Hintergründe Trotz des Glücksspielverbotes in Indonesien wurde 2024 mehr als $ 1 Milliarde im Online-Sektor bewegt

Für die ausländischen Betreiber von Online Casino Portalen stellt Indonesien einen ertragreichen Markt dar. Obwohl in dem asiatischen Land eines der weltweit strengsten Verbote für das Angebot von Glücksspiel Dienstleistungen gilt, sollen im Verlauf des Jahres 2024 Summen von über $ 1 Milliarde auf Online Casino Portale aus dem Ausland geflossen sein.

Im Gegensatz zu Deutschland, wo das Glücksspiel bereits seit dem Jahr 2021 mit der Verabschiedung des Glücksspielstaatsvertrags in legale Bahnen gelenkt wurde und mittlerweile durch die staatliche Behörde GGL kontrolliert und verwaltet wird, ist in Indonesien jede bekannte Art von Glücksspielen streng verboten. Trotz dieser Tatsache verzeichnet die Online Glücksspielbranche hohe Einnahmen, welche aus Indonesien kommen. Laut offiziellen Angaben der indonesischen Behörde "Bareskrim Polri", welche für die Ermittlungen zuständig ist und der OJK (Indonesische Finanzaufsichtsbehörde) entfielen im vergangenen Jahr mehr als $ 1,02 Milliarden auf die Branche. Aus den Ermittlungen ging hervor, dass das Geld über Online Zahlungsdienstleister mit Sitz in Singapur zu Betreibern floss, welche sich in der Karibik und auf den Philippinen befinden. Den indonesischen Behörden sind somit die Hände gebunden, denn diese Staaten befinden sich weit außerhalb des Zugriffsbereiches.

Glücksspiellizenzen aus dem Ausland und weltweite Netzwerke

Ein sehr großer Anteil der Betreiber, an welche die Summen flossen, bieten ihre Online Glücksspiel Dienstleistungen unter der Genehmigung von ausländischen Behörden an (außerhalb der EU). Auf den karibischen Inseln sind sehr viele Online Casino Portale registriert, welche sich auf das dort geltende, flexible Lizenzsystem berufen. Online Casino Portale mit Curacao Lizenz sind offiziell für Regionen gedacht, in welchen das Online Glücksspiel erlaubt ist. Über technische Umwege erreichen diese Betreiber jedoch auch Länder, in denen das Glücksspiel streng verboten ist. 

H2 Gambling Capital veröffentlichte das Ergebnis einer Analyse aus dem vergangenen Jahr, aus welchem hervorgeht, dass in Curaçao momentan circa 600 Betreiber von Online Casino Portalen operieren.

Curaçao ist eine kleine Insel in der Karibik, welche unter der Gerichtsbarkeit der Niederlande steht. Zudem ist Curaçao ein autonomer Staat und spielt eine sehr wichtige Rolle für die globale Online Glücksspielbranche.

Das Glücksspiellizenzsystem von Curaçao wurde im Jahr 2023 überarbeitet. Es sollen strengere Geldwäschekontrollen eingeführt werden. Bis dato befindet sich die Umsetzung jedoch in einer Übergangsphase, welche weiterhin einige Schlupflöcher bietet.

Bis dato blockierte die indonesische "Task Force on Online Gambling" nach eigenen Angaben aus diesem Jahr mehr als 18.700 Webseiten, welche in Verbindung mit dem Online Glücksspiel stehen. Außerdem konnten circa 4.000 Bankkonten gesperrt werden, über welche Gelder an Betreiber flossen. Die Domains vieler dieser Online Casino Portale ließen sich auf karibische oder südostasiatische Staaten zurückverfolgen. Dies ist ein klarer Hinweis darauf, dass einige internationale Netzwerke im Schatten operieren.

Die European Gaming and Betting Association betont, dass Staaten wie Indonesien, die streng gegen Glücksspiel vorgehen, unfreiwillig einen globalen Parallelmarkt erschaffen. Dieser ließe sich durch technische Mittel kaum vollständig kontrollieren.

