Lehman Brothers-Insolvenz am 15. September 2008

Nicht (nur) staatliche Organisationen Die wahren Ursachen der Finanzkrise

Auch zehn Jahre danach wird über die Finanzkrise kontrovers diskutiert. Manche sehen vor allem eine verfehlte staatliche Politik als Grund für Fehlentwicklungen, die schließlich in die Krise führten. Andere machen hemmungslose Gewinnsucht der Banken für den anschließenden Kollaps verantwortlich. Wie häufig dürfte die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen.

Tatsächlich reichen die "Wurzeln des Übels" weit zurück. Zwei Mega-Ereignisse stehen am Anfang: das Platzen der Dotcom-Blase um die Jahrtausendwende und die Anschläge vom 11. September. Beides bewirkte einen Schock, der sich in einem Wachstumseinbruch der US-Wirtschaft mit weltwirtschaftlichen Folgewirkungen zeigte. Die US-Regierung ergriff damals Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stimulierung - u.a. durch Förderung des Wohneigentums-Erwerbs. Die Fed unterstützte mit einer lockeren Geldpolitik. Soweit zur staatlichen Seite.

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Das große Spiel mit den billigen Krediten

Die Maßnahmen trafen auf einen US-Immobilienmarkt, der bereits Zeichen einer Blasenbildung zeigte. Die Aussicht auf vermeintlich sichere Wertsteigerungen ließ viele Kreditnehmer unvorsichtig werden. Die Banken, durch Deregulierung "entfesselt", waren nur zu gerne zur Kreditvergabe bereit, um ihr Geschäft anzukurbeln und Gewinne zu steigern.

So erhielten auch Kreditnehmer mit niedriger Bonität Geld: Subprime Kredite. Um ihre Geschäftsspielräume zu erweitern, wurden die Kredit-Portfolios teils in Schattenbanken ausgelagert, teils wurden Kredite-Pakete geschnürt, verbrieft und weltweit verkauft. So gewann man Spielräume für immer neue Kreditvergaben.

Letztlich wirkten die Gier der Banken, die Sorglosigkeit der Kreditnehmer und einige fragwürdige staatliche Maßnahmen zusammen."

In diesem Handel mit verbrieften Krediten spielten Ratingagenturen eine unrühmliche Rolle. Sie testierten Kreditpaketen Bestnoten, obwohl das nicht den Tatsachen entsprach.

So wanderten Subprime Kredite als vermeintlich hochklassige Papiere um den Globus. Zunächst entwickelte sich die US-Wirtschaft positiv, doch ab 2005 zeigte sich eine wirtschaftliche Abschwächung.

Im Juni 2006 hob die Fed den Leitzins deutlich an, die Zinsen stiegen und viele Kreditnehmer konnten ihre Kredite nicht mehr bedienen. Sie mussten ihre Immobilien verkaufen, die Preise fielen und die Blase platzte. 

Eine Krise frisst sich weiter

Das war bereits 2007. Die Kreditausfälle fraßen sich anschließend durch die Bankbilanzen, die Banken vertrauten einander nicht mehr und in der Lehman Brothers-Insolvenz am 15. September 2008 gipfelte diese Entwicklung. Die Ursachen der Finanzkrise sind vielschichtig. Letztlich wirkten die Gier der Banken, die Sorglosigkeit der Kreditnehmer, das leichtfertige Urteil der Ratingagenturen und einige fragwürdige staatliche Maßnahmen zusammen, so dass es zur großen Krise kam.

 

Autor: Jürgen E. Nentwig, juergen.nentwig@gfmsnentwig.de

 

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