RICHTIG INVESTIEREN AKTIV oder PASSIV?
Derzeit liegen passive Investmentlösungen wie ETFs voll im Trend. Selbst Fondshäuser wie Fidelity und Franklin Templeton, die den Fondsmarkt über Jahrzehnte mit ihren aktiven Investmentansätzen geprägt haben, wollen am rasant wachsenden ETF-Markt partizipieren und bieten entsprechende Produkte an.
Wenn nun sogar aktive Investmenthäuser mit der Passivität einen Pakt schließen, muss etwas dran sein an der Sache mit der Passivität. Ist passiv also das bessere aktiv? Schaut man sich die Ergebnisse aktiver Manager in den letzten 20 Jahren an, liegt in der Tat auf den ersten Blick der Schluss nahe, dass aktives Management in der Breite wenig überzeugend ist.
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Vergleich
Vergleicht man beispielsweise die Ergebnisse von aktiv gemanagten US-Aktienfonds mit dem amerikanischen Aktienindex S&P 500 über die vergangenen 20 Jahre ist das Resultat ernüchternd. Während der S&P 500 inklusive Dividenden in diesem Zeitraum auf eine Rendite von 6,7% pro Jahr kommt, weist die Datenbank des Fondsanalysehauses Morningstar lediglich 5,3% pro Jahr als durchschnittliches Ergebnis aller US-Aktienfonds aus – bei vergleichbaren Kursschwankungen. Mit einem passiven ETF wäre man hier also in der Vergangenheit besser gefahren.
Wie schwierig es ist, mit aktivem Management gute Ergebnisse zu erzielen, zeigt auch ein Blick auf das Segment der flexiblen vermögensverwaltenden Fonds – also der Königsklasse der Investmentfonds. