Veränderung der Zinsstrukturkurve Steigende Zinsen?
In diesen Tagen erwarten viele Experten eine baldige Zinswende in den USA. Zwar übt sich die amerikanische Notenbank-Chefin Janet Yellen weiterhin in kryptischen Äußerungen zu diesem Thema, doch gibt es starke Indizien, die für eine Erhöhung des US-Leitzinses noch in diesem Jahr sprechen. Dies hätte auch Auswirkungen auf die Zinsen und die Zinsstrukturkurve.
Die Zinsstrukturkurve zeigt die Zinssätze am Anleihemarkt in Abhängigkeit von den (Rest)laufzeiten. Im Normalfall gilt dabei die Regel: je länger die Laufzeit, umso höher sind die laufzeitbezogenen durchschnittlichen Zinssätze. Die Kurve steigt daher mit längeren Laufzeiten an. So verhält es sich derzeit an wichtigen Märkten, wie in den USA, Deutschland oder der Schweiz, wobei die Zinsniveaus und Steigungen jeweils durchaus unterschiedlich sind.
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Zinsen steigen mit der Laufzeit - nicht immer
Die niedrigen Leitzinsen der Notenbanken sorgen im Übrigen dafür, dass die Zinsstrukturkurve bei kurzen Laufzeiten am Nullpunkt oder - im Falle Deutschland und Schweiz - sogar darunter liegt. Mit der Laufzeit steigende Zinssätze sind relativ leicht zu erklären. Gläubiger müssen sich in diesem Fall länger binden und sind wegen der grundsätzlich unsicheren Zukunft üblicherweise nur dann dazu bereit, wenn sie dafür auch höhere Zinssätze erhalten. Dennoch gibt es durchaus Zinsstrukturen, die diesem Regelverlauf widersprechen. Eine inverse Zinsstruktur liegt zum Beispiel vor, wenn die Zinssätze mit steigenden Laufzeiten niedriger werden.
Solche "verkehrten" Verläufe kommen vor allem dann vor, wenn der Markt mit steigenden Notenbank-Zinsen rechnet. Auch flache oder "wellige" Zinskurven sind zu finden.
Bald inverse US-Zinsstruktur?
Noch sind die USA eindeutig von einer inversen Zinsstrukturkurve entfernt. Doch der Verlauf hat sich in Erwartung steigender Zinsen innerhalb des letzten Jahres schon sichtbar verändert. Am kurzen Ende sind die Zinsen tendenziell gestiegen, am längeren Ende dagegen gesunken. Die Zinsstruktur ist dadurch insgesamt flacher geworden. Dies könnte die Vorstufe eines inversen Verlaufs sein. Börsianer sehen inverse Zinsstrukturen sehr ungerne.
In diesen Tagen erwarten viele Experten eine baldige Zinswende in den USA."
Sie gelten als mögliches Signal für eine drohende Rezession und damit fallende Börsenkurse. In zahlreichen empirischen Untersuchungen wurde die Zinsstrukturkurve als ein entsprechend gut geeigneter Indikator für Konjunktur-Prognosen identifiziert. Auch hier kann ein Erklärungszusammenhang zwischen steigenden Zinsen, den Gewinnaussichten und der Investitionsbereitschaft von Unternehmen sowie der Konsumneigung privater Haushalte hergestellt werden.
Dennoch ist es sicher verfrüht, die Gefahr eines Wachstumseinbruchs in den USA an die Wand zu malen, zumal die Leitzinserhöhung noch nicht einmal erfolgt ist. Die skizzierten Zusammenhänge machen aber deutlich, auf welch schmalem Grat sich die bevorstehenden Zinsentscheidungen der Fed bewegen. Die Folgen werden nicht nur in den Vereinigten Staaten zu spüren sein.