Der Strommarkt Ist E.ON zu mächtig?

Bei den Anbietern auf dem deutschen Strommarkt gibt es wenige große Player und viele kleine. Das ist nicht neu. Neu ist die Verteilung der Anteile. Mit einem historischen Tauschgeschäft zwischen den Energieriesen E.ON und RWE wurden die Karten neu gemischt. Regionale Versorger fürchten negative Folgen für den Wettbewerb.

Der Wettbewerb ist dringender nötig denn je. Deutsche Verbraucher zahlen im internationalen Vergleich die höchsten Strompreise. Immerhin lassen sich mit Portalen wie Stromvergleich.de günstige nationale Anbieter einfach und bequem ermitteln. Das ändert aber nichts an den strukturellen Ursachen für teuren Strom. Nachfolgend einige Hintergrundinformationen.

Teurerer deutscher Strom - durch Umlagen und Abgaben

Ein wichtiger Kostentreiber sind die im Strompreis enthaltenen Umlagen und Steuern. Sie machen rund 60 Prozent des Strompreises aus. Einer der Hauptkostenfaktoren ist die EEG-Umlage, aus der die Einspeisevergütungen für die erneuerbare Energien-Erzeugung finanziert werden. Die Höhe der EEG-Umlage beträgt 2021 6,50 Cent/kWh und bewegt sich seit 2014 in dieser Größenordnung - mal über, mal unter 6,5 Cent. Andere Umlagen, Entgelte und Abgaben sind neu hinzugekommen oder wurden erhöht. Neben der Stromsteuer fällt Umsatzsteuer auf den Nettopreis inklusive Umlagen und Abgaben an. Im Ergebnis hat sich der durchschnittliche Strompreis pro kWh binnen vier Jahren auf etwa 30 Cent erhöht - ein Plus von 3 Cent oder über 10 Prozent.

Umso wichtiger wäre es, dass ein funktionierender Wettbewerb zumindest auf der Versorgungsseite Preisbildung frei von Marktmacht gewährleistet. Marktmacht begünstigt stets "überhöhte" Preise, mit denen ein Anbieter seine Gewinne maximieren will. Gerade kleinere Stromversorger schauen kritisch auf die neue Marktstärke, die sich der Energiekonzern E.ON geschaffen hat. Nach einem einmaligen Deal mit dem (Ex-)Konkurrenten RWE bedient E.ON heute 14 Millionen von 40 Millionen deutschen Stromkunden. Die beiden großen Konkurrenten EnBW und Vattenfall bringen es zusammen nur auf 10 Millionen Kunden. Den Rest teilen sich regionale und kommunale Versorger.

Die Konkurrenz befürchtet einseitige Vorteile für E.ON wegen der vielen Kunden, des großen Netzumfangs und der starken Einkaufsmacht."

Klagen gegen E.ON-RWE-Deal

Möglich wurde die E.ON-Marktposition durch ein riesiges Tauschgeschäft. RWE erwarb die Kraftwerke von E.ON und behielt von seiner Tochter Innogy die erneuerbare Energien-Erzeugung. Im Gegenzug erwarb E.ON den Innogy-Rest mit den Stromkunden, gab die eigene Stromerzeugung auf und betätigt sich seither als reiner Versorger und Netzbetreiber.

Die Konkurrenz befürchtet dadurch einseitige Vorteile für E.ON wegen der vielen Kunden, des großen Netzumfangs und der starken Einkaufsmacht - eine potenzielle Gefährdung für Wettbewerb, gegen die man jetzt juristisch durch entsprechende Klagen auf europäischer Ebene vorgehen will. Auf das Ergebnis darf man gespannt sein.