Bis neue Wohnungen entstehen, dauert es einige Jahre

Neue Strategien der Städte Neue Wohnungsbaugesellschaften werden gegründet

In Berlin läuft derzeit eine Initiative für ein Volksbegehren, das die Enteignung privater Wohnungsgesellschaften in der Hauptstadt fordert. Auch sonst hat die Enteignungs-Diskussion im Zusammenhang mit Wohnungsnot an Dynamik gewonnen. Einige Städte gehen einen anderen Weg: sie gründen neue Wohnungsbaugesellschaften.

Damit findet eine bemerkenswerte Trendumkehr statt. Nach Jahren, in denen sich Kommunen praktisch komplett aus dem Wohnungsbau zurückgezogen hatten, kehren sie wieder an den Markt zurück. Damit soll ein Gegengewicht zu steigenden Mieten und zur Spekulation mit Wohnraum geschaffen werden.

Verkauf unter anderen Voraussetzungen

Der große Ausverkauf der kommunalen Wohnungsunternehmen hatte nach der Jahrtausendwende begonnen. Damals krankte die deutsche Wirtschaft an verschleppten Strukturreformen. Die Kommunen drückten hohe Schuldenberge und Soziallasten. Der Verkauf der Wohnungsbaugesellschaften bot ein probates Mittel, um frisches Geld in die leeren Kassen zu spülen und Schulden abzubauen. Viele kommunale Wohnungsunternehmen standen überdies im Ruf, schlecht gemanagt zu sein. Die Privatisierung sollte für mehr Professionalität sorgen.

Damals war nicht zu ahnen, dass das Wohnen in der Stadt wieder attraktiv werden würde und eine lange anhaltende gute Konjunktur zahllose neue Arbeitsplätze in Ballungsgebieten schaffen würde. Auch die millionenfache Zuwanderung durch Arbeitsmigration und Flüchtlinge war in dieser Dimension kaum vorauszusehen. Nach Jahren der Stagnation wächst die Bevölkerung deutscher Städte deutlich. Dadurch wird vorhandener Wohnraum automatisch knapper und teurer.

Keine schnelle Entlastung, dennoch Erfolgsaussichten

In Bayern hat sich das Land der Wohnungsbau-Frage angenommen. Hier wurde im vergangenen Jahr die "BayernHeim" als Wohnungsbaugesellschaft gegründet und mit 500 Mio. Euro Startkapital ausgestattet. Sie soll bis 2025 10.000 neue Wohnungen in Bayreuth, Fürth und München errichten. Kiel und Paderborn sind weitere Beispiele für neue Wohnungsunternehmen in kommunaler Verantwortung. Aber auch einige Landkreise und kleinere Städte sind bereits aktiv geworden. Oft handelt es sich um Kommunen in Ballungsgebieten und "Speckgürtel"-Lage von Großstädten, wo großer Wohnungsdruck herrscht.

Nach Jahren der Stagnation wächst die Bevölkerung deutscher Städte deutlich."

Schnelle Entlastung ist durch diese Maßnahmen nicht zu erwarten. Bis neue Wohnungen entstehen, dauert es einige Jahre. Und mit äußerst knappem Bauland, hohen Grundstückspreisen und gestiegenen Baukosten müssen auch die kommunalen Wohnungsunternehmen kalkulieren.

Immerhin wird damit erstmals ein Ansatz beschritten, der mehr Wirkung verspricht als ständig novellierte Mietpreis-Bremsen oder unrealistische Enteignungs-Forderungen. Diese Aktivitäten stehen eher für Symbol-Politik.

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