Immer mehr Versicherungsunternehmen schaffen dieses Produkt ganz ab

Lebensversicherungen werden unattraktiver Überschußbeteiligungen werden gekürzt

Die Kürzungsorgie nimmt Fahrt auf, die Branchengrößen bei den Lebensversicherungen streichen ihre Überschussbeteiligungen zusammen. Für den einstigen Altersvorsorge-Klassiker war die extreme Niedrigzinsphase der Todesstoß, einige Gesellschaften haben das Produkt aufgegeben.

Die klassischen Lebensversicherungen, die einst mit Garantiezinsen von vier Prozent und einer erfolgsabhängigen Überschussbeteiligung locker die Sieben-Prozent-Hürde reißen konnten, haben sich offenbar überlebt: Immer mehr Versicherungsunternehmen schaffen dieses Produkt ganz ab oder modifizieren es so, dass es sich überhaupt noch verkaufen lässt. Neben den Garantiezinsen, die im nächsten Jahr wohl auf 0,9 Prozent schrumpfen werden, kürzen die Versicherer nun auch die laufende Verzinsung um mindestens zehn Prozent.

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Klassische Lebensversicherungen als Auslaufmodell

Vor drei Jahren zog sich der Ergo-Konzern mit der drastisch reduzierten Überschussbeteiligung für seine Lebensversicherungsprodukte den Unmut der Verbraucher zu. Heute können die Verantwortlichen in aller Ruhe beobachten, wie die Branche nachrückt. Der Branchenprimus Allianz dampft die laufende Verzinsung ebenso von 3,1 auf 2,8 Prozent ein, wie das bei der AXA der Fall ist. Auch unter Berücksichtigung des Schlussüberschussanteils, der sich aus der anteiligen Bewertungsreserve und einem Sockelbeitrag zusammensetzt, kommen Versicherte bei Ablauf gerade einmal auf 3,4 Prozent, Ergo-Kunden können sich auf ganze 2,6 Prozent freuen. 

Wohlgemerkt: Diese Verzinsung gilt nur für den Beitragsanteil, der wirklich in den Anlagetopf fließen kann. Zuvor werden nämlich die Kosten für Verwaltung, Vertrieb und das Risiko des vorzeitigen Todesfalls abgezogen. Abhängig vom Anbieter und den Risikofaktoren kann dies durchaus zwischen 25 und 40 Prozent des Beitrags sein. Was generell ein ausgesprochen kostenintensives Produkt war, wird nun zur Anlagefalle. Schon die Erhaltung der eingezahlten Beiträge dient heutzutage als zugkräftiges Verkaufsargument.

Neue Tarifwelt für Lebensversicherungen - Erhalt der Beiträge als erklärtes Ziel

Die Allianz hat mit neuen Produkten auf die veränderten Marktbedingungen reagiert. Ursache für die Schwierigkeiten der Lebensversicherungen ist demnach der vollkommen am Boden liegende Anleihemarkt, auf dem sich keine Renditen mehr erwirtschaften lassen, die eine langfristige Zusage auf eine attraktive Garantieverzinsung erlauben würden. Um den schwierigen Spagat zwischen den für den Verkauf wichtigen Garantiezusagen und den schlechten Marktaussichten zu schaffen, wurden unter dem Namen "Perspektive" äußerst komplizierte Bedingungen entwickelt. Die höheren Kosten und niedrigeren Garantien rücken in den Hintergrund - bislang mit Erfolg.

Schon die Erhaltung der eingezahlten Beiträge dient heutzutage als zugkräftiges Verkaufsargument."

Es stellt sich allerdings die Frage, warum die Lebensversicherungen nicht von der Möglichkeit Gebrauch machen, ihren Aktienanteil im Anlagestock zu erhöhen, um die ausfallenden Renditen bei den Anleihen auszugleichen. Das wäre möglich, würde aber ein Umdenken erfordern - da geben einige ehemalige Branchengrößen wie die Debeka diese Sparte lieber gleich ganz auf.

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