Über Geld redet man schließlich nicht

Es gibt sie, die Millionäre Verschwiegenheit der Reichen

Auf mehr als eine Million wird die Anzahl der deutschen Millionäre geschätzt, genaue Informationen liegen jedoch nicht vor. Was die Vermögenssteuer einst klar bezifferte, gilt heute als Rätsel.

Es kursieren Schätzungen zu den Vermögen der Reichen in Deutschland, klare Fakten sind jedoch Fehlanzeige: Selbst die Eigentümer großer Unternehmensgruppen können sich darauf verlassen, dass keine genauen Daten zu ihren Vermögen bekannt werden. Und darauf legen sie großen Wert, über Geld redet man schließlich nicht.

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Medien und Wirtschaft: Seriöse Daten gibt es nicht

Selbst das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wirft an dieser Stelle das Handtuch und verweist darauf, dass es lediglich Studien und Schätzungen dazu gibt, welches Vermögen das oberste Prozent oder auch die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung auf sich vereinen: Die Menschen, die dahinterstehen, genießen in Deutschland bei Bedarf eine komfortable Anonymität.

Der wesentliche Grund ist auf das Jahr 1997 zurückzuführen, als Deutschland die Vermögenssteuer trotz des nach wie vor geltenden Gesetzes abschaffte: Sie wird nicht mehr angewandt. Damit können sich sämtliche Erhebungen nur noch auf Umfragen und Schätzungen beziehen - mit allen Risiken und Nebenwirkungen selbstverständlich. Es werden nämlich nicht alle Vermögenskomponenten erfasst, wie etwa die Anzahl der Nobelkarossen, die keinen Eingang in die Statistiken findet. Darüber hinaus ist es eher unwahrscheinlich, bei einer solchen Befragung die wirklich Reichen überhaupt zu erwischen. Aktuell soll es rund 1,2 Millionen Menschen in Deutschland geben, die als Millionäre einzustufen sind - das sind 1,4 Prozent der gesamten Bevölkerung.

Deutsche bei Vermögensfragen ausgesprochen verschwiegen

Das DIW hatte im Jahr 2015 eine europäische Befragung zum Thema Reichtum durchgeführt: "Über Geld redet man nicht" - dieses Sprichwort gilt offensichtlich vor allem in Deutschland. Italiener und Franzosen waren da nämlich deutlich auskunftsfreudiger, mehr als die Hälfte der Befragten äußerte sich zum eigenen Vermögen. In Deutschland waren es nur 19 Prozent. 

Ein Prozent der Deutschen besitzt ein Drittel des Reichtums, zehn Prozent kommen sogar auf 60 Prozent."

Auch die Postbank widmete sich diesem Thema 2015 und bestätigte die Erkenntnisse, denn fast zwei Drittel stufen Geld als ein Tabuthema ein - mit einer klaren Tendenz: je reicher, desto schweigsamer.

Ein Prozent der Deutschen besitzt laut DIW ein Drittel des Reichtums, zehn Prozent kommen sogar auf 60 Prozent. Die untere Hälfte verfügt jedoch nur über 2,5 Prozent des gesamten Vermögens - inklusive Immobilien und Hausrat. Die EZB bestätigte die Schätzung. Selbst in Griechenland oder Spanien geht es der unteren Hälfte besser, sie kommt dort immerhin auf mehr als zwölf Prozent, was nicht zuletzt auf den im Vergleich zu Deutschland höheren Anteil an Immobilienbesitz zurückzuführen ist.

Man kann es drehen wie man will. Ausgewogen verteilt sind die Vermögen nicht und die Schere zwischen reich und arm wird größer. Die Unzufriedenheit, die dieses Ungleichgewicht bei der unteren Hälfte mit sich bringt, sollte nicht unterschätzt werden. Die letzten Wahlergebnisse zeigen, dass in vielen Ländern die politische Mitte bröckelt.

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