Niedrigzinsen überall

Rezepte der Vergangenheit wirken nicht mehr Zinseszinsen ohne Wirkung

Früher gab es für Vermögensmehrung ein einfaches Rezept - die Wiederanlage erzielter Zinserträge. Durch die Zinseszinsen wuchs das Vermögen automatisch und exponentiell. Doch bei Zinsen nahe Null verpufft der Zinseszins-Effekt.

Wie Zinseszinsen wirken, verdeutlicht ein einfaches Beispiel. Angenommen sei eine Geldanlage von 10.000 Euro mit einer jährlichen Rendite von fünf Prozent. Die erzielten Zinserträge sollen jeweils wieder zu fünf Prozent angelegt werden. Dann ist das Kapital nach zehn Jahren auf 16.289 Euro angewachsen - ein Plus von fast 63 Prozent. Hätte man dagegen auf die Wiederanlage verzichtet, wären nur zehnmal 500 Euro Zinserträge zusammengekommen - insgesamt 5.000 Euro. 1.289 Euro Mehrertrag sind folglich durch die Zinseszinsen bedingt.

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Wenn der Zinseszinseffekt nicht mehr messbar ist 

Bei geringerer Verzinsung "schnurrt" dieser Effekt allerdings zusammen. Unterstellt man eine jährliche Rendite von nur einem Prozent, ergibt sich ein Endkapital von 11.046 Euro - ein Plus von 10,5 Prozent gegenüber der Ausgangslage. Bei Verzicht auf die Wiederanlage wären hier 1.000 Euro Zinserträge über zehn Jahre vereinnahmt worden. Der Zinzeszinseffekt beträgt in diesem Fall gerade noch 46 Euro. Früher gab es für Vermögensmehrung ein einfaches Rezept - die Wiederanlage erzielter Zinserträge. Durch die Zinseszinsen wuchs das Vermögen automatisch und exponentiell. Doch bei Zinsen nahe Null verpufft der Zinseszins-Effekt. Es findet dann überhaupt kein Kapitalzuwachs mehr statt.

Noch verheerender wird die Bilanz, wenn Inflation und Steuern unterstellt werden. Bei einer hypothetischen Inflationsrate von einem Prozent und einem angenommenem Kapitalertragsteuersatz von 25 Prozent ergibt sich bei einer nominellen Ein-Prozent-Rendite eine negative Realrendite nach Steuern von knapp -0,25 Prozent jährlich. Nach zehn Jahren wäre das Kapital damit real auf 9.755 Euro geschrumpft. Bei Verzicht auf die Wiederanlage würden sogar real nur 9.731 Euro übrigbleiben. Noch deutlicher lässt sich die Vermögensvernichtung von Niedrigzinsen in Verbindung mit Inflation und Besteuerung nicht zeigen.

Bei Zinsen nahe Null verpufft der Zinseszins-Effekt. Es findet überhaupt kein Kapitalzuwachs mehr statt."

Wirksame Gegenrezepte sind gefragt 

Doch was dagegen tun? Denn wirklich rentierliche verzinste Anlagen gibt es de facto nicht mehr, wenn gleichzeitig Sicherheit gefragt ist. Höhere Renditen mit positivem Zinseszinseffekt sind nur erzielbar, wenn Sie bereit sind, größere Risiken einzugehen. Bei verzinslichen Geldanlagen bedeutet das zwangsläufig, höhere Ausfallrisiken zu akzeptieren - ein zweifelhafter Weg. Erfolgversprechender ist breit gestreutes Aktieninvestment. Denn Aktien bieten auf lange Sicht überdurchschnittliche Renditen - mit der Chance auf ansehnliche "Zinseszinsen", wenn man Aktienerträge so bezeichnen will. Eine gute Möglichkeit für Aktieninvestment sind Indexfonds, weil sie ganze Aktienmärkte abbilden. 

Auf jeden Fall sollten Sie für Ihre Vermögensstrategie kompetenten und unabhängigen Rat nutzen. Denn einfach weiter wie gewohnt sparen und auf den Zinseszinseffekt hoffen ist nicht zielführend.

 

Autor: Jürgen E. Nentwig, juergen.nentwig@gfmsnentwig.de

 

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