Online-Portale mit erheblichen Problemen Unister als Symptom einer Branche
Als Unister-Gründer Thomas Wagner und drei weitere Personen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen, geriet eines der größten E-Commerce-Unternehmen in den Fokus der Öffentlichkeit. Jetzt hat der Insolvenzverwalter das Sagen.
So spektakulär wie die Geschichte des Aufstiegs von Thomas Wagner, ist auch der Tod des 38-jährigen Geschäftsmannes. Wagner, der in Leipzig Betriebswissenschaft studierte, gründete 2001 gemeinsam mit einem Kommilitonen ein Online-Portal. Zielgruppe der Unistergründer waren Studenten, die auf diesem Wege Studienplätze tauschen sollten und sich über Klausurthemen verständigen konnten. Doch das war lediglich der Anfang. Durch Zukäufe und Neugründungen wurde das Geschäft innerhalb weniger Jahre stark ausgebaut. Reisen, Immobilien, Finanzen, Automobilien - vieles fand unter dem Unisterdach Platz. Als Wagner ums Leben kam, starb der Chef eines der größten E-Commerce-Unternehmen Deutschlands. Zu diesem Zeitpunkt gehörten mehr als vierzig Online-Portale zum Unternehmen, das seinen Stammsitz in Leipzig hat.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Unister-Geschäftspraktiken immer wieder in der Kritik
Fast jeder, der gerne reist und beim Buchen von Flügen nach günstigen Tickets Ausschau hält, kennt Portale wie 'Ab-in-den-Urlaub' oder 'fluege.de'. Dass diese Unister-Portale so bekannt wurden, ist nicht zuletzt das Ergebnis teurer Werbekampagnen. Michael Ballack und Reiner Calmund sorgten dafür, dass die Werbebotschaften äußerst erfolgreich an den Mann und die Frau gebracht wurden. Zahlreiche Kunden, die auf der Suche nach einem günstigen Angebot ihren Flug oder eine Reise auf einem der Unisterportale buchten, wurden letztendlich bitter enttäuscht.
Zwar zeigten die Seiten günstige Flüge an, doch letztendlich mussten die Kunden deutlich mehr zahlen, als sie zunächst glaubten. Unter anderem sorgten teure Versicherungen, Kreditkartengebühren und Servicepauschalen immer wieder für Ärger. Teilweise waren die Angebote veraltet und die Kunden sollten einen höheren Preis akzeptieren oder für die Stornierung zahlen. Bei den Verbraucherzentralen türmten sich die Beschwerden der Kunden und es folgten Gerichtsverfahren.
Bei der Vermittlung von Flügen sind keine nennenswerten Gewinne zu erwirtschaften."
Ein Geschäftsmodell, unter dem auch Mitarbeiter leiden
Kenner der Branche wissen, dass bei der Vermittlung von Flügen keine nennenswerten Gewinne zu erwirtschaften sind. Unister versuchte sich gegen die Konkurrenz zu behaupten, indem es immer wieder neue Portale gründete, um mehr Kunden auf die eigenen Seiten zu locken. Solche Klon-Seiten lassen sich kostengünstig erstellen, da sie sich lediglich im äußeren Erscheinungsbild unterscheiden.
Das führte dazu, dass die verbliebenen Geschäftsführer sich kaum in der Lage sahen, das Geflecht zu entwirren und bereits 96 Stunden nach dem Tod des Gründers den Insolvenzantrag stellten. Und mehr als 1000 Mitarbeiter bangen um ihren Arbeitsplatz, obwohl viele von ihnen jahrelang unter dem Druck und dem Ärger mit unzufriedenen Kunden gelitten haben.
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