Wesentliche Vorteile des Schuldscheins sind seine hohe Flexibilität

Ein traditionelles Finanzierungsinstrument Was ist ein Schuldschein?

Schuldscheine vermutet man normalerweise im Zusammenhang mit privaten Schuldverhältnissen. Doch weit gefehlt, denn diese deutsche Besonderheit entwickelt sich zunehmend zu einem wichtigen Instrument in der Unternehmensfinanzierung. Der Schuldschein-Markt umfasst ein Milliarden-Volumen

Im Prinzip ist ein Schuldschein ganz simpel. Es handelt sich um eine Urkunde, in der der Schuldner sich verpflichtet, dem Gläubiger einen Geldbetrag zu zahlen. Dass dazu vorher ein Kredit gewährt wurde, ist nicht zwingend erforderlich, aber in der Regel der Fall. Für die Gestaltung besteht weitgehende Formfreiheit. Das BGB bestimmt lediglich, dass der Schuldner die Herausgabe des Schuldscheins verlangen kann, wenn die Schuld beglichen ist (§ 371 BGB).

Deutsche Spezialität - auch im Ausland geschätzt 

Ein Schuldschein ist kein Wertpapier, daher können Schuldscheine auch nicht an der Börse gehandelt werden. Eine Übertragung ist nur auf dem Wege der Abtretung möglich. Schuldscheine sind eine deutsche Spezialität. Andere Rechtsordnungen kennen dieses Instrument so nicht, erst in den letzten Jahren fanden sie auch außerhalb Deutschlands zunehmende Akzeptanz. Der Schuldschein-Markt ist hierzulande deutlich gewachsen. Traditionell nutzen vor allem die öffentliche Hand und Kreditinstitute Schuldscheine zur Finanzierung. Aber auch immer mehr Unternehmen machen davon Gebrauch. 

Wesentliche Vorteile des Schuldscheins sind seine hohe Flexibilität - er kann individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten werden - und der geringe Aufwand für seine Ausstellung. Da es sich um kein Börsenpapier handelt, sind viele Regelungen im Zusammenhang mit Publizität und Informationspflichten hier nicht relevant. So muss zum Beispiel kein Verkaufsprospekt erstellt werden. Vor allem für den größeren Mittelstand ist der Schuldschein daher ein zunehmend interessantes Finanzierungsinstrument, mit dem auch der Zugang zu neuen Investoren erschlossen werden kann

Es handelt sich um eine Urkunde, in der der Schuldner sich verpflichtet, dem Gläubiger einen Geldbetrag zu zahlen."

Der Schuldschein-Markt wächst

2016 war ein Rekordjahr für Schuldschein-Emissionen. Der Bestand an Unternehmens-Schuldscheinen belief sich nach Schätzungen auf etwa 89 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es noch 70 Milliarden Euro gewesen. Noch sind Unternehmens-Anleihen mit 297 Milliarden Euro im Umlauf (Ende 2016) das gängigere Instrument und attraktiv, weil sie - unter bestimmten Voraussetzungen - von der EZB gekauft werden. Doch der Schuldschein-Markt wächst nachhaltig.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr neue Schuldscheine im Umfang von 27 Milliarden Euro ausgegeben - über die Hälfte davon von deutschen Unternehmen, etwa ein Achtel stammt aus Österreich und jeweils rund ein Zehntel aus Frankreich und der Schweiz. Danach folgen Unternehmen aus den Benelux-Staaten. Im ersten Quartal 2017 sind Schuldscheine über sechs Milliarden Euro neu ausgegeben worden - etwas weniger im Vergleich zum Vorjahr. Zu den Emittenten 2016 und 2017 gehören bekannte Namen wie Bosch, Fresenius, Heidelberg Cement, Kion, Lidl und Porsche.

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