2024 Wohin gehen die Leitzinsen?
Die letzten Sitzungen der Notenbanker von Fed und EZB vor dem Jahreswechsel waren mit Spannung erwartet worden. Erhoffte man sich doch Signale, wie es mit den Leitzinsen im kommenden Jahr weitergeht. An den Aktienmärkten wird auf Zinssenkungen spekuliert.
Tatsächlich hat sich die Teuerung diesseits und jenseits des Atlantiks zuletzt deutlich abgeschwächt. Dazu haben vor allem sinkende Rohstoffpreise beigetragen. Öl und Gas sind momentan so günstig wie seit Monaten nicht. So ließen die Notenbanker die Leitzinsen unverändert und deuteten an, dass die Zeit der fortgesetzten Zinserhöhungen zu Ende sein könnte.
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Fed mit Zinssenkungsphantasie, zurückhaltende EZB
Erstmals seit längerer Zeit stellt die Fed sogar Zinssenkungen in Aussicht. Die Projektion der Fed-Mitglieder geht für 2024 von um 75 Basispunkte niedrigeren Leitzinsen aus. Auch für die beiden Folgejahre werden sinkende Zinsen erwartet. Eine erste Zinssenkung könnte bereits im März anstehen, zwei weitere im Jahresverlauf folgen. Optimisten hatten sogar noch mehr Zinsschritte nach unten erwartet. Deutlich bedeckter hält sich diesmal die EZB. Die Euronotenbank ließ den Leitzins zwar auch unangetastet. EZB-Chefin Lagarde stellte aber gleichzeitig klar, dass aktuell im Kreis der Euro-Währungshüter nicht über Zinssenkungen diskutiert werde.
Die Aktienmärkte hatten bereits im Vorfeld der beiden Notenbank-Sitzungen geradezu euphorisch erwartete Zinssenkungssignale in ihre Kurse eingepreist. Es gab eine wahre Jahresendrallye und nach der Fed-Sitzung machten die Kurse nochmal einen kräftigen Sprung nach oben. Eher wie eine kalte Dusche wirkte dagegen die zurückhaltende Bewertung von Lagarde. Europäische Aktien legten daraufhin erst mal eine Verschnaufpause ein. Die nächsten Tage werden zeigen, ob das mehr ist als eine Schrecksekunde.
Erstmals seit längerer Zeit stellt die Fed Zinssenkungen in Aussicht."
Noch keine Entwarnung an der Inflationsfront
Grundsätzlich ist die Aussicht auf sinkende Zinsen günstig für Aktienkurse. Allerdings sind niedrigere Zinsen inzwischen schon zum guten Teil eingepreist. Auch Gold könnte von niedrigeren Zinsen profitieren, weil verzinsliche Anlagen als Alternative weniger attraktiv werden. Für grundsätzliche Entwarnung an der Inflationsfront ist es jedoch noch zu früh.
Die Kerninflation hält sich hartnäckig auf einem Niveau über zwei Prozent. Gut möglich, dass negative Entwicklungen den Zinshoffnungen nochmal einen kräftigen Dämpfer verpassen. Fed-Chef Powell vergaß denn auch nicht zu ergänzen, er werde bei neuen inflationären Tendenzen nicht zögern einzuschreiten. Aktionäre hoffen, dass diese Ankündigung nicht wahr wird.
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