Die aktuelle Studie des Deutschen Aktieninstituts und der Börse Stuttgart Aktien: Deutsche Sparer lassen Renditen liegen
Die aktuelle Studie des Deutschen Aktieninstituts und der Börse Stuttgart hat sich mit der Haltung der Deutschen gegenüber Aktien befasst - eine Überraschung ist ausgeblieben. Denn auch wenn die Niedrigzinsen weiterhin die traditionellen Produkte zerstören und auch kein Ende der Niedrigzinspolitik in Sicht ist, so bleiben die Deutschen kritisch.
Das Interesse ist gering geblieben - und das nicht nur, weil 2018 kein Börsenjahr war. „Die Telekom geht an die Börse und ich gehe mit“ - ein Satz, der sich wohl in das Gedächtnis der Deutschen eingebrannt hat. Manfred Krug, der bereits verstorbene Tatort-Kommissar, warb Mitte der 1990er Jahre für die neue „Volksaktie“. Damals war der Hype enorm: Zu Beginn lag der Kurs bei umgerechnet 14,50 Euro - plötzlich schoss er auf über 100 Euro hoch (2000). Danach folgte der Absturz.
Die Deutschen bleiben kritisch
Das Papier wurde zu etwas, was man heute unter der Bezeichnung „Dotcom-Blase“ kennt. Aber nicht nur die Aktie der Telekom musste einen Absturz erleben - in den letzten Jahren haben sich zahlreiche Internetunternehmen an die Börse getraut und sind gescheitert. Mit ihnen auch die Aktionäre, denn jeder Absturz bedeutet auch, dass ein Investor Geld verloren hat.
Somit kann man es wohl nachvollziehen, warum sich der Deutschen nicht mehr von Aktien den begeistern lässt. Doch die ablehnende Haltung entstand nicht durch den Absturz der Telekom-Aktie: Ludwig Erhard, der zu Beginn der 1960er Jahre deutscher Wirtschaftsminister war, warb für Aktien von Veba (heute: Eon), Preussag (heute: Tui) und Volkswagen - hätte man sein Geld in VW statt in Telekom gesteckt, so würde man sich heute über einen ausgesprochen hohen Gewinn freuen können. Die VW-Aktie lag bei 25 Euro - heute befindet sie sich im Bereich der 150 Euro.
Der Großteil der Deutschen hat zudem auch nichts von einem immer stärker werdenden DAX, weil sich mehr als 50 Prozent der Aktien in ausländischen Depots befindet. Das ist, verglichen mit anderen Nationen, der Beweis, dass der Deutsche ein wahrer Aktienmuffel ist. Nicht einmal 5 Millionen Deutsche haben im Jahr 2017 Aktien besessen - mit den Aktienfondsbesitzern kommt man auf rund 10 Millionen. Das sind 15,7 Prozent der deutschen Bevölkerung. Blickt man in die USA, so besitzt jeder vierte Amerikaner Aktien.
Aktionäre müssen geduldig sein
Doch hätte man, rückblickend betrachtet, mit der Aktie der Telekom überhaupt Geld verdienen können? Ja. Nur hätte man das Papier erst nach dem Absturz kaufen dürfen. Auch wenn es in den letzten Jahren kaum zu Kursveränderungen gekommen ist, so profitierten die Anleger durch dieregelmäßigen Ausschüttungen. Bis auf die beiden Jahre 2003 und 2004 fielen die Renditen ausgesprochen stattlich aus - hier lag man immer zwischen 3 und 8 Prozent.
Auch hat das Analysehaus Morningstar im Zuge einer Untersuchung festgestellt, dass man, sofern man sein Geld in Aktien investiert, Geduld braucht. 46 Jahre lang wurden die 1600 Aktien, die sich im Aktienindex MSCI World befinden, beobachtet - hatte man Aktien aus diesem Index nur für ein Jahr im Depot, so lag der maximale Verlust bei 40 Prozent. Im besten Fall konnte aber ein Gewinn von 65 Prozent eingefahren werden.
Je länger man also Aktien hält, desto mehr gleichen sich der günstigste wie auch der ungünstigste Fall aneinander an.
Investiert man zudem in den MSCI World oder auch in den DAX, so erwirbt man keine Einzelaktien, sondern kauft Anteile eines börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Fund; kurz: ETF). Hier werden ganze Märkte abgebildet - so handelt es sich etwa beim DAX um jene 30 Aktien, die die größte Marktkapitalisierung aufweisen, also rund 80 Prozent des Gesamtmarkts in Deutschland ausmachen.
Die Vorurteile überwiegen
„Leider gibt es noch viele Vorurteile“, so Christine Bortenlänger, die Geschäftsführerin des Deutschen Aktieninstituts. „Von den Nicht-Aktienbesitzern sind 65 Prozent der Meinung, Aktien seien zu riskant. 19 Prozent haben angegeben, dass eine Aktienanlage auch Sinn macht, wenn nur keine Beträge investiert werden. 20 Prozent sind überzeugt, Aktien würden sinnvoll für die spätere Altersvorsorge sein.“ 50 Prozent gaben an, der Kauf von Aktien würde zu kompliziert sein.