Besuchen Sie gelegentlich eine Spielbank und versuchen sich am Roulette-Tisch?

Auch Kapitalanleger sind betroffen Vergangene Zufallsereignisse haben keinen Einfluss auf die Zukunft

Besuchen Sie gelegentlich eine Spielbank und versuchen sich am Roulette-Tisch? Dann kennen Sie vielleicht die Strategie: Wenn mehrmals hintereinander eine schwarze Zahl "ausgekugelt" wurde, wird auf Rot gesetzt - weil irgendwann auch wieder Rot kommen muss. Wer so handelt, irrt. Und dieser Spielerirrtum ist nicht nur beim Roulette zu beobachten, sondern auch bei Kapitalanlagen.

Tatsächlich steigt beim Roulette die Wahrscheinlichkeit des Farbwechsels nicht, je öfter eine bestimmte Farbe gewinnt. Bei jedem Ingangsetzen des Roulette-Rads ist die Chance, dass eine rote oder schwarze Zahl gewinnt, immer wieder gleich groß, nämlich etwas weniger als 0,5 (wegen der "farblosen" Null). Der Ausgang einer vorhergehenden "Drehrunde" hat keinen Einfluss auf das Ergebnis der folgenden.

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Offenbar schwer zu akzeptieren 

Der menschliche Verstand tut sich offenbar schwer damit, das zu akzeptieren. Sonst ließe sich der Spielerirrtum nicht nur beim Roulette, sondern auch bei Würfelspielen oder Lotto-Tipps beobachten. Auch an der Börse ist er weitverbreitet. Hier glauben ebenfalls manche Akteure daran, besonders klug zu handeln, wenn sie auf Papiere setzen, die zuvor konsequent verloren haben - weil nach Verlusten irgendwann wieder ein Gewinn kommen muss, so die Annahme. Dabei gilt auch hier: Vergangene Kurse erlauben keine Vorhersagen über künftige. 

Ein interessanter Modellversuch 

Dieses menschliche "Fehlverhalten" ist sogar wissenschaftlich untersucht. An der Ostfalia-Hochschule in Wolfsburg wurden in einem Modellversuch 188 Teilnehmer getestet, denen man ein fiktives Kapital an die Hand gab, das in zwei Aktienwerte investiert werden konnte. 

Es macht keinen Sinn, Aktien zu erwerben oder daran festzuhalten, weil sie besonders schlecht abschneiden."

Mit dieser Ausgangssituation wurden insgesamt 15 Runden "durchgespielt", um das Teilnehmer-Verhalten zu beobachten. Dabei ging es nicht nur um den Spielerirrtum: 

  • Getestet wurde auch das sogenannte Herden-Verhalten: Wenn viele auf einen Wert setzen, folgen andere diesem Trend. Diese häufig anzutreffende Hypothese für Börsenverhalten konnte im Versuch nicht bestätigt werden. 
  • Dies gilt auch für das Status-quo-Verhalten: Dabei wird unterstellt, dass Anleger dazu tendieren, ihr Wertpapier-Engagement nicht zu verändern, auch wenn sie neue Informationen dazu erhalten. Diese Passivität resultiere aus der Angst, falsche Entscheidungen zu treffen, so die - im Versuch erwiesene irrige - These. 
  • Sehr gut ließ sich dagegen der Spielerirrtum nachweisen. Immer wieder kauften die Teilnehmer Aktien, die zuvor schlecht abgeschnitten hatten - und erlebten damit eine herbe Enttäuschung, weil ihr Gewinn-Kalkül nicht aufging. Das vermutete Kursmuster existierte nämlich schlicht und einfach nicht. 

Keinen Zusammenhang vermuten, wo keiner ist

Das sollte realen Börsen-Akteure zu denken geben. Es macht keinen Sinn, Aktien zu erwerben oder daran festzuhalten, weil sie besonders schlecht abschneiden. Die Chance auf Gewinne in der Zukunft verbessert sich dadurch statistisch nicht.

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