Unterwegs immer flüssig Kreditkarte: Stehen kostenlose Karten vor dem Aus?
In Deutschland haben Kartengesellschaften und Banken 2015 mehr als 33,1 Millionen Kreditkarten an ihre Kunden ausgegeben. Im 5-Jahres-Zeitraum hat sich der Bestand von 25,34 Millionen im Jahr 2010 damit deutlich erhöht. Mit Kreditkarten wurden 2013 circa 3,6 Prozent des Gesamtzahlungsverkehrs abgewickelt.
Viele Haushalte entscheiden sich für die Kreditkarte vor dem Hintergrund, dass im Online Versandhandel und Ausland die Zahlungskarten sich als unkompliziertes Zahlungsmittel etabliert haben. Schmackhaft haben Banken ihren Kunden die Karten in der Vergangenheit sehr oft über kostenlose Angebote. In Verbindung mit der Eröffnung eines Girokontos ausgegeben, haben sich Karteninhaber die anfallende Jahresgebühr gespart. In den letzten Jahren ist teilweise der Eindruck entstanden, dass sich Banken mehr und mehr von kostenlosen Angeboten verabschieden. Inwiefern ist die Kreditkarte von dieser Entwicklung betroffen?
Kreditkarte: Was bedeutet kostenlos?
Der Begriff kostenlose Kreditkarte wird in der Praxis häufig benutzt - allerdings oft in einer sehr breit gefassten Bedeutung. Laien gehen davon aus, dass für dieses besondere Produkt keine Gebühren anfallen. Diese Annahme ist schlicht falsch. Bei genauer Abgrenzung bezieht sich der Begriff "kostenlos" vorrangig auf die Jahresgebühr.
Letztere wird seitens der Banken und Kartengesellschaften für die Ausgabe der Kreditkarte erhoben. Je nach Kartentyp schwankt die Höhe der Jahresgebühr. Karten mit typischen Grundfunktionen kosten zwischen etwa 10 Euro bis 20 Euro je Monat. Wo Zusatzfeatures oder Premiumfunktionen (Platinum oder Gold) integriert werden, kann sich die Jahresgebühr schnell auf 50 Euro bis teilweise einige hundert Euro erhöhen.
Gebühren fallen bei der Kreditkarte parallel durch die Nutzung an, in Form von:
· Fremdwährungsverfügungen (Auslandsverwendung)
· Bargeldabhebungen.
Bei einer kostenlosen Kreditkarte bezieht sich der Begriff "kostenlos" vorrangig auf die Jahresgebühr.
Hinsichtlich der Auslandsverwendung beinhalten Kreditkarten heute allgemein Gebührenfreiheit bei Einsätzen innerhalb der Euro-Zone.
Kostenlose Kreditkarten dürfen in der Praxis nicht falsch verstanden werden. Es geht hier nicht darum, die Karte überall gratis verwenden zu dürfen. Im Regelfall bezieht sich diese Formulierung auf ein Entfallen der üblicherweise erhobenen Jahresgebühr.
Kreditrahmen: Hier ist mit erheblichen Zinsbelastungen zu rechnen
Wesensmerkmal der Kreditkarte ist das Einräumen eines Kreditrahmens, den Inhaber der Karte nach Bedarf in Anspruch nehmen können. In einigen Fällen wird das Konto zum Monatsende saldiert und der offene Betrag vom Verrechnungskonto eingezogen.
Parallel hierzu kann eine Karte mit revolvierendem Kreditrahmen ausgegeben werden. Deren Besonderheit: Inhaber müssen den in Anspruch genommenen Verfügungsrahmen nicht monatlich zu 100 Prozent zurückführen, sondern können in Raten tilgen. Im Gegenzug erhebt der Kartenausgeber Sollzinsen, die teilweise oberhalb von 10 Prozent p. a. liegen.
Weitere Infos zu den Kartenvarianten und in welcher Situation die einzelnen Typen ihr Potenzial besonders gut ausspielen können auf folgender Seite nachgelesen werden: www.kreditkartekostenlos.de. Anhand der DKB-VISA-Card Erfahrungen lässt sich nachvollziehen, welche Vor- und Nachteile sich durch die Karte ohne Jahresgebühr in der Praxis ergeben.
Wo gibt es Kreditkarten ohne Jahresgebühr
Das kostenlose Girokonto haben Banken in den letzten Jahren immer stärker zusammengestrichen. Inzwischen finden Verbraucher dieses Modell nur noch vereinzelt - oft bei den Direkt- und Internetbanken. Sieht die Situation bei der Kreditkarte ohne Jahresgebühr ähnlich aus?
Marktbeobachtungen widersprechen dieser Vermutung. Bei Direktbanken und auf Kreditkarten spezialisierte Gesellschaften sind diese Karten nach wie ein Element der Angebotspalette. Aus Kundensicht eine erfreuliche Situation, ist hier dennoch Augenmaß anzuraten. Kreditkarten, die mit einem Entfallen der Jahresgebühr beworben werden, können unterm Strich einmal durch die bereits genannten Gebühren teuer werden.
Auf der anderen Seite wird der Preisvorteil von diversen Anbietern nur über eine begrenzte Laufzeit - meist über die ersten 12 Monate - angeboten. Tipp: Inzwischen hat sich die Karte ohne Jahresgebühr auch im Bereich der sogenannten Prepaid-Kreditkarten etablieren können. Die Angebotsdetails spielen hier eine besonders große Rolle. Zudem zeigen sich bei Prepaid-Kreditkarten in der Praxis Einschränkungen. Gerade die Themen Kaution in Autovermietungen oder die Hochprägung sind Aspekte, derer sich Inhaber im Vorfeld klar sein müssen.
Kostenlose Kreditkarten werden nach wie vor angeboten
Kostenlose Leistungen stehen bei Banken auf der roten Liste. Dieser Eindruck entsteht besonders beim Girokonto. Modelle, bei denen Banken auf die Kontoführungsgebühr verzichten, werden zusammengestrichen. Der Verdacht, dass auch bei kostenlosen Kreditkarten - als Angeboten ohne Jahresgebühr - der Rotstift angesetzt wird, lässt sich pauschal nicht erhärten. Im Gegenteil: Interessierten Haushalten bietet sich nach wie vor eine gewisse Auswahl in diesem Segment.
Allerdings darf an diesem Punkt ein Fehler nicht gemacht werden. Kostenlos heißt nicht, dass Banken und Kartengesellschaften ihre Produkte verschenken. Nutzungsentgelte fallen nach wie vor auch bei Kartenmodellen ohne Jahresgebühr an. Ebenfalls nicht unterschätzt werden darf die Tragweite der Kreditkarten mit revolvierendem Verfügungsrahmen. Es besteht die Gefahr, durch die Zinsen finanziell stärker belastet zu werden.