Bundesbank Zweistellige Inflation möglich
Der Chef der Bundesbank befürchtet zweistellige Inflationsraten, falls sich die Energiekrise weiter zuspitzt. Von der Europäischen Zentralbank erwartet er weitere geldpolitische Maßnahmen, um die Teuerung einzudämmen.
Im Interview für die "Rheinische Post" äußert sich der Präsident der Bundesbank Joachim Nagel skeptisch zur aktuellen Lage in Deutschland. Falls sich die Energiekrise weiter zuspitzt, rechnet er mit einer Rezession und zweistelligen Inflationsraten. Um die Entwicklung zu bremsen, müsse die Europäische Zentralbank die Zinsen trotz der real bestehenden Gefahr einer Wirtschaftsabkühlung weiter anheben.
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Die Situation:
- In den vergangenen Monaten stiegen die Inflationsraten und erreichten im Juli einen Wert von 8,9 Prozent. Damit kletterte die Teuerung auf mehr als das Vierfache des Wertes, den die EZB als erklärtes Ziel anstrebt.
- Nach langem Zögern reagierte die EZB und hob die Zinsen bei ihrer letzten Sitzung um 0,5 Prozent an. Zur Erinnerung: Es ist bereits elf Jahre her, dass die Währungshüter eine Anhebung des Zinssatzes beschlossen.
- Gleichzeitig signalisierten die Währungshüter, dass weitere Zinsschritte nicht ausgeschlossen werden.
Trübe Aussichten für die kommenden Monate
Nagel befürchtet, dass der Motor der deutschen Wirtschaft zum Stottern kommt, wenn sich die Energiekrise weiter verschärft. Bisher wären deren Auswirkungen noch moderat und das erste Halbjahr 2022 wäre trotz der schwierigen Rahmenbedingungen und Probleme einigermaßen gelaufen. Er befürchtet jedoch, dass sich die Lage im Herbst und Winter verschlechtern könnte. Unter anderem könnten zusätzlich zu bereits bestehenden Problemen die niedrigen Pegelstände der Flüsse den Nachschub von Rohstoffen und Waren behindern.
Obwohl der Chef der Bundesbank die drohende Gefahr einer Rezession sieht, ist er der Meinung, dass die Zinsen weiter angehoben werden müssen."
Weitere Zinsschritte sind nötig
Allgemein besteht die Erwartung, dass diese schon bald erfolgen wird, obwohl selbst die EZB-Direktorin Isabel Schnabel eine Rezession im gesamten Euroraum für möglich hält. Trotzdem wurde bereits nach der letzten Sitzung verkündet, dass weitere Anhebungen der Zinssätze nicht ausgeschlossen werden. Wie hoch der nächste Zinsschritt ausfallen wird, bleibt Spekulation.
Nach Meinung des Bundesbank-Präsidenten müssen die Verantwortlichen der EZB die Situation von Sitzung zu Sitzung neu beurteilen, um dann die richtige Entscheidung zu treffen. Das nächste Mal kommen die Verantwortlichen der EZB am 8. September 2022 zusammen.
Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de
