Was machen die Zinsen? Zinswende nicht ausgeschlossen
Seit Jahren bewegten sich die Zinssätze auf niedrigstem Niveau. Wird 2022 zum Jahr der Zinswende? Diese Frage wird von Fachleuten kontrovers diskutiert.
Für Sparer sind es keine rosigen Zeiten. Ein Grund für die niedrigen Zinsen und den Anstieg der Preise auf breiter Front ist die lockere Geldpolitik der Zentralbanken. Jetzt mehren sich die Zeichen, dass es in naher Zukunft Veränderungen geben könnte. Wie schnell kommt die Zinswende? Chefvolkswirte und Vermögensverwalter sind sich in dieser Frage nicht einig.
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Fragen, die Anleger jetzt brennend interessieren:
- Handelt es sich bei den hohen Inflationsraten tatsächlich um eine vorübergehende Erscheinung, wie von vielen Politikern immer wieder beteuert wird?
- Wann erreicht die Inflation ihren Höhepunkt?
- Welche Entscheidungen werden die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) in den kommenden Monaten treffen?
- Erleben wir 2022 die Zinswende?
Deutsche Bank erwartet stabiles Wachstum der Wirtschaft
Stefan Schneider ist Chefvolkswirt der Deutschen Bank. Er erwartet, dass das weltweite Wirtschaftswachstum mit etwa 4,5 Prozent weiter solide wachsen wird. Nach seiner Ansicht wird die Inflation im kommenden Jahr das zentrale Thema sein. Für die Vereinigten Staaten rechnen die Analysten der Deutschen Bank damit, dass die Teuerungsraten im Verlauf des Jahres allmählich sinken werden. EZB und Fed werden die Anleihekäufe seiner Meinung nach schon bald reduzieren.
Experten geht davon aus, dass die Notenbanken das Wachstum der Wirtschaft nicht gefährden wollen und vorsichtig agieren werden."
Vollbremsung der Fed ist nach Ansicht von J.P. Morgan unwahrscheinlich
Würde der Inflationsdruck so hoch, dass die Fed die Zinsen schneller als erwartet anhebt, wäre das ein sehr hohes Risiko für die Kapitalmärkte, schätzt Tilmann Galler ein.
Der Kapitalmarktstratege von J.P. Morgan Asset Management geht davon aus, dass die Notenbanken das Wachstum der Wirtschaft nicht gefährden wollen und vorsichtig agieren werden.
Aber eine klare Tendenz hat er nicht.
Jens Erhardt: Zinsentwicklung ist 2022 das entscheidende Thema
Ob 2022 ein schlechtes oder sehr gutes Börsenjahr wird, hängt nach Einschätzung des erfahrenen Vermögensverwalters von der Zinsentwicklung in den kommenden Monaten ab. Falls die Fed die Zinsen notgedrungen stärker anheben sollte, wird sich das negativ auf Konsum und Investitionen - und damit auch auf die Börsen - auswirken. Gehen die Geldpolitiker jedoch vorsichtiger vor, weil sie mit sinkenden Inflationsraten rechnen, gibt es für Investoren nach Erhardts Einschätzung auch 2022 keine Alternative zum Aktienmarkt.
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