Trump bewundert ihn Der sehr aktive bis aggressive Carl Icahn

Für viele Unternehmenslenker ist sein Name ein Schrecken: Carl Icahn ist ein Investor, der aktiv Einfluss auf die Unternehmen nimmt, an denen er sich beteiligt. Für das Management bedeutet das regelmäßig jede Menge Stress und Druck, nicht selten das Aus.

Das Icahn sich damit nicht gerade Freunde macht, leuchtet unmittelbar ein. Es hat ihm den zwiespältigen Ruf als Unternehmensjäger oder gar Unternehmensplünderer eingebracht. Auch als personifizierte Heuschrecke wurde er schon bezeichnet. Das stört den vielfachen Milliardär nicht. Sein Vermögen wird auf knapp 26 Mrd. Dollar geschätzt.

Im wahrsten Sinne des Wortes aktiv

Icahn's Investment-Stil ist im wahrsten Sinne des Wortes aktiv. Während andere aktive Investoren sich darauf beschränken, gezielt nach Aktien oder Unternehmens-Beteiligungen zu suchen, die mehr Rendite versprechen als der Marktschnitt, nimmt Icahn selbst Einfluss auf die Unternehmen, in die er investiert, und versucht so, Profit zu machen. Dabei nimmt er wenig Rücksicht auf andere Befindlichkeiten.

Es überrascht vielleicht nicht, dass eine solche "Strategie" ganz nach dem Geschmack von US-Präsident Donald Trump ist. Der holte den Milliardärs-Kollegen nach Amtsübernahme in den Kreis seiner Wirtschaftsberater und ernannte ihn zum "Special Advisor to the President on Regulatory Reform". In dieser Funktion sollte Icahn bei geplanten Deregulierungen im Finanzsektor beraten. Kritiker sahen darin einen Interessenskonflikt zu Icahn's eigenen Investment-Aktivitäten. Deshalb trat er nach einigen Monaten von seiner Position zurück und widmet sich seither wieder ganz seinen Geschäften.

Auf eine kurzfristige "Kursblüte" von Icahn-Aktien kann ein jäher Absturz folgen, wenn der Unternehmensjäger weiter zieht.

Beteiligung auf Zeit mit gewinnbringendem Verkauf

Icahn's Strategie ist schlicht. Er steigt über Aktienkäufe mit einer oft überschaubaren, aber trotzdem nennenswerten Beteiligung in Unternehmen ein und droht mit einem Aktionärs-Aufstand, wenn sich Performance und Ausschüttungen nicht verbessern. Da auch andere Aktionäre Interesse an einer besseren Aktienrendite haben, gelingt es ihm relativ leicht, diese auf seine Seite zu ziehen. Das ist die Basis, um Personen seines Vertrauens in Schlüsselpositionen im jeweiligen Unternehmen zu bringen, die in seinem Sinne handeln. Auf diese Weise ist es Icahn schon häufiger gelungen, ein Management auszuhebeln. Dabei zählt vor allem der kurzfristige Erfolg. An langfristiger Unternehmensentwicklung ist Icahn weniger interessiert, es geht ihm stets um Beteiligungen auf Zeit mit anschließendem gewinnbringendem Verkauf seines Aktienpakets.

Apple, Alcon, Alcoa, Dell, Ebay, Hertz, Motorola, Time Warner, TWA, Yahoo, Xerox - die Liste der Unternehmen, die mit Icahn Bekanntschaft machen mussten, ist lang. Seinen Ruf als Unternehmensplünderer erwarb er mit der Übernahme der in Schwierigkeiten geratenen Fluggesellschaft Trans Word Airlines (TWA) im Jahre 1985. Er kaufte damals das traditionsreiche Unternehmen auf Kredit und schlachtete es anschließend bis zur Insolvenz aus. Icahn war danach um über 400 Mio. Dollar reicher. Allerdings geht es Icahn nicht bei jedem seiner Engagements um Zerschlagung. Icahn nutzt den jeweils vielversprechendsten Hebel, um den Wert seiner Beteiligung nach oben zu treiben. Das kann durch die Forderung nach Kostensenkungen, Abspaltung von Unternehmensteilen, höheren Ausschüttungen, Austausch des Managements oder anderen Maßnahmen erfolgen. Icahn sucht sich dabei häufig Unternehmen aus, die bereits etabliert sind, eine solide Marktposition haben und durch den Erfolg ein Stück weit träge geworden sind.

Nicht immer erfolgreich

In vielen Fällen führt bereits die Meldung von einem möglichen Einstieg des Investors zu Kurssprüngen bei der betreffenden Aktie, weil die Aktionäre sich Hoffnung auf deutliche Wertsteigerungen machen. Allerdings geht Icahn's Strategie längst nicht immer auf. Bei Yahoo musste er 2008 auf Granit beißen. Er hatte Jerry Yang, den Yahoo-Mitgrüner und CEO, zwingen wollen, ein Übernahme-Angebot von Microsoft zu akzeptieren, was ihm einen großen Gewinn eingebracht hätte. Aber Yang weigerte sich standhaft und der Deal kam nicht zustande. Für "normale" Anleger taugt Icahn's Erfolgsrezept wenig - und schon gar nicht für langfristigen Vermögensaufbau. Denn auf eine kurzfristige "Kursblüte" von Icahn-Aktien kann ein jäher Absturz folgen, wenn der Unternehmensjäger weiter zieht.

 

Ein Artikel von Gunter Blumenau.