Pulver der Zentralbank verschossen Mr. Nullzins und die Folgen
Die Zinsen bleiben niedrig - zumindest bis 2020. Die EZB behält ihre Geldpolitik bei, ihr Präsident Mario Draghi wird als Mr. Nullzins in die Geschichtsbücher eingehen, sein potenzieller Nachfolger steht vor einer großen Aufgabe.
Vor knapp acht Jahren wurde Mario Draghi zum Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) gekürt - und senkte prompt die Leitzinsen für den Euro-Raum. Es brauchte nicht lange, bis die Leitzinsen bei null ankamen, für Einlagen müssen Banken sogar Strafzinsen bezahlen. Zusammen mit den gleichzeitigen Billionen schweren Anleihekäufen sollte das Wirtschaftswachstum angekurbelt werden.
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EZB: Aufgeblähte Bilanzen und negative Realzinsen
Die zog auch kräftig an, fünf Jahre lange brummte der europäische Wirtschaftsmotor - eine Zinsanhebung fand jedoch zum Ärger der privaten Sparer nicht statt, sichere Geldanlagen kosten unter dem Strich Geld, statt eine Rendite einzubringen. Nun stottert der Motor, die Wirtschaft im Euro-Raum schwächelt und die Inflation liegt unter den geforderten Raten. Die wird jedoch benötigt, um der Schuldenlast überhaupt noch Herr werden zu können. Nun sollen die Zinsen also extrem niedrig bleiben, erst nach dem Ausscheiden des EZB-Präsidenten könnte es zu einer Veränderung kommen - und dann ist es Ende Oktober 2020.
Wer auch immer ihm nachfolgen wird, sieht sich mit einer aufgeblähten Bilanz konfrontiert. Die Handlungsoptionen sind somit drastisch eingeschränkt, sollte die Wirtschaft nicht wieder in Schwung kommen. Wohin sollten die Zinsen denn noch abgesenkt werden? Zumal Draghi versichert, dass weder ein Negativzins noch ein erneutes Anleihekaufprogramm thematisiert worden wären.
Die Zinsen sollen so extrem niedrig bleiben, erst nach dem Ausscheiden des EZB-Präsidenten (Ende Oktober 2020) könnte es zu einer Veränderung kommen."
Die FED hat schon erhöht
Das Pulver scheint im Euroraum schon verschossen, während die FED schon vor drei Jahren mit der Zinsanhebung begonnen hat und mittlerweile 2,5 Prozent erreicht hat. Hier ließe sich also bei Rezession wieder gegensteuern. Die EZB steht im Vergleich dazu ziemlich schlecht da, was nicht zuletzt der Schuldensituation in den südlichen Mitgliedsländern geschuldet sein dürfte: Höhere Zinsen können diese nämlich ebenso wenig stemmen wie die dortigen, teilweise mit faulen Krediten vollgepackten Banken.
Unter dem Strich findet also eine massive Umverteilung statt - und zwar weg von den Sparern hin zu den Schuldnern. Wenn Mario Draghi die Geschäfte an seinen Nachfolger/seine Nachfolgerin übergibt, wird er zwar als Mr. Nullzins in die Geschichte eingehen, aber die Probleme letztendlich nur verschleppt haben. Ein historisches Erbe sieht anders aus.