Welche Wahl ist langfristig günstiger? Private oder gesetzliche Krankenversicherung
Der Einstieg ins Berufsleben als Ärztin oder Arzt bringt eine ganze Reihe an Entscheidungen mit sich. Eine der ersten und wichtigsten Fragen lautet: gesetzlich oder privat versichern? Die Antwort darauf ist nicht pauschal – gerade für junge Medizinerinnen und Mediziner hat sie weitreichende Folgen, die nicht nur finanzielle, sondern auch praktische Auswirkungen auf den Berufsalltag haben können.
Wer frisch von der Uni kommt oder kurz vor dem Abschluss steht, sieht sich häufig einem Thema gegenüber, das in keiner Vorlesung behandelt wurde. Trotzdem ist es elementar: Die Wahl der Krankenversicherung. Klar, man kann erstmal in der GKV bleiben - das geht schnell, unkompliziert, ist vertraut. Doch nach wenigen Jahren als Assistenzarzt eröffnet sich die Möglichkeit zur PKV. Und dann? Einfach so entscheiden?
Nicht ganz. Denn was auf den ersten Blick nur nach einer Frage des Beitrags aussieht, beeinflusst auf lange Sicht auch den Zugang zur medizinischen Versorgung, die finanzielle Planbarkeit im Alter und sogar die spätere Praxisgründung.
Unterschiede bei den Beiträgen
Gesetzlich versicherte Arbeitnehmer zahlen einen Prozentsatz ihres Bruttogehalts in die Krankenkasse. Ärzte im Angestelltenverhältnis erreichen schnell den Höchstbetrag von aktuell 1.174 Euro - abhängig vom Einkommen versteht sich. Der Betrag wächst mit jeder Gehaltserhöhung mit. Die Beiträge sind einkommensabhängig und so sozial gestaffelt.
Anders in der PKV. Hier zählt das persönliche Risiko - Alter und Gesundheitszustand. Junge, gesunde Menschen gelten als risikoarm. Mediziner profitieren von günstigeren Arzttarifen. Die monatlichen Beiträge sind meist niedriger als in der GKV, auch langfristig gesehen.
Wer genau hinsieht, merkt: In der PKV lässt sich häufig Geld sparen. Wichtig ist aber, das gesamte Berufsleben in den Blick zu nehmen, damit die Beiträge auch im Alter bezahlbar bleiben
Leistungsniveau: private Versicherung umfangreicher
Source: Envato
Fakten studieren.
Die Leistungen der GKV sind klar geregelt. Was "ausreichend, zweckmäßig, wirtschaftlich und medizinisch notwendig" ist, wird übernommen - nicht mehr, nicht weniger. Klingt grundsätzlich fair, stößt aber in einigenSituationen an Grenzen. Vor allem bei modernsten Behandlungsmethoden, Zähnen oder beim Wunsch nach einer Behandlung durch den Chef- oder Oberarzt.
Die PKV bietet mehr je nach gewähltem Tarif. Wer möchte, kann sich ein Einzelzimmer im Krankenhaus sichern, schneller Termine bei Fachärzten bekommen und von höheren Erstattungen profitieren. Das alles ist nicht automatisch besser, aber es gibt mehr Spielraum.
Für Medizinerinnen und Mediziner, die wissen, worauf es bei guter Versorgung ankommt, ist das ein gewichtiger Punkt. Schließlich will man im Ernstfall nicht nur auf der anderen Seite stehen, sondern auch selbst die bestmögliche Behandlung erhalten.
Beitragsstabilität: Risiken verstehen und planen
Ein häufig genannter Nachteil der PKV sind steigende Beiträge im Alter. Das trifft zu. Letztlich steigen die Beiträge aufgrund von medizinischem Fortschritt und demografischer Entwicklung aber auch in der GKV, in der Vergangenheit sogar stärker als bei privat Versicherten. Eine private Krankenversicherung sorgt fürs Alter mit sogenannten Altersrückstellungen in Höhe von ca. 30-40% des Beitrags vor. Eine zusätzliche Sparmöglichkeit für Privatversicherte bieten sogenannten Beitragsentlastungstarifen, die vom Arbeitgeber hälftig bezuschusst werden und steuerlich absetzbar sind..
Was bedeutet das konkret? Ein Teil des monatlichen Beitrags wird angespart, um spätere Erhöhungen abzufedern. Wer diese Möglichkeit nutzt, kann sich bereits in jungen Jahren finanziell absichern - vorausgesetzt, man kennt die Mechanismen.
Flexibilität: einmal PKV heißt nicht für immer PKV?
Einmal privat versichert, immer privat? Nicht ganz - aber fast. Ein Wechsel zurück in die GKV ist nur unter bestimmten Bedingungen möglich. Etwa, wenn das Einkommen unter die Versicherungspflichtgrenze fällt und man noch keine 55 Jahre alt ist. Für Selbstständige ist der Rückweg meist versperrt.
Das macht die Entscheidung zu einer Weichenstellung. Wer sich für die beste PKV entscheidet, sollte das langfristig durchdenken. Dabei helfen Erfahrungsberichte anderer Ärztinnen und Ärzte - und vor allem eine fundierte Beratung, die medizinische wie auch finanzielle Aspekte berücksichtigt.
