Finanzlexikon Value vs. Growth
Zwei Denkweisen, zwei Zyklen, ein Markt.
Kaum ein Gegensatz ist so grundlegend für die Aktienanlage wie der zwischen Value Investing und Growth Investing. Beide Strategien haben prominente Anhänger, überzeugende Argumente – und eine lange Historie.
Die Strategien unterscheiden sich nicht nur in ihrer Auswahl, sondern in ihrer grundsätzlichen Haltung zum Markt:
- Value sucht Sicherheit durch Substanz.
- Growth sucht Rendite durch Zukunft.
Value Investing – günstig einkaufen, geduldig bleiben
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Der Value-Ansatz, wie er durch Benjamin Graham und später Warren Buffett geprägt wurde, basiert auf der Idee, den inneren Wert eines Unternehmens zu ermitteln – und dann nur zu investieren, wenn der Marktpreis deutlich darunterliegt.
Typische Merkmale von Value-Aktien:
- Geringe Kurs-Gewinn-Verhältnisse
- Hohe Dividendenrenditen
- Solide Bilanzkennzahlen
- Oft reife, zyklische Branchen (z. B. Industrie, Banken, Energie)
Der Value-Ansatz ist rational, diszipliniert – aber auch geduldig. Denn unterbewertete Aktien bleiben oft länger unentdeckt, bevor der Markt sie neu bewertet.
Growth Investing – das Morgen heute bezahlen
Growth-Investoren orientieren sich an zukünftigen Erträgen. Sie kaufen Aktien von Unternehmen mit starkem Umsatz- und Gewinnwachstum, oft in jungen, dynamischen Branchen wie Technologie, Gesundheit oder Digitalisierung.
Merkmale von Growth-Aktien:
- Hohes erwartetes Gewinnwachstum.
- Oft kein oder nur geringer Gewinn heute.
- Hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse.
- Fokus auf Marktanteile, Skalierung, Innovation.
Growth ist nicht immer spekulativ, aber stark abhängig vom Vertrauen in die Zukunft. Enttäuschungen können teuer werden – doch wer richtig liegt, profitiert oft überdurchschnittlich.
Zyklen und Marktphasen: Mal gewinnt Value, mal Growth
Ob Value oder Growth – beide Strategien zielen darauf ab, überdurchschnittliche Renditen durch kluge Auswahl zu erzielen. Sie tun es auf unterschiedliche Weise, mit unterschiedlichen Instrumenten – aber mit dem gleichen Anspruch: Besser zu sein als der Markt."
Beide Strategien haben Phasen, in denen sie dominieren – je nach wirtschaftlicher Großwetterlage.
- In Aufschwungphasen mit niedrigen Zinsen und optimistischem Sentiment tendieren Anleger zu Growth: Zukunft zählt mehr als Gegenwart.
- In Krisenzeiten oder bei steigenden Zinsen wird Substanz wieder wichtiger: Value erlebt dann oft ein Comeback.
Ein extremes Beispiel war das Jahrzehnt nach der Finanzkrise: Growth – vor allem Tech-Werte – dominierte mit zweistelligen Jahresrenditen. Erst mit den Zinserhöhungen ab 2022 kam Value wieder stärker ins Spiel.
Kein Entweder-oder – sondern kluges Sowohl-als-auch
Anleger müssen sich nicht dogmatisch für eine Seite entscheiden. Beide Ansätze haben Berechtigung – und können sich im Portfolio sinnvoll ergänzen.
Ein mögliches Vorgehen:
- Value als stabilisierender Kern, mit regelmäßiger Dividende und geringer Volatilität.
- Growth als Renditetreiber, mit hohem Potenzial, aber höherem Risiko.
Wer langfristig denkt, fährt gut mit einer Mischung – angepasst an Risikobereitschaft, Anlageziel und Marktlage.
Fazit: Unterschiedliche Wege, gleiches Ziel
Ob Value oder Growth – beide Strategien zielen darauf ab, überdurchschnittliche Renditen durch kluge Auswahl zu erzielen. Sie tun es auf unterschiedliche Weise, mit unterschiedlichen Instrumenten – aber mit dem gleichen Anspruch: Besser zu sein als der Markt.

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