So dumm sind die Deutschen doch nicht Stupid German Money
Wenn manchmal von "Stupid German Money" die Rede ist, wird auf das vermeintlich törichte Anlageverhalten der Bundesbürger hingewiesen. Danach legt der Durchschnitts-Deutsche Geld bevorzugt im Inland an und dies so "sicher" als möglich - was auch heißt, ohne nennenswerte Rendite.
Ganz unzutreffend mag das nicht sein, aber es ist auch ein Zerrbild. Denn das deutsche Auslandsvermögen ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Es hat inzwischen die Rekordhöhe von 1,8 Billionen Euro erreicht, während das gesamte Volksvermögen mit 16,5 Billionen Euro beziffert wird. Einer aktuellen Analyse der Bundesbank zufolge wird im Ausland rentierlich investiert - sogar rentierlicher als umgekehrt Ausländer in Deutschland Geld anlegen.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Anleihen im Ausland rentieren besser als Aktien
Allerdings darf man die 1,8 Billionen Euro nicht überinterpretieren. Es handelt sich zunächst um eine Rechengröße, nämlich die Differenz zwischen deutschen Auslandsforderungen (8,4 Billionen Euro) und Auslandsverbindlichkeiten (6,6 Billionen Euro). Die sind in unterschiedlichem Kontext entstanden: unter anderem durch Kapitalströme, im Zusammenhang mit Im- und Exportgeschäften sowie Direktinvestitionen. Immerhin verfügt Deutschland damit nach Japan über das größte Auslandsvermögen weltweit, während die USA im Vergleich hoch verschuldet sind.
Betrachtet man das Auslandsengagement nach Anlageklassen, werden durchweg ansehnliche Renditen erzielt. Bezogen auf die Dekade 2008 bis 2017 schnitten Direktinvestitionen mit 5,2 Prozent Rendite am besten ab. Es folgen Anlagen in ausländischen Schuldverschreibungen mit 4,7 Prozent sowie Aktien und Investmentzertifikate mit 4,5 Prozent. "Renten" performen danach besser als Aktien - ein außergewöhnliches Faktum. Erklären lässt sich das mit Aktien-Kurseinbrüchen im Zuge der Finanzkrise und der Tatsache, dass Anleihen wegen der weltweiten Niedrigzinsen überdurchschnittlich hohe Werte aufweisen. Am schwächsten schneiden übrige Kapitalanlagen und Währungsreserven der Bundesbank mit 2,2 Prozent Rendite ab.
Das deutsche Auslandsvermögen hat die Rekordhöhe von 1,8 Billionen Euro erreicht."
Bald eine Billion Euro Target-Forderungen
Alles in allem rentieren die deutschen Auslandsanlagen mit 3,7 Prozent p.a.. Die deutschen Anlagen ausländischer Investoren bringen es dagegen nur auf 3,3 Prozent. Von den 1,8 Billionen Euro Auslandsvermögen entfallen 550 Milliarden Euro auf Direktinvestitionen, 350 Milliarden Euro auf Wertpapieranlagen.
Bald eine Billion Billion Euro machen Target-Forderungen der Bundesbank aus. Als Target-2 wird das von der Europäischen Zentralbank zusammen mit den europäischen Notenbanken betriebene Abwicklungssystem für grenzüberschreitenden Geldtransaktionen mit großen Beträgen bezeichnet. Hier stehen andere europäische Länder bei der Bundesbank "in der Kreide". Muss die Bundesbank diese gigantische Summe zukünftig abschreiben, mit horrenden Kosten für den Bundeshaushalt und damit für den Steuerzahler?