Die Schifffahrtskrise dauert an und fordert immer neue Opfer

Meinung des Branchenführers Maersk Schifffahrtskrise verschärft sich eher noch

Es ist noch nicht lange her, da galt die internationale Seeschifffahrt als Branche mit ungeahnten Wachstumschancen. Heute erscheint diese Zeit Lichtjahre entfernt. Die Schifffahrtskrise dauert an und fordert immer neue Opfer - zuletzt musste die traditionsreiche Hamburger Reederei Rickmers Insolvenz anmelden.

Dabei ist der Prozess der Konzentration und "Gesundschrumpfung" noch längst nicht zu Ende. Im Gegenteil - der Verdrängungswettbewerb könnte noch härter werden, glaubt man dem Branchenführer Maersk. Nach mehreren Fusionen und Übernahmen behauptet die dänische Reederei seit Jahren Platz 1 in dem harten Geschäft. Im Herbst soll die Hamburg Süd übernommen werden, ebenfalls eine Traditionsreederei.

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Mit der Finanzkrise begann die Schifffahrtskrise

Der Expansionskurs der Reedereien begann mit dem Aufstieg Chinas zur führenden Industrie- und Handelsnation ab den 1990er Jahren. Die Aussicht auf gigantische Warenströme mit dem Reich der Mitte als Ausgangs- oder Zielpunkt ließ die Perspektiven für den internationalen Seetransport in rosigem Licht erscheinen. Zudem entwickelte sich die Weltwirtschaft vielversprechend. Vor diesem Hintergrund gaben viele Reedereien neue Containerschiffe in Auftrag, die den zu erwartenden Nachfrageschub bewältigen sollten. 

Dann kam die Finanzkrise 2007/2008 und danach sah nichts mehr so aus wie zuvor. 2009 brach die Weltwirtschaft infolge der Krise deutlich ein und hat bis heute nicht wieder richtig an Schwung gewonnen. Und Chinas Wachstum ist seither deutlich abgeflacht mit ersten Zeichen konjunktureller Schwäche. Die optimistischen Wachstumsprognosen von vor der Finanzkrise erwiesen sich damit als überholt. Trotzdem wurden die in Auftrag gegebenen Schiffe fertiggestellt und haben inzwischen Fahrt aufgenommen. Die schon bestehenden Überkapazitäten bei Containerschiffen wurden dadurch noch größer und die Schifffahrtskrise ging erst richtig los

Nur große Reedereien können sich die Schiffsgiganten leisten." 

Zwang zu immer größeren Einheiten

Dabei gibt es einen geradezu ruinösen Zwang zu immer größeren Einheiten. Je größer ein Containerschiff ist, umso mehr kann transportiert werden und umso geringer werden die Kosten pro Transporteinheit. Wer wettbewerbsfähig bleiben will, muss daher Großschiffe in Dienst stellen. Die "Madrid Maersk" des Branchenführers ist mit 20.568 Containereinheiten das bisher größte Containerschiff, das Europa je erreicht hat. Noch größer ist die "OOCL Hong Kong" einer Reederei aus der ehemaligen britischen Kronkolonie mit 21.100 Einheiten - vermutlich nicht der letzte Rekord. 

Nur große Reedereien können sich solche Giganten leisten. Das erklärt den Konzentrationsprozess. Die fünf führenden Schiffstransporteure haben mittlerweile auf den wichtigen Ost-West-Routen einen Marktanteil von mehr als 60 Prozent. Je mehr kleinere und mittlere Reedereien verdrängt werden - sei es durch Übernahme oder Insolvenz -, umso mehr nähert sich die Marktstruktur einem Oligopol. Es bleibt abzuwarten, wo der ruinöse Wettbewerb enden wird.

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