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Finanzlexikon Offene vs. geschlossene Fonds

Investmentfonds sind ein zentrales Instrument des modernen Vermögensaufbaus. Sie ermöglichen es privaten wie institutionellen Anlegern, ihr Kapital gebündelt und professionell verwaltet in verschiedene Anlageklassen zu investieren.

Dabei werden zwei Hauptformen unterschieden: offene und geschlossene Fonds. Beide Modelle verfolgen das Ziel, Anlegerkapital zu bündeln und in renditeträchtige Projekte oder Wertpapiere zu investieren – doch sie unterscheiden sich grundlegend in ihrer Struktur, Funktionsweise, Liquidität und Regulierung.


Was sind offene Fonds?

Offene Fonds zeichnen sich dadurch aus, dass Anleger jederzeit Anteile zeichnen oder zurückgeben können. Sie haben eine unbegrenzte Laufzeit und bieten täglich die Möglichkeit, zum aktuellen Nettoinventarwert (NAV) in den Fonds ein- oder auszusteigen.

Diese tägliche Handelbarkeit macht offene Fonds besonders flexibel und für viele Anleger attraktiv.

In der Praxis investieren offene Fonds je nach Anlageschwerpunkt in Aktien, Anleihen, Immobilien oder Mischportfolios. Gemanagt werden sie von Kapitalverwaltungsgesellschaften, die gesetzlichen Anforderungen der Aufsicht – etwa durch die BaFin – unterliegen.

Für Privatanleger stellen offene Fonds die gängigste Form der Fondsanlage dar.

Typische Merkmale offener Fonds:

  • Keine feste Laufzeit, unbegrenzter Kapitalzugang.
  • Rückgabe der Anteile in der Regel täglich möglich.
  • Regulierung durch das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB).
  • Hohe Transparenz, regelmäßige Berichterstattung.

Besonders beliebt sind hierzulande Aktienfonds, Mischfonds sowie börsengehandelte Indexfonds (ETFs), die als Unterkategorie der offenen Fonds gelten.


Was sind geschlossene Fonds?

Geschlossene Fonds unterscheiden sich grundlegend in ihrer Struktur. Sie sammeln während einer festgelegten Platzierungsphase Kapital von Anlegern ein. Ist das geplante Zielvolumen erreicht oder der Platzierungszeitraum abgelaufen, wird der Fonds geschlossen – es können keine weiteren Anteile mehr erworben werden.

Das eingezahlte Kapital wird in der Regel in konkrete Projekte investiert – häufig in Immobilien, Flugzeuge, Schiffe, erneuerbare Energien oder Infrastruktur. Die Beteiligung erfolgt oft in Form einer Kommanditgesellschaft (KG), bei der der Anleger Mitunternehmer wird. Eine Rückgabe der Anteile während der Laufzeit ist nicht vorgesehen; ein Ausstieg ist meist nur über den Zweitmarkt möglich – oft mit Abschlägen.

Kernmerkmale geschlossener Fonds:

  • Feste Laufzeit, begrenztes Kapitalvolumen.
  • Keine Rückgabe während der Laufzeit, eingeschränkte Liquidität.
  • Investition in Einzelobjekte oder klar umrissene Projekte.
  • Beteiligung mit unternehmerischem Risiko.

Wegen der höheren Komplexität, des illiquiden Charakters und der größeren Verlustrisiken richten sich geschlossene Fonds vor allem an erfahrene Anleger mit langfristigem Horizont.


Chancen und Risiken im Vergleich

Die Unterschiede zwischen offenen und geschlossenen Fonds lassen sich auch in Bezug auf Chancen und Risiken klar herausarbeiten. Offene Fonds bieten eine deutlich höhere Liquidität und gelten als transparent und reguliert. Ihre Risikoprofile variieren je nach Anlageschwerpunkt, lassen sich jedoch durch breite Streuung und regelmäßiges Rebalancing oft gut steuern.

Geschlossene Fonds versprechen mitunter höhere Renditechancen, sind aber auch mit erheblichen Risiken verbunden – insbesondere, weil sie auf Einzelprojekten basieren und das eingesetzte Kapital langfristig gebunden ist. Die mangelnde Handelbarkeit erschwert es, auf unerwartete Entwicklungen zu reagieren. Zudem ist der Informationszugang während der Laufzeit eingeschränkter.


Regulatorischer Rahmen

Offene und geschlossene Fonds sind Ausdruck unterschiedlicher Anlagephilosophien. Die offenen Fonds folgen einem Prinzip der Flexibilität, Liquidität und breiten Streuung. Geschlossene Fonds hingegen setzen auf Konzentration, Langfristigkeit und oftmals höhere Renditeerwartungen bei größerem Risiko."

Offene Fonds unterliegen in Deutschland dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) und müssen von einer Kapitalverwaltungsgesellschaft mit entsprechender Zulassung verwaltet werden. Sie sind zur Veröffentlichung von Prospekten, Jahresberichten und Risikohinweisen verpflichtet. Der Anlegerschutz ist entsprechend hoch.

Für geschlossene Fonds galt lange Zeit ein lockererer Regulierungsrahmen. Erst seit der Umsetzung der AIFM-Richtlinie der EU (Alternative Investment Fund Managers Directive) in nationales Recht wurden auch sie stärker reguliert. Dennoch bleibt der Zugang komplexer, die Informationslage oft eingeschränkt und die Kontrolle durch die Aufsicht begrenzter als bei offenen Fonds.


Für wen eignet sich welcher Fondstyp?

Offene Fonds sind ideal für:

  • Sparer mit mittlerem bis langfristigem Anlagehorizont.
  • Anleger, die Flexibilität und Diversifikation suchen.
  • Personen, die regelmäßige Einzahlungen und Entnahmen wünschen.
  • Einsteiger, die eine transparente und liquide Anlageform bevorzugen.

Geschlossene Fonds eignen sich eher für:

  • Erfahrene Anleger mit Kenntnis spezifischer Märkte.
  • Investoren mit langfristiger Kapitalbindung und Risikotoleranz.
  • Personen, die nach Alternativen zu klassischen Börsenanlagen suchen.
  • Kapitalanleger, die gezielt in Sachwerte oder Infrastruktur investieren wollen.

Fazit: Zwei Modelle, zwei Philosophien

Offene und geschlossene Fonds sind Ausdruck unterschiedlicher Anlagephilosophien. Die offenen Fonds folgen einem Prinzip der Flexibilität, Liquidität und breiten Streuung. Geschlossene Fonds hingegen setzen auf Konzentration, Langfristigkeit und oftmals höhere Renditeerwartungen bei größerem Risiko.

Für Anleger gilt: Die Wahl des richtigen Fondstyps sollte nicht nur von Renditeerwartungen, sondern vor allem von der persönlichen Risikobereitschaft, Liquiditätsplanung und Erfahrung abhängen. In der Praxis können beide Fondsarten ihre Berechtigung haben – vorausgesetzt, sie werden richtig verstanden und im Portfolio sinnvoll eingebettet.

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