Hintergründe Warum Gewinn nicht Liquidität ist...
Ein Blick auf die Unternehmenszahlen sorgt zunächst für gute Laune, doch die Kasse ist leer – viele Unternehmen verwechseln Gewinn mit Liquidität und geraten dadurch in existenzbedrohende Liquiditätskrisen. Gewinn entsteht durch die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben. Dies wird für einen bestimmten Zeitraum berechnet. Liquidität hingegen bezeichnet ausschließlich die zur Verfügung stehenden Mittel, wie beispielsweise Bargeld und Bankguthaben, um anfallende Ausgaben bestreiten zu können.
Diese beiden Kennzahlen entwickeln sich oft unabhängig voneinander und können ein Unternehmen in widersprüchliche Situationen bringen. Ein profitables Unternehmen kann durchaus zahlungsunfähig werden, während ein verlustreiches Unternehmen möglicherweise über ausreichend liquide Mittel verfügt. Die folgenden Abschnitte setzen sich mit diesem wichtigen Thema auseinander.
Die zeitliche Verschiebung zwischen Ertrag und Zahlungseingang
Besonders problematisch wird die Liquiditätssituation bei der Besteuerung von Gewinnen. Unternehmen müssen ihren Gewinn versteuern. Das Geld (beispielsweise aus offenen Rechnungen) fließt aber nicht zwangsläufig zum selben Zeitpunkt. Das Finanzamt fordert Steuern auf den ausgewiesenen Gewinn - unabhängig von der aktuellen Liquidität des Unternehmens."
Der Moment, zu dem Einnahmen und Ausgaben im Ertrag berücksichtigt werden, weicht oft stark vom Termin ab, zu dem diese für die Zahlungsfähigkeit bereitstehen. Ein typisches Beispiel verdeutlicht diese Problematik: Ein Auftrag über 50.000 Euro wird im November abgeschlossen, die Rechnung geschrieben. Damit ist er zwar als Gewinn verbucht, aber nicht liquiditätswirksam. Der tatsächliche Zahlungseingang erfolgt vielleicht erst im Januar des Folgejahres oder möglicherweise überhaupt nicht. Dieses Phänomen der zeitlichen Verschiebung betrifft nahezu alle Branchen.
Wer große Aufträge erhält, kann sich freuen und sich auch ein Stick weit feiern, gegebenenfalls passende Elfbar Pods dampfen und sich am betreffenden Tag einen früheren Feierabend gönnen, um danach vielleicht mit guter Laune in das neue Projekt zu starten. Aber: Es gilt auch, den Weitblick nicht zu verlieren.
Besonders problematisch wird diese Situation, wenn mehrere große Aufträge gleichzeitig betroffen sind und das Unternehmen auf diese Zahlungseingänge angewiesen ist.
Der Verkauf auf Rechnung: Gewinn ohne sofortige Liquidität
Werden Produkte auf Rechnung verkauft, erzielt ein Unternehmen Gewinn, allerdings wird die Liquidität nicht unmittelbar beeinflusst. In der Buchhaltung wird der Verkauf sofort als Ertrag erfasst. Dabei ist noch kein Geld geflossen. Stattdessen entsteht eine Forderung gegenüber dem Kunden.
Diese offenen Forderungen können sich über Wochen oder Monate erstrecken und stellen ein erhebliches Liquiditätsrisiko dar. Das Unternehmen hat dann zwar bilanziell Gewinn erwirtschaftet, verfügt aber nicht über die entsprechenden Geldmittel für laufende Ausgaben und die Liquidität bleibt kritisch. Hier wäre es gefährlich, sich bzw. die Zahlen, die in der Auswertung angezeigt werden, zu überschätzen.
Warum profitable Unternehmen trotzdem insolvent werden können
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Erhebliche Bedeutung der Liquidität.
Das Paradoxon profitabler, aber zahlungsunfähiger Unternehmen erklärt sich durch die unterschiedlichen Betrachtungsweisen. Profitable Unternehmen können bilanziell hohe Gewinne ausweisen, während gleichzeitig keine ausreichende Liquidität vorhanden ist.
Besonders kritisch wird es, wenn das Management die mangelnde Liquidität zu spät erkennt. Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit ist ein Straftatbestand und der Hauptgrund bei den meisten Pleiten.
Geschäftsführer sind verpflichtet, innerhalb von drei Wochen nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anzumelden. Diese Situation tritt häufiger auf, als viele vermuten, da profitable Unternehmen oft eine falsche Sicherheit vermitteln und dadurch die Liquiditätslage vernachlässigt wird.
Die Bedeutung der Liquidität im Geschäftsalltag
Für die tägliche Arbeit ist die Liquidität noch wichtiger als der Gewinn. Wenn monatliche Lohnkosten von 50.000 Euro nicht mehr bezahlt oder keine neuen Waren gekauft werden können, helfen auch volle Auftragsbücher nicht weiter.
Mitarbeiter erwarten pünktliche Gehaltszahlungen, Lieferanten bestehen auf Bezahlung ihrer Rechnungen, und Miete sowie Nebenkosten fallen regelmäßig an. Diese Verpflichtungen lassen sich nicht mit zukünftigen Gewinnen oder offenen Forderungen begleichen. Nur liquide Mittel können diese Zahlungen ermöglichen. Daher sollten Unternehmen immer einen ausreichenden Liquiditätspuffer (Geldreserven) von etwa 3-6 Monaten Betriebskosten vorhalten, um auch bei verzögerten Zahlungseingängen handlungsfähig zu bleiben.
Das Steuerproblem: Gewinn ohne verfügbare Liquidität versteuern
Besonders problematisch wird die Liquiditätssituation bei der Besteuerung von Gewinnen. Unternehmen müssen ihren Gewinn versteuern. Das Geld (beispielsweise aus offenen Rechnungen) fließt aber nicht zwangsläufig zum selben Zeitpunkt. Das Finanzamt fordert Steuern auf den ausgewiesenen Gewinn - unabhängig von der aktuellen Liquidität des Unternehmens.
Die Liquiditätslage interessiert dabei nicht. Wenn Kunden ihre Rechnungen nicht rechtzeitig bezahlen, kann das Unternehmen in die schwierige Situation geraten, Steuern auf Gewinne zahlen zu müssen, über die es tatsächlich nicht verfügt.
Diese Situation kann zu erheblichen Liquiditätsengpässen führen, obwohl das Unternehmen eigentlich profitabel arbeitet. In solchen Zeiten ist es besonders wichtig, die eigene Stressbewältigung durch Bewegung nicht zu vernachlässigen. Körperliche Aktivität, wie ein kurzer Spaziergang oder regelmäßiges Sporttreiben, hilft oft, den Kopf freizubekommen und den Stress abzubauen, der durch solche finanziellen Herausforderungen entstehen kann.