Markus Krall mit seinem Buch "Draghi-Crash" Wir haben den Markt abgeschafft
In seinem neuen Buch befasst sich Markus Krall mit der EZB-Politik der letzten Jahre. Punkt für Punkt schlüsselt er auf, welche enormen Risiken sich aufgebaut haben - und wie sich entgegenwirken lässt.
Die EZB-Geldpolitik unter Mario Draghi steht im Fokus des neuen Buches von Markus Krall, der als Unternehmensberater seit über 25 Jahren Finanzunternehmen und Banken zum Thema Risikomanagement berät. Von der guten Stimmung an den Märkten, die sich mit hochfliegenden Aktienkursen, extrem niedrigen Renditen am Anleihemarkt und einem erstarkenden Euro präsentieren, bleibt nach dieser Analyse nicht mehr viel übrig, im Gegenteil.
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Nicht nur wirkungslos, sondern gefährlich: Politik der EZB
Ein deflationärer Crash steht im Raum, wenn es nach Markus Krall geht. In seinem neuen Buch "Draghi-Crash" kommt er zu dem Schluss, dass die massiven Interventionen weder zu den gewünschten Entwicklungen bei der Inflationsrate noch beim Wachstum im Euroraum geführt haben: Bewegt sich die Kerninflation nach wie vor bei einem Prozent, kann auch die Wachstumsrate von 1,5 Prozent angesichts der enormen Geldmittel, die in die Märkte gepumpt werden, nicht zufriedenstellen. Vor allem aber würde die Produktivität stagnieren, denn eine zunehmende Zahl unrentabler Unternehmen kann sich lediglich wegen des billigen Geldes über Wasser halten.
Auf der anderen Seite steigen die Arbeitslosenquoten in Ländern wie Frankreich, deren Produktivität eigentlich hoch ist - und das vor dem Hintergrund der Digitalisierung, die ohnehin noch Arbeitskräfte freisetzen wird. So sieht Krall vor allem Probleme bei den Unternehmenskrediten, deren Ausfälle auf 0,5 Prozent zurückgegangen sind. Dies ist jedoch nicht dem Gesunden der Unternehmen geschuldet, sondern allein extrem niedrigen Zinsen. Bewegen die sich wieder in Richtung marktübliches Niveau, wird eine ganze Reihe von Unternehmenspleiten die logische Folge sein.
Japan als Blue Print für die EZB - mit allen Risiken und Nebenwirkungen
Den zu erwartenden Anteil der europäischen Zombie-Unternehmen beziffert Krall mit 30 Prozent, sollte die EZB dem japanischen Beispiel folgen und 25 Jahre lang an dieser Politik festhalten. Allerdings stünde einer Abkehr der Euro entgegen, dessen aktuelle Stärke jedoch vor allem auf der Schwäche der US-Währung beruhe. Die Interventionen an den Bondmärkten mit 2.000 Milliarden Euro haben zu erheblichen Abweichungen von den Marktgleichgewichtsmärkten geführt: Der Anleihemarkt wurde ebenso abgeschafft wie Marktzinsen. Das Resultat: eine Blase enormen Ausmaßes.
Der Anleihemarkt wurde ebenso abgeschafft wie Marktzinsen. Das Resultat: eine Blase enormen Ausmaßes."
Diese Manipulationen wirken sich jedoch auch auf die Aktien- und Immobilienmärkte aus, die einerseits stärker nachgefragt, andererseits wegen der extrem niedrigen Zinsen falsch eingeschätzt würden.
Es drohen also mehrere Brandherde auszubrechen, wenn neben den Unternehmens- auch die Immobilienkredite von höheren Zinsen bedroht sind und Staatsanleihen keine risikogerechten Prämien mehr abwerfen. Allerdings geht der EZB die Munition aus, die Banken sind in puncto Eigenkapital nicht mehr in der Lage, die Geldmenge durch Kredite im benötigten Maß auszuweiten - die Deflationsspirale droht.
Anleger sollten daher diversifizieren - und das insbesondere außerhalb des Euro-Raums.