Digitale Zahlungsmethoden und unsichtbare Transaktionen

Die Transaktionen folgen der klaren Logik, möglichst unsichtbar zu bleiben. Die Nutzung von Kryptowährung und E-Wallets spielt die Hauptrolle. Laut aktuellen Schätzungen des "CSIS Jakarta" (Center for Strategic and International Studies) werden mittlerweile circa 62 % der Zahlungen über dezentrale Währungen wie abgewickelt.

Die Betreiber setzen dabei häufig auf ein System, welches sich aus Mikroüberweisungen und Zwischenkonten zusammensetzt. Diese Methode wird auch "Digital Layering" genannt. Die Herkunft des Geldes wird verschleiert, was eine Nachverfolgung extrem schwierig macht. In diesem Jahr meldete die OJK circa 480 Verdachtsfälle, welche direkt an internationale Partner weitergeleitet wurden. Dies stellt einen neuen Rekordwert dar.

Im Rahmen der "ASEAN-Aktion 2024" wurden in Malaysia, Thailand und Indonesien über 450 Personen festgenommen und rund $ 270 Millionen beschlagnahmt. Laut Schätzungen des "Asia Policy Institute" beläuft sich das jährliche Volumen des illegalen Online Glücksspiels in Südostasien auf mehr als $ 20 Milliarden.

Die Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft

Auch außerhalb Südostasiens wächst der Druck. Die Niederlande drängen Curaçao dazu, die Vergabe von Glücksspiellizenzen strenger zu regulieren. Das "Curaçao Gaming Control Board" gab in diesem Jahr bekannt, bis Ende dieses Jahres alle bestehenden Sammellizenzen aufzulösen."

Während dem indonesischen Staat wichtige Steuergelder entgehen, entstehen gleichzeitig geheime Industriezweige. Nach Angaben der "APJII" (Indonesian Internet Service Providers Association) sollen mehr als 150 Support- und Marketingzentren indirekt in die Prozesse von Online Casino Portalen aus dem Ausland verwickelt sein.

Auch die sozialen Konsequenzen sind gravierend. Laut der "Komnas Perjudian" (National Commission on Gambling Addiction) stieg die Anzahl der registrierten Fälle von Spielsucht im Jahr 2024 um 35 % an. Vor allem junge Erwachsene im Alter von 18 bis 30 Jahren sind betroffen.

Kommunikationsminister Budi Arie Setiadi kündigte Anfang dieses Jahres an, Internetprovider künftig gesetzlich dazu zu verpflichten, Online Casino Portale innerhalb von 24 Stunden nach der Anordnung direkt zu sperren. Banken sollen Transaktionen zudem in Echtzeit an die OJK melden.

Globale Verantwortung und Reformen

Auch außerhalb Südostasiens wächst der Druck. Die Niederlande drängen Curaçao dazu, die Vergabe von Glücksspiellizenzen strenger zu regulieren. Das "Curaçao Gaming Control Board" gab in diesem Jahr bekannt, bis Ende dieses Jahres alle bestehenden Sammellizenzen aufzulösen. Jede Plattform soll künftig einzeln mit Kapitalnachweis, Anti-Geldwäsche-Protokoll und Reportingpflicht geprüft werden.

Internationale Experten sehen darin einen wichtigen Schritt, welcher schon vor einiger Zeit hätte gemacht werden sollen. Die "Transparency International Indonesia" geht davon aus, dass Lizenzen wie die aus Curaçao bereits seit vielen Jahren für Geldwäsche, Steuerhinterziehung und politische Interessen missbraucht werden.

Illegales Glücksspiel in Indonesien weist auf Größe des Schwarzmarktes hin

Trotz eines vollständigen Verbots wurden in Indonesien über $ 1,02 Milliarden über ausländische Plattformen umgesetzt. Das Geld floss oft über Zahlungsdienstleister in Singapur an Betreiber mit karibischen Lizenzen. Indonesien reagiert mit Netzsperren, Kontoschließungen und Echtzeit-Meldung verdächtiger Transaktionen. Doch der Markt bleibt attraktiv, die Suchtfälle steigen, und der Staat verliert Steuereinnahmen.