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Finanzlexikon Mythen und Realität: Private Equity

Private Equity als Zugang zu den geheimen Renditen der Reichen

Private Equity übt eine besondere Faszination aus. Die Vorstellung, in exklusive Deals jenseits der Börse investieren zu können, zieht vermögende Privatpersonen ebenso an wie institutionelle Investoren. Berichte über zweistellige Renditen und spektakuläre Unternehmensverkäufe nähren den Mythos, Private Equity sei der geheime Renditebooster, der nur den Reichen offensteht. Doch wie sieht die Realität aus? Der Rückblick zeigt: Private Equity kann in der Tat hohe Gewinne bringen – aber nicht ohne Risiken, Kosten und große Streuung.

Der Mythos von den überlegenen Renditen

Der Mythos beruht auf drei zentralen Annahmen:

Diese Narrative haben die Anlageklasse zur „Königsklasse“ für große Pensionsfonds, Stiftungen und Family Offices gemacht.

Realität im historischen Rückblick

Die Datenlage ist differenziert.

  • Laut Cambridge Associates erzielten globale Private-Equity-Fonds in den letzten 20 Jahren durchschnittlich 11–12 % pro Jahr – höher als Aktien, aber nicht immer.
  • Die Spreizung ist enorm: Die besten 25 % der Fonds erreichen Renditen deutlich über 20 %, während die schlechtesten Fonds unter den Aktienmärkten bleiben.
  • Die vermeintliche Stabilität ist oft eine optische Täuschung: Weil Beteiligungen nicht täglich gehandelt werden, wirken sie weniger volatil. Real ist das Risiko aber vergleichbar mit Aktieninvestments.

Die Realität lautet: Private Equity kann outperformen, aber nicht systematisch und nicht für jeden.

Strukturelle Probleme und Risiken

  • Illiquidität: Kapital ist oft 10–12 Jahre gebunden. Ein Ausstieg vorzeitig ist kaum möglich oder nur mit Abschlägen.
  • Hohe Gebühren: Typisch sind 2 % Managementgebühr plus 20 % Gewinnbeteiligung („2 und 20“). Selbst bei guten Fonds frisst das einen erheblichen Teil der Rendite.
  • Selektionsrisiko: Der Zugang zu Top-Fonds ist stark limitiert. Durchschnittliche Fonds liefern oft nur Durchschnittsrenditen – bei höherem Risiko.
  • Hebelung: Viele Private-Equity-Deals arbeiten mit hohem Fremdkapitaleinsatz. In guten Zeiten steigert das die Gewinne, in schlechten Zeiten die Verluste.

Private Equity in Krisen

Der Mythos von den „geheimen Renditen der Reichen“ lebt von Einzelfällen. Die Realität ist: Private Equity ist ein komplexes, riskantes, aber potenziell lohnendes Segment – für jene, die Zugang haben und Geduld mitbringen."

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Private Equity keineswegs krisenfest ist:

  • Finanzkrise 2008: Viele Beteiligungen verloren massiv an Wert, Fonds mussten Beteiligungen länger halten als geplant.
  • Corona-Krise 2020: Zahlreiche Unternehmen litten, insbesondere im Einzelhandel und in der Reisebranche. Private-Equity-Fonds mussten Liquidität bereitstellen, um Ausfälle zu verhindern.
  • Dennoch: Erfolgreiche Fonds konnten in diesen Phasen günstig zukaufen – was später überdurchschnittliche Gewinne brachte.

Psychologische Dimension

Warum hält sich der Mythos so hartnäckig?

  • Exklusivität: Der Zugang ist meist auf institutionelle Investoren oder sehr vermögende Privatpersonen beschränkt. Schon das weckt das Gefühl, hier müsse „etwas Besonderes“ zu holen sein.
  • Storytelling: Erfolgsgeschichten von milliardenschweren Exits werden medienwirksam verbreitet, während schwache Fonds kaum Beachtung finden.
  • Illusion der Glätte: Weil es keine täglichen Kurse gibt, erscheint Private Equity weniger schwankungsanfällig – ein psychologischer Vorteil, der das Risiko verschleiert.

Fazit

Private Equity ist weder ein garantierter Renditebooster noch eine reine Illusion.

  • Ja, die Anlageklasse kann überdurchschnittliche Renditen liefern. Top-Fonds schlagen Aktienmärkte oft deutlich.
  • Nein, das gilt nicht für alle. Durchschnittliche Fonds liegen nach Kosten häufig nicht über dem Markt.
  • Es bleibt eine Anlage für Geduldige und Kapitalstarke. Illiquidität, Kosten und Zugangsbeschränkungen machen sie für Kleinanleger kaum geeignet.

Der Mythos von den „geheimen Renditen der Reichen“ lebt von Einzelfällen. Die Realität ist: Private Equity ist ein komplexes, riskantes, aber potenziell lohnendes Segment – für jene, die Zugang haben und Geduld mitbringen.

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