Das Leben der Bauern ist längst nicht mehr so idyllisch wie hier beim Almabtrieb

Folgen der Konzentration in der Lebensmittelbranche Milchpreis sinkt existenzbedrohend

Was den Verbrauchern freut, wird für viele Milchbauern zur akuten Existenzbedrohung - der niedrige Milchpreis. Binnen eines Jahres ist der Liter-Preis von einem Euro auf 46 Cent gesunken und hat sich damit mehr als halbiert. Marktbeobachter machen für den Preisverfall unter anderem die Konzentration in der Lebensmittelbranche verantwortlich.

Dabei kommt vom Endpreis für Milch nur der geringere Teil bei den Milchbauern an. Sie erzielen derzeit oft weniger als 20 Cent pro Liter beim Verkauf an die Molkerei. Vereinzelt liegt die Vergütung sogar unter 15 Cent. Nur Bio-Bauern erhalten für ökologisch erzeugte Milch nach wie vor um die 50 Cent. An ihnen geht der niedrige Milchpreis erst einmal vorbei.

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Die Milchschwemme und enttäuschte Erwartungen 

Wenn sich Preise bewegen, ist das normalerweise Folge eines veränderten Verhältnisses von Angebot und Nachfrage. Das gilt auch im Fall der Milch. Die heimische Nachfrage dürfte zwar stabil sein, doch die Landwirte hatten nach dem Wegfall der EU-Milchquoten ihre Produktionskapazitäten zunächst kräftig ausgebaut. Es war vor allem die Hoffnung auf neue Absatzmärkte in Russland und Fernost, die dahinter stand. Doch diese Träume vom Exportwunder Milch haben sich zerschlagen, seit Russland in Reaktion auf die westlichen Embargo-Maßnahmen Landwirtschafts-Einfuhren aus der EU stoppte. Und auch die Erwartungen an China erfüllten sich nicht. 

Die zusätzliche erzeugte Milch strömt daher verstärkt auf den heimischen Markt, was automatisch auf die Preise drückt. Hinzu kommt beim Milchmarkt auch noch ein strukturelles Problem. Die Vielzahl der Milchbauern sieht sich auf der Nachfrageseite einer starken Marktmacht gegenüber. Ihre Vertragspartner sind nämlich nicht die Endverbraucher, sondern die Molkereien, die wiederum den Lebensmittelhandel beliefern. Erst über diese beiden Stufen kommt die Milch beim Käufer im Supermarkt an. 

Die Vielzahl der Milchbauern sieht sich auf der Nachfrageseite einer starken Marktmacht gegenüber."

Marktmacht trifft auf viele Anbieter 

Sowohl im Bereich der Molkereien als auch des Lebensmittelhandels beherrschen wenige große Unternehmen den Markt. Die Verhältnisse sind fast spiegelbildlich. DMK, Müller, Arla Foods und Friesland Campina sind bei Molkerei-Produkten dominierend. Im Lebensmittelbereich halten Lidl, Aldi, Rewe und Edeka rund 85 Prozent Marktanteile. Die jüngste Entscheidung von Bundeswirtschaftsminister Gabriel, die Fusion von Edeka und Kaiser's Tengelmann zu erlauben, hat diese Konzentration nochmals verstärkt. Die geballte Marktmacht wirkt sich in Preisverhandlungen zu Lasten der schwächeren Seite aus - und das sind die Milchbauern. 

Die können nicht ohne weiteres ihre Produktion nach unten fahren. Sie erzeugen weiter Milch, solange ihnen das zumindest Liquidität beschert, auch wenn das nicht kostendeckend ist. Irgendwann wird der Milchpreis wieder steigen - so ihre Hoffnung. Bis es soweit ist, wird mancher Betrieb aufgegeben haben.

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