Wissensdefizit Neun von zehn Jugendlichen wollen Finanzbildung als Schulfach

Trotz der Corona-Krise sieht die Generation Z optimistisch in die Zukunft. Nur beim Thema Finanzwissen sieht sie einen Nachholbedarf, wie eine repräsentative Studie zeigt.

Mangelnde Bildungsmöglichkeiten beim Thema Geld

Ein im Juni vom Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Wirtschaftsauskunftsdatei Schufa durchgeführter Jugend-Finanzmonitor zeigt, dass neun von zehn Jugendlichen sich mehr Vermittlung von Finanzwissen an den Schulen wünschen. Im Rahmen der Umfrage wurde zusätzlich ein Finanz-Index ermittelt, in dem mehrere Fragen zur Selbsteinschätzung gestellt und in einer Skala von 0 bis 100 dargestellt werden. Beim Thema "Finanzkompetenz" ergab sich für 2021 mit 49 Punkten ein Wert, der gegenüber eines älteren Jugend-Finanzmonitors aus dem Jahr 2018 um vier Punkte gesunken ist.

Die Gründe für den Wunsch nach mehr Finanzbildung sowie den verringerten Sachverstand im Umgang mit Geld sind mannigfaltig: Die schleppende Digitalisierung und mangelnde Finanzbildung an den Schulen spielen hier eine ebenso große Rolle wie das langsame Verschwinden unmittelbarer Beratungspartner durch den Rückbau der Filialnetze von Banken und Sparkassen.

Auch der Staat ist hier gefragt: Einerseits erwartet er vor dem Hintergrund sinkender gesetzlicher Renten mehr Eigenständigkeit von seinen Bürgern, damit sie kompetent vorsorgen. Andererseits hat er gerade für seine jungen Menschen keine Info-Angebote parat, die ihnen das ermöglichen.

Optimistischer Blick in die Zukunft

Unabhängig vom finanziellen Bildungsdefizit blicken die jungen Berufsanfänger zuversichtlich in die Zukunft, wie der Schufa-Monitor zeigt. Das äußert sich besonders bei ihrer finanziellen Situation: 92 Prozent der befragten 16- bis 25-Jährigen geben an, gut oder sogar sehr gut mit ihrem Geld auszukommen. In einem älteren Finanzmonitor aus dem Jahr 2018 waren das noch 82 Prozentpunkte.

Auch die Jobsituation scheint optimistisch zu stimmen: Im laufenden Jahr halten sich lediglich 30 Prozent der befragten Jugendlichen mit einem Aushilfs- oder Minijob über Wasser, 2018 lag der Wert bei 42 Prozent.

Der Grund für die verbesserte Finanzsituation liegt laut den Machern der Studie im Coronavirus: Während der Pandemie waren die Konsummöglichkeiten der Jugendlichen durch die Folgen des Lockdowns eingeschränkt. So haben während der Krise 58 Prozent weniger Geld ausgegeben. Lediglich 30 Prozent gaben an, in diesem Zeitraum mehr für Streaming-Plattformen, PC-Spiele oder Gaming-Apps ausgegeben zu haben.

Zudem hat jede fünfte der befragten Personen seit Anfang 2020 mehr Geld angelegt.

Der Jugend-Finanzmonitor ist 2021 das vierte Mal ermittelt worden. Es wurden mehr als 1.000 Jugendliche und junge Erwachsene zu ihrem Konsumgebahren und ihrem finanziellen Verhalten befragt.

Beim Thema "Finanzkompetenz" ergab sich für 2021 mit 49 Punkten ein Wert, der gegenüber eines älteren Jugend-Finanzmonitors aus dem Jahr 2018 um vier Punkte gesunken ist."

Online-Initiativen für die Generation Smartphone

Auch Institutionen und Unternehmen haben das Wissensdefizit in Sachen Geld erkannt und machen entsprechende Angebote. So hilft die Schufa mit ihrer Initiative WirtschaftsWerkstatt (W2) jungen Menschen, sich schnell und einfach über Finanzthemen zu informieren. Angeboten werden unter anderem ein Test zum Ermitteln des eigenen Finanzwissens, ein Webcast zum Thema Green Finance sowie ein Themendossier mit dem Schwerpunkt nachhaltige Mobilität.

Das Finanzdienstleistungsunternehmen tecis hat den Mangel an Bildungsangeboten für junge Leute ebenfalls erkannt und steuert mit einer Podcast-Serie dagegen an. Unter dem Motto "tecis - Finanzberatung deiner Generation" will der Finanzdienstleister Jugendlichen Wissen rund um die Themen Dax, Devisen und Dispo vermitteln. Zu den Themen der ersten tecis-Podcasts gehören die Vermögensabsicherung sowie die Auswirkungen der Inflation aufs Sparkonto.