Tabak- und Alkoholkonzerne Mit Laster-Aktien Geld verdienen
Geld verdienen mit Tabak, Alkohol und anderen Dingen, die inzwischen kritisch hinterfragt werden - das kann sich sehr rentieren. Forscher der London Business School haben sich eingehender mit der Performance solcher "Spezialwerte" befasst und kamen dabei zu überraschenden Ergebnissen.
Tatsächlich meiden immer mehr Investoren solche Geldanlagen. Im Zeitalter nachhaltiger und ethisch "sauberer" Investments fallen Tabak-, Alkohol- und andere "kritische" Werte vielfach durch das Kriterienraster. Sie werden daher nicht mehr in Fondsportfolios aufgenommen und auch institutionelle Investoren zeigen sich mehr und mehr zurückhaltend. Die Liste solcher Unternehmen ist lang. Sie reicht von den Genussmittelproduzenten über die Rüstungsindustrie bis hin zu Branchen, die sich durch exzessiven Ressourcenverbrauch, schädliche Emissionen oder umweltkritische Technologien auszeichnen.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Warum "Paria"-Titel besser performen
An der London Business School wurde jetzt einmal exemplarisch die Performance amerikanischer Tabakaktien im Vergleich zum Gesamtmarkt für einen langen Zeitraum untersucht. Das Ergebnis: wer im Jahr 1900 einen Dollar in Tabakwerte investiert hätte, stünde jetzt mit 6,2 Mio. Dollar da. Beim Vergleichsinvestment in den "Gesamtmarkt" fiel das Resultat im Gedankenspiel mit 32.000 Dollar dagegen bescheiden aus. Bereits eine frühere Studie hatte nachgewiesen, dass die Rendite von Tabak-, Alkohol- und Glücksspielaktien im Schnitt rund 3,5 Prozent-Punkte über dem Gesamtmarkt liegt.
Wen ethische Bedenken nicht anfechten, für den kann der Einstieg in solche "Paria"-Titel durchaus lohnend sein. Doch wie lässt sich deren Über-Performance erklären? Es gibt hierfür mehrere mögliche Ansätze:
- da ist einmal das Gesetz von Angebot und Nachfrage: dadurch, dass inzwischen viele Investoren diese Papiere meiden, sind sie relativ billig zu haben. Sie haben daher ein attraktives Kurs-Gewinn-Verhältnis und die Dividendenrendite kann sich vielfach sehen lassen;
- in vielen "kritischen" Branchen gelten umfassende Regulierungen und Kontrollen, die Neulingen den Einstieg schwer machen. Bestehende Unternehmen profitieren trotz restriktiver Auflagen davon, zumal sie recht sicher sein können, dass der Staat es mit der Strangulierung nicht zu weit treiben wird, weil ihm lukrative Steuereinnahmen entgehen könnten.
- häufig sind die betreffenden Wirtschaftszweige durch oligopolistische Strukturen gekennzeichnet, bei denen wenige Anbieter den Markt dominieren. Auch das begünstigt die Erzielung überdurchschnittlicher Gewinne.
Vergangener Erfolg keine Aussage für die Zukunft
Allerdings sollte man bei den Performance-Messungen nicht vergessen, dass es sich um Vergangenheits-Betrachtungen handelt. Hier gilt, dass das was heute verpönt ist oder kritisch bewertet wird, früher zum Teil ganz anders gesehen wurde. Unternehmen konnten daher damals auch unter anderen, günstigeren Rahmenbedingungen agieren und erfolgreich sein. Auch das erklärt ihre guten Ergebnisse, ist aber keine Garantie für zukünftige Über-Performance.