Japan senkt Zinsen weiter Nach Niedrigzinsen nun Negativzinsen
Recht überraschend hat die japanische Zentralbank vergangene Woche erstmals Negativzinsen in einem geldpolitisch relevanten Segment eingeführt. Das Zinssignal hat die Börse in Tokio beflügelt, bedeutet es doch einen weiteren Impuls für die Fortdauer der Niedrigzinsen.
Nicht nur wegen der japanischen Zinssenkung befinden sich die Renditen vieler Staatsanleihen seit Jahresbeginn im Rückzug. Anleihen mit höheren Risiken sind dagegen unbeliebter geworden. Begründet wurde die Zinsentscheidung mit dem Ölpreisverfall und der niedrigen Inflation, der Unsicherheit über die weitere Entwicklung Chinas und anderer Schwellenländer sowie mit der Instabilität der Finanzmärkte. Die japanische Inflationsrate lag zuletzt bei 0,2 Prozent, die Prognose für das kommende Fiskaljahr wurde schon von 1,4 Prozent auf 0,8 Prozent zurückgenommen. Vom angestrebten Inflationsziel von 2 Prozent ist man weit entfernt. Das erhofft man jetzt wenigstens bis zum Sommer 2017 zu erreichen.
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Ein Schritt mit Signalwirkung
So unerwartet der Zinsschritt kam, besonders spektakulär ist er nicht. Die japanische Notenbank vollzieht mit den Negativzinsen lediglich Entscheidungen nach, die andere Notenbanken wie EZB oder Schweizer Nationalbank schon länger getroffen haben. Auch bei der Ausgestaltung zeigt man sich vorsichtig. So gelten die Negativzinsen nur im Bereich der von den Banken bei der Notenbank gehaltenen Einlagen. Auch in dieser Hinsicht folgt man dem europäischen Vorbild. Dabei wurden nicht einmal alle Bankreserven mit Negativzinsen belegt, sondern nur ein genau umrissener Teil. Ob die Entscheidung über die Signalwirkung hinaus Effekte zeigen wird, ist erst einmal abzuwarten.
Tatsächlich zeigt sich seit Jahresbeginn bei Staatsanleihen vieler Industrieländer ein sich verstärkender Trend zu Niedrigzinsen."
Ende der Niedrigzinsen nicht in Sicht
Tatsächlich zeigt sich seit Jahresbeginn bei Staatsanleihen vieler Industrieländer ein sich verstärkender Trend zu Niedrigzinsen. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere ist in Ländern wie den USA, Großbritannien, Deutschland und - aktuell besonders ausgeprägt - Japan spürbar zurückgegangen. Darin kommt die stark gewachsene Unsicherheit über die Perspektiven der Weltkonjunktur zum Ausdruck. Die Zuversicht ist spätestens mit dem chinesischen Börsenbeben zum Jahresauftakt ins Wanken geraten. Durch dieses Ereignis haben Renditen von Risikoanleihen einen Sprung nach oben gemacht. Anleger sind offenbar risikosensibler geworden und fordern höhere Risikoprämien.
Mit der jüngsten Zinsmaßnahme der japanischen Notenbank erhält der weltweit auf Niedrigzinsen getrimmte geldpolitische Kurs einen weiteren Impuls. Einzig die amerikanische Fed ragt mit ihrer Leitzinsanhebung im Dezember aus diesem Bild heraus. Doch hält man sich inzwischen auch hier bedeckter. Ob dem US-Zinsschritt weitere Erhöhungen in diesem Jahr folgen werden, wie zunächst avisiert, erscheint angesichts der kritischen Gesamtlage immer unsicherer. Derzeit spricht mehr dafür, dass die lockere Geldpolitik weltweit nochmal einen Zahn zulegt. Ein Ende der Niedrigzinsen kommt damit nicht in Sicht.