als ausländische.
- Setzung falscher Prioritäten: Wichtige Themen (z.B. Investmentstil) erfahren relativ zu wenig Beschäftigung im Vergleich zu Kleinigkeiten (Tagesaktuelle Börsennews).
Daniel Kahnemann ist Psychologe und erhielt für seine bahnbrechende Arbeit im Jahre 2002 den Wirtschaftsnobelpreis. Denkstein in Richtung der nächsten Anlageentscheidung!