Die Gemeinschaftswährung steht im Kreuzfeuer der Kritik

Wechselkurse können Unterbewertungen beinhalten Wieviel ist der Euro wert?

Die Gemeinschaftswährung steht im Kreuzfeuer der Kritik: Aktuell greift die neue US-Regierung die Unterbewertung des Euro an - und das nicht zu Unrecht. Insbesondere Deutschland profitiert, wie der hohe Exportüberschuss belegt.

Die Volkswirtschaften der Euro-Zone driften in Bezug auf ihre Leistungsfähigkeit immer weiter auseinander. Können die einen vom aus ihrer Sicht unterbewerteten Euro profitieren, ist dieser für die anderen noch immer zu stark. Nicht erst die Trump-Administration sieht hier ein Ungleichgewicht, das vor allem für Deutschland erhebliche Wettbewerbsvorteile mit sich bringt, auch die Vorgängerregierung, die OECD und die Europäische Union selbst sparen nicht mit Kritik.

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Der faire Euro-Kurs - eine Frage des Blickwinkels

Wie die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) anhand der Kaufkraftparitäten berechnet hat, müsste der Euro zwischen 1,18 und 1,34 US-Dollar kosten, wäre er fair bewertet. Die aktuellen knapp 1,08 US-Dollar sind demnach zwischen neun und 25 Prozent zu niedrig. Aus der Sicht Griechenlands jedoch wären 1,06 US-Dollar für den Euro angebracht, Italien könnte 1,12 US-Dollar verkraften - und Deutschland sogar 1,54 US-Dollar. Nur Irland steht noch besser da. Nach dem tiefen wirtschaftlichen Tal der letzten Jahre könnte diese Volkswirtschaft ganze 1,73 US-Dollar für den Euro wegstecken.

Unter dem Strich kämen also sieben von zwölf analysierten Ländern der Euro-Zone in Turbulenzen, sollte der Euro im Verhältnis zum US-Dollar wieder aufwerten - ein echtes Dilemma für die EZB: An welcher Volkswirtschaft soll sie ihre Geldpolitik ausrichten? Bislang geben die Schwächsten im Bunde die Richtung vor, allerdings konnte auf diese Weise das Problem nicht vom Tisch geschafft werden. Schon der Rekord-Exportüberschuss Deutschlands zeigt die Verwerfungen deutlich auf.

Gleichzeitig besagt die Logik, dass die Überschüsse Deutschlands nur möglich sind, weil andere Länder Defizite einfahren."

Die Überschüsse Deutschlands sind die Defizite des Auslands

Dass sich eine Leistungsbilanz nicht perfekt ausgleichen lässt, ist nicht das Problem. Schwierig wird es, wenn ein Land permanent deutlich mehr exportiert, als es einführt - wie das wirtschaftlich als Musterschüler präsentierte Deutschland. Schon die Begrifflichkeit schafft Verwirrung, denn eigentlich müsste es Importdefizit heißen, impliziert "Überschuss" doch etwas Positives - was de facto nicht stimmt: Den hohen Exportüberschüssen stehen Forderungen gegen das Ausland, also dessen Schulden, gegenüber. Ob, wann und wie viel davon getilgt wird, steht nicht fest.

Gleichzeitig besagt die Logik, dass die Überschüsse Deutschlands nur möglich sind, weil andere Länder Defizite einfahren - und entsprechend Schulden aufnehmen müssen, um prompt dafür kritisiert zu werden. Welche andere Chance haben sie aber, wenn selbst der aktuelle Euro-Kurs zu hoch ist? Deutschland kann also im Vergleich deutlich günstiger exportieren, wird hier nicht ein anderer Ausgleich geschaffen.

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