Die richtige Wahl für Assistenzärzte: Abwägen statt pauschalisieren
Die Facharztausbildung bringt lange Arbeitszeiten, wechselnde Dienste und noch kein Spitzeneinkommen mit sich. Dennoch ist diese Phase ideal, um die Weichen zu stellen. Die Beiträge in der PKV sind in dieser Zeit niedrig. Gleichzeitig kann man von Beginn an Rückstellungen für später einbauen.
Aber: Wer bereits Vorerkrankungen hat, die in der PKV zu Beitragszuschlägen führen, oder eine Familienplanung mit vielenKindern anstrebt, sollte genau rechnen. Ärzte mit mehr als drei Kindern sollten die Vorteile der GKV bei der kostenlosen Familienversicherung berücksichtigen.
Ein Vergleich lohnt sich also - nicht nur auf dem Papier, sondern im Kontext des gesamten Lebensplans.
Selbstständigkeit und PKV: eine langfristige Kombination
Ein Kind verändert vieles - auch in der Krankenversicherung. In der GKV sind Kinder beitragsfrei mitversichert, solange bei Eheleuten der mehr verdienende Elternteil gesetzlich versichert ist. Das ist ein klarer Vorteil, gerade bei größeren Familien."
Viele Ärztinnen und Ärzte machen sich nach der Facharztprüfung selbstständig - sei es in eigener Praxis oder in Gemeinschaftspraxen. In diesem Fall fällt der Arbeitgeberanteil zur GKV weg. Der volle Beitrag muss selbst gezahlt werden, was die GKV noch unattraktiver erscheinen lässt.
Die PKV dagegen punktet mit Tarifen, die an den persönlichen Bedarf angepasst werden können. Leistungen lassen sich je nach Lebensphase skalieren, Beiträge durch Selbstbeteiligungen senken. Wer jung eingestiegen ist, profitiert zusätzlich von altersbedingten Vorteilen - etwa geringeren Prämien oder stabilen Rückstellungen.
Familienplanung: private Absicherung mitdenken
Ein Kind verändert vieles - auch in der Krankenversicherung. In der GKV sind Kinder beitragsfrei mitversichert, solange bei Eheleuten der mehr verdienende Elternteil gesetzlich versichert ist. Das ist ein klarer Vorteil, gerade bei größeren Familien.
In der PKV braucht jedes Kind einen eigenen Vertrag. Die Kosten sind überschaubar, nach Gesundheit wird bei der sog. Kindernachversicherung nicht gefragt. Meistens steigen die Kosten noch einmal etwas wenn das Kind älter wird. Leistungen lassen sich allerdings individuell gestalten - vom Basistarif bis zur Premiumabsicherung.
Für Ärztinnen und Ärzte, die beide gut verdienen, spielt dieser Unterschied häufig eine kleinere Rolle. Wichtig ist jedoch: Wer plant, Kinder zu bekommen, sollte das frühzeitig in die eigene Versicherungsstrategie einbauen.
Ärztliche Expertise trifft Versicherungslogik
Mediziner haben einen Wissensvorsprung - keine Frage. Viele Begriffe aus dem Versicherungsrecht ähneln in ihrer Komplexität medizinischen Fachbegriffen, sind aber durchschaubar, wenn man sich damit beschäftigt. Begriffe wie Selbstbeteiligung, GOÄ, Beihilfe oder Beitragsbemessungsgrenze lassen sich lernen - und verstehen.
Trotzdem lohnt es sich, jemanden an der Seite zu haben, der diese Themen täglich begleitet. Die beste PKV für Ärzte zu finden bedeutet nicht, einfach nur einen Vergleich zu starten. Es bedeutet, Kriterien zu kennen, Gewichtungen zu verstehen und den eigenen Weg im Blick zu behalten.
Was junge Ärztinnen und Ärzte bei der Entscheidung beachten sollten
Ob gesetzlich oder privat - hier gibt es nicht die beste Lösung für alle. Es geht darum, was besser zu einem selbst passt. Wer es einfach mag und keine Rechnungen zur Erstattung einreichen möchte, fühlt sich in der GKV wohl. Wer Leistungen auf höchstem Niveau schätzt, flexibel bleiben und langfristig sparen möchte, könnte mit der PKV besser fahren.
Dabei helfen Vergleiche, Gespräche mit Kollegen, eigene Überlegungen - und die Bereitschaft, sich auch mit trockenen Themen wie Beitragsentwicklung oder Tarifstruktur auseinanderzusetzen.
Warum sich eine fundierte Entscheidung langfristig auszahlt
Die Wahl der Krankenversicherung ist keine lästige Formalität. Sie begleitet Ärztinnen und Ärzte über Jahrzehnte hinweg, beeinflusst Behandlungen, Kosten und Lebensqualität. Wer hier eine gut überlegte Entscheidung trifft, erspart sich später viel Stress - und oft auch Geld.
Gerade für junge Mediziner ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich mit dem Thema zu befassen. Denn je früher man sich gut aufstellt, desto leichter wird es später - unabhängig davon, wohin der berufliche Weg führt.