Geldanlage als Erlebnis mit Adrenalin-Kick

Spekulation ist angesagt Neue Anlegergruppe

Früher wurden Geldanlagen vielfach mit langer Perspektive und mit Fokus auf Hausbau, Kinder und Altersversorgung getätigt. Sicherheit war wichtiger als Rendite. Doch das scheint immer weniger zu gelten. Die britische Finanzaufsicht hat einen neuen Anlegertypus identifiziert, der ganz anders agiert. Er könnte bald auch in Deutschland verstärkt auftreten.

Bei diesen Anlegern handelt es sich in der Regel um Menschen in der ersten Lebenshälfte, oft jünger als 40 Jahre alt. Sie setzen Geld vorwiegend spekulativ ein - in der Erwartung eines schnellen, überdurchschnittlichen Gewinns. Anlageerfahrungen sind nur begrenzt vorhanden, das eigene Selbstbewusstsein ist dagegen hoch entwickelt. Auf guten und kompetenten Rat meint man verzichten zu können. Dafür wird häufig auf das gesetzt, was in sozialen Netzwerken kursiert, oder auf das eigene "Bauchgefühl".

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Geldanlage als Erlebnis mit Adrenalin-Kick

Charakteristisch für den neuen Anlegertypus ist hohe Risikobereitschaft. Hochriskante Anlagen wie Kryptowährungen oder ausgesprochen spekulative Titel mit wenig Substanz sind "in". Traditionelle Empfehlungen zum "richtigen" Investieren und einem angemessenen Verhältnis von Rendite und Risiko werden dagegen ignoriert, sofern sie überhaupt bekannt sind. Vielfach werden Risiken akzeptiert, weil die Gefahr gar nicht bewusst ist. Man hat bisher noch keine ernsten Verlusterfahrungen gemacht.

Für den "neuen Anleger" ist überhaupt rationales Handeln bei Geldanlagen weniger relevant. Es geht nicht nur um Vermögensmehrung, sondern um den "Kick", den Adrenalin-Stoß oder das Erlebnis, wenn die Kurse neue Höhen erklimmen oder ins Zittern geraten. Spekulation als Event in einem eintöniger gewordenen Alltag.

Tatsächlich scheint die Pandemie diese Art des Anlageverhaltens beflügelt zu haben. Über die Gründe kann man mutmaßen: im Homeoffice steht mehr Zeit für "Nebenaktivitäten" bei der eigenen Arbeit zur Verfügung, Alternativen zur Freizeitgestaltung sind stark eingeschränkt und anderweitiges Geldausgeben ist schwierig geworden. Es ist viel Geld "zum Zocken" vorhanden.

Etliche Kurse haben sich von ihrem "wahren Wert" abgekoppelt."

Wenn der Höhenrausch endet

Es sind wohl auch solche Anleger, die bei Bitcoins & Co. seit Monaten einen Höhenrausch bewirken und den Aktienbörsen immer neue Rekorde bescheren. Etliche Kurse haben sich von ihrem "wahren Wert" abgekoppelt und sind "blasig" geworden.

Der neue Anlegertypus ruft auch manche Scharlatane auf den Plan, die geradezu phantastische Aussichten versprechen. Eine Botschaft, die gerne gehört wird - bis die Phantasie an der Realität scheitert und die neue Anlegergeneration durch die gleiche harte Schule muss, die die Vorgängergeneration mit der dotcom-Blase Anfang des Jahrtausends bereits durchlaufen hat.

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