Steuern zahlen mit leerem Konto? So vermeiden Gründerinnen die Liquiditätsfalle

Ein unerwarteter Steuerbescheid wird für junge Unternehmer schnell zur existenziellen Bedrohung. Besonders in der Startphase unterschätzen schließlich viele, wie eng es finanziell potenziell wird und wie plötzlich Zahlungsverpflichtungen auftauchen.

Eine professionelle Vorbereitung ist dann ausschlaggebend, möchten Gründer viel Aufwand und ein leeres Konto vermeiden. Die gute Nachricht ist, dass sich Liquiditätsprobleme frühzeitig erkennen und gezielt umgehen lassen.

Wenn das Finanzamt schneller ist als der nächste Zahlungseingang

Immer wieder entsteht in der Anfangszeit von Unternehmen ein Missverhältnis zwischen den Geldeingängen und den Forderungen des Finanzamtes. Der Umsatz zieht nämlich zwar an und Rechnungen werden geschrieben, aber das Geld landet oft erst Wochen später auf dem Konto. Gleichzeitig flattert die Umsatzsteuervoranmeldung ins Haus oder der erste Einkommensteuerbescheid. Ohne solide Rücklagen wird das gefährlich, denn die Bedeutung des Liquiditätsmanagements wird speziell in dieser Phase häufig unterschätzt. Dabei entscheidet genau sie häufig über die Stabilität eines jungen Unternehmens.

Frühzeitig mit Steuerfragen beschäftigen 

Gründer sollten sich frühzeitig mit Steuerfragen befassen, weil sie sonst unvorbereitet auf hohe Nachzahlungen oder Vorauszahlungen stoßen.

Steuerliche Fehlentscheidungen zu Beginn lassen sich später außerdem nur schwer korrigieren.

Setzen Unternehmer ihre Buchhaltung hingegen sauber auf und kennen sie steuerliche Fristen, gewinnen sie Handlungsspielräume und Planungssicherheit.

Zudem honorieren Finanzämter und Investoren eine professionelle Herangehensweise von Anfang an.

Warum Gründerinnen häufiger in die Liquiditätsfalle geraten

Junge Unternehmer kalkulieren meist besonders vorsichtig, weil sie systematisch geringeren Zugang zu Risikokapital haben. Gründerinnen starten dabei im Durchschnitt mit weniger Fremdkapital als männliche Gründer und erhalten überdies geringere Risikokapital-Förderungen durch Investoren. Haben Unternehmer weniger finanzielle Puffer, sind sie anfälliger für Zahlungsengpässe, auch wenn das Geschäftsmodell funktioniert. Hinzu kommt, dass in vielen Solo- oder Kleinstgründungen Frauen sämtliche Aufgaben von der Kundenkommunikation über die Buchhaltung bis hin zur Steuer selbst übernehmen. Das spart Kosten, erhöht aber das Risiko, Deadlines oder Vorauszahlungen zu übersehen.

Liquiditätsplanung ohne Fachchinesisch

Für eine verlässliche Liquiditätsplanung braucht es keine komplexe Software. Eine einfache Tabelle mit Spalten für geplante und reale Einnahmen, für feste und variable Ausgaben sowie für das Datum der tatsächlichen Zahlung reicht meist schon aus. Dabei ist es allerdings unerlässlich, ebenso nach dem Rechnungsdatum wie auch nach dem tatsächlichen Geldeingang zu kalkulieren. Es ist außerdem sinnvoll, konsequent einen Puffer für Steuerzahlungen einzuplanen und zum Beispiel 20 bis 30 Prozent der erwarteten Einnahmen zurückzulegen. So sichern sich Gründer gegen unangenehme Überraschungen ab.

Besonders häufig geraten Gründer durch folgende Punkte in Zahlungsschwierigkeiten.

  • Umsatzsteuer-Voranmeldungen, die auf Basis vergangener Umsätze fällig werden, obwohl das Geld bislang nicht eingegangen ist.
  • Einkommensteuervorauszahlungen, die bereits bei ersten Gewinnen starten und quartalsweise bezahlt werden.
  • Gewerbesteuer, die zusätzlich zur Einkommensteuer anfällt, teils auch rückwirkend.
  • Einmalzahlungen wie IHK-Beiträge oder Forderungen der Berufsgenossenschaft, die oft unerwartet Monate nach der Gründung eintreffen.

Ein häufiger Fehler besteht zudem darin, sämtliche Einnahmen sofort zu reinvestieren, ohne den steuerlichen Teil mitzudenken.

Was tun, wenn es trotz Planung knapp wird?

Sollte es zu einer finanziellen Engstelle kommen, ist schnelles Handeln gefragt. Der erste Schritt ist dann immer das Gespräch mit dem Finanzamt, denn in vielen Fällen sind Stundungen oder Ratenzahlungen möglich."

Sollte es zu einer finanziellen Engstelle kommen, ist schnelles Handeln gefragt. Der erste Schritt ist dann immer das Gespräch mit dem Finanzamt, denn in vielen Fällen sind Stundungen oder Ratenzahlungen möglich. Auch private Rücklagen oder ein gut geplanter Überziehungsrahmen helfen kurzfristig, sollten aber wohlüberlegt eingesetzt werden. Gleichzeitig sollten Unternehmen offene Rechnungen konsequent eintreiben, notfalls mit externer Unterstützung.

Obendrein ist die Buchhaltung unbedingt aktuell zu halten. Manchmal ergeben sich so sogar Erstattungsansprüche, zum Beispiel bei Umsatzsteuerüberzahlungen. In kritischen Phasen bringt zudem ein vorübergehendes Aussetzen nicht zwingend notwendiger Ausgaben kurzfristig Entlastung.

Frühwarnsysteme erkennen, bevor es eng wird

Ein Blick auf den Kontostand sollte mindestens wöchentlich erfolgen. Noch hilfreicher ist es, Zahlungsziele bewusst zu steuern. Sinnvolle Skontofristen können dann genutzt und eigene Forderungen konsequent verfolgt werden. Ein offenes Postenbuch, also eine Übersicht darüber, wer wem wie viel schuldet, hilft, den Überblick zu behalten. Steuervorauszahlungen sollten mit Erinnerungen im Kalender eingetragen werden.

Indem man zusätzlich regelmäßig Forecasts erstellt, ist sogar bei saisonalen Schwankungen für Sicherheit gesorgt. Viele Steuerberater unterstützen Gründer mit einfachen Tools, die individuell anpassbar sind.

Hilfe gezielt und rechtzeitig annehmen

Gründer stehen nicht allein da. Es gibt zahlreiche Beratungsangebote, von denen viele gefördert oder kostenlos sind. Hierzu gehören insbesondere die IHK, regionale Gründerzentren oder Branchenverbände. Holen sich Gründer frühzeitig Unterstützung, hilft das bei der Liquiditätsplanung und sie bauen sich ein Netzwerk auf, das sie in schwierigen Situationen trägt. Der Austausch mit anderen Unternehmerinnen, beispielsweise in Female Founder Circles oder bei lokalen Stammtischen, bringt zudem praxisnahe Tipps und Erfahrungswerte mit sich, die sich in keinem Buch finden lassen.