IWF sieht steigende Zinsen als Gefahr Wieder Warnung vor einer Blase
Immobilienblasen wie in den USA oder Spanien haben im letzten Jahrzehnt zu dramatischen Auswirkungen auf den Finanzmärkten geführt. Die Finanzkrise und die sich anschließende Euro-Krise sind noch nicht vergessen. Seither beobachtet der Internationale Währungsfonds IWF die Entwicklung auf den Immobilienmärkten besonders kritisch - und warnt jetzt vor einer Immobilienblase in Deutschland.
Zwar könne noch nicht von einer generellen Blasenbildung hierzulande gesprochen werden. Doch an einigen Orten würden die Preise weiter steigen, obwohl bereits Anzeichen für eine Überhitzung des Immobilienmarktes bestünden, sagt der IWF. Sorgen bereitet den Hütern des globalen Finanzsystems vor allem die Bereitschaft der Bauherren zur Verschuldung, die durch die niedrigen Zinsen befördert würde. Sollten die Zinsen wieder steigen, könnte dies viele Kreditnehmer in erhebliche Schwierigkeiten bringen. Negative Rückwirkungen auf das Bankensystem seien dann nicht auszuschließen.
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Neubauten leichter machen und Kreditvergabe begrenzen
Aus IWF-Sicht könnte Deutschland mehr tun, um den Preisanstieg zu bremsen. Einfachere Möglichkeiten zur Ausweisung neuen Baulandes und die Lockerung von Bauvorschriften sind zwei denkbare Maßnahmen. Tatsächlich gibt es in vielen Städten einen "Angebotsstau" bei neuem Wohnraum, die künstliche Verknappung hat den Preisanstieg dort zusätzlich befördert. Nach Angaben des Statistischen Bundesamt sind die Preise für Häuser seit 2007 im Schnitt um 30 Prozent gestiegen, wobei es allerdings erhebliche regionale Unterschiede gibt.
Ein Ansatzpunkt gegen übermäßige Verschuldung sind laut IWF strengere Vorgaben zur Hypothekenkreditvergabe. Hier gibt es bereits entsprechende EU-Regelungen, die inzwischen auch in deutsches Recht umgesetzt sind. Sie haben manchem Verbraucher die Kreditaufnahme unmöglich gemacht und sind keineswegs unumstritten. Dennoch reicht dem IWF selbst eine bereits beabsichtigte weitere Verschärfung nicht. Nach seinen Vorstellungen soll das Einkommen die Kreditaufnahmemöglichkeiten noch stärker restringieren als bisher schon vorgesehen. Es dürfe keine Diskrepanz zwischen Einkommen und Kreditsumme bestehen und der Tilgungsbetrag solle nicht bestimmte Anteile am monatlichen Einkommen überschreiten.
Sorgen bereitet den Hütern des globalen Finanzsystems vor allem die Bereitschaft der Bauherren zur Verschuldung."
Übertriebene Befürchtungen oder realistische Sicht?
Erst jüngst ist unter dem umständlichen Namen Finanzaufsichtsrechtergänzungsgesetz eine weitere gesetzliche Regelung verabschiedet worden, die es der BaFin ermöglicht, bei drohenden Immobilienblasen zusätzliche Beschränkungen der Kreditvergabe zu verordnen. Auch diese Regeln sollen - obwohl zum Teil stark kritisiert - die Stabilität des deutschen Finanzsystems gewährleisten. Vom IWF wird das Gesetz begrüßt, gleichzeitig wird beanstandet, dass die Aufsichtsbehörden nur über lückenhaften Einblick in das tatsächlich vorhandene Kreditvolumen verfügten.
Ob die Warnung des IWF übertrieben oder realistisch ist, darüber dürften die Meinungen auseinandergehen. Die Bundesbank zum Beispiel sah zuletzt zwar Übertreibungen auf einzelnen Immobilienmärkten, aber keine allgemeine Blasenbildung. Gegen eine akut drohende Blase spricht auch die recht stabile Verschuldungssituation deutscher Haushalte.