Der Anteil der Superreichen am Einkommen ist heute geringer als vor 100 Jahren

Der französische Ökonom Thomas Piketty Steigt wirklich die wirtschaftliche Ungleichheit?

"Das Kapital im 21. Jahrhundert" - mit diesem Bestseller machte der französische Ökonom Thomas Piketty vor einigen Jahren Furore. Er behauptete in seinem Werk, was viele empfinden: die Ungleichheit auf der Welt werde immer stärker, die Reichen reicher und die Armen ärmer.

Nach heftiger Kritik an seinem Datenmaterial und den gezogenen Schlussfolgerungen musste Piketty seine Aussagen allerdings relativieren. Das hinderte sein Forschungsteam nicht, jetzt neue Zahlen zur Verteilungssituation auf der Welt vorzulegen. Danach stellen sich Ungleichgewichte zwischen Arm und Reich etwas differenzierter dar als in früheren Untersuchungen.

Ungleichheit - es kommt auf die Sichtweise an 

Am wenigsten Ungleichheit herrscht danach in Europa. Hier verfügten 2016 die reichsten zehn Prozent über 37 Prozent des Nationaleinkommens, in Nordamerika belief sich der Anteil auf 47 Prozent, im Nahen Osten sogar auf 61 Prozent. Auch auf längerfristige Veränderungen machen die Forscher aufmerksam. So sei die Ungleichheit in Nordamerika, in China, Indien und Russland in den letzten drei Jahrzehnten besonders sprunghaft gestiegen, während sie sich in Europa eher mäßig verändert habe. 

Nun sagen diese Veränderungen noch wenig über das durchschnittlich erreichte Wohlstandsniveau aus. Hier ist zu konstatieren, dass die Ungleichheit auf der Welt - zumindest im Schnitt - eher geringer als größer geworden ist. Die Abstände zwischen Industriestaaten, Schwellenländern und Entwicklungsländern haben sich tendenziell verringert. 

Die zehn Prozent Reichsten hierzulande verfügen über etwa 40 Prozent des Einkommens."

Das ist sicher eine positive Folge der Globalisierung. Wenn dennoch die Schere zwischen Arm und Reich in einigen Weltgegenden besonders drastisch auseinanderklafft, dann liegt das daran, dass einige wenige überproportional profitiert haben - dennoch haben die meisten mehr als früher. 

So sieht die Verteilung in Deutschland aus 

Bezogen auf Deutschland ergeben sich - wenig überraschend - ähnliche Zahlen wie für Europa. Die zehn Prozent Reichsten hierzulande verfügen über etwa 40 Prozent des Einkommens. Bemerkenswert ist der Einkommensverlust der ärmeren Hälfte der Bevölkerung. Erzielte sie in den 1960er Jahren noch gut ein Drittel des Einkommens, sind es jetzt nur noch 17 Prozent. Dabei sind allerdings Sozialtransfers nicht mitgerechnet. Vergleichsweise stabil zeigt sich die Mittelschicht. 

Das vielfach beklagte Abschmelzen des Mittelstands scheint sich nicht zu bestätigen. Auch sind Deutschlands Reiche auf lange Sicht nicht reicher geworden. Der Anteil der Superreichen am Einkommen ist heute geringer als vor 100 Jahren.

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