Strengere Vorgaben für die Kreditvergabe

Folgen verschärfter Richtlinien Schwierig, einen Immobilien-Kredit zu bekommen

Die Zinsen sind niedrig wie nie und die EZB flutet den Markt weiter mit billigem Geld. In solchen Zeiten sollte es eigentlich kein Problem sein, einen Immobilien-Kredit zu erhalten. Doch neuerdings zeigen sich die Banken deutlich zurückhaltender, wenn es um die Kreditvergabe geht. Schuld sind rechtliche Vorgaben zur Kreditvergabe.

Zum 21. März wurden Vorschriften einer europäischen Richtlinie zu Immobilienkrediten in deutsches Recht umgesetzt. Die EU-Vorgaben haben eigentlich das Ziel, den Verbraucher vor dubiosen Kreditangeboten zu schützen, und sollen dazu beitragen, sich bei Immobilienfinanzierungen nicht zu übernehmen. Dazu werden die Kreditinstitute bei der Kreditvergabe künftig stärker in die Pflicht genommen. Sie müssen ab sofort strengere Kriterien bei der Kreditwürdigkeitsprüfung anlegen.

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Strengere Vorgaben für die Kreditvergabe 

Den Hintergrund der EU-Initiative bildeten negative Erfahrungen der Vergangenheit mit Immobilienfinanzierungen. Die leichtfertige Kreditvergabe durch viele Banken war ein Grund für die Bildung von Immobilienblasen in manchen europäischen Ländern - eine Entwicklung, die in der Finanzkrise Banken an den Rand des Zusammenbruchs brachten und viele Bauherren in die Überschuldung trieben. An den Folgen leidet Europa bis heute. 

Dem sollen die neuen Vorschriften vorbeugen. So ist jetzt darauf zu achten, dass der Kreditnehmer sein Darlehen innerhalb seiner statistischen Lebenserwartung tilgen kann. Bei der Kreditvergabe dürfen auch erwartete Wertsteigerungen beim Objekt im Zeitablauf nicht mehr berücksichtigt werden. Stattdessen ist stärker auf das tatsächliche Einkommen und Vermögen des Kreditnehmers zu achten. Dabei ist nicht nur die Situation zum Zeitpunkt der Kreditvergabe zu berücksichtigen, die Banken sollen verstärkt auch Prognosen über die weitere Entwicklung in ihre Kreditentscheidungen einbeziehen. Etliche Institute haben im Hinblick auf die neue Rechtslage bereits ihre Kreditrichtlinien überarbeitet. 

Kreditinstitute müssen ab sofort strengere Kriterien bei der Kreditwürdigkeitsprüfung anlegen."

Immobilien-Kredit: Banken fürchten übermäßige Beschneidung 

Und so wundert sich mancher Kreditnehmer, der derzeit einen Immobilien-Kredit von seiner Bank wünscht, dass trotz guter Bonität im Unterschied zu früher deutliche Zurückhaltung gezeigt wird. Die Banken selbst sind mit der Situation wenig zufrieden. Dem Vernehmen nach soll bereits eine Stellungnahme der deutschen Kreditwirtschaft in Vorbereitung sein, die auf die übermäßige Beschneidung der Kreditvergabe durch die neuen Vorschriften hinweist. Schließlich wird damit auch eine Möglichkeit zur Erzielung von Erträgen restringiert. Nicht jedes Institut setzt denn auch die Richtlinien-Vorgaben in gleicher Weise um. Es gibt wohl "großzügigere" und "strengere" Auslegungen. 

Die Situation erscheint paradox. Während die EZB über niedrige Zinsen und mehr Kredite versucht, die Konjunktur im Euro-Raum anzukurbeln, betreibt der EU-Gesetzgeber auf der anderen Seite genau das Gegenteil, indem er in einem wichtigen Kreditsegment die Kreditvergabe einschränkt. Eine in sich konsistente Politik sieht anders aus.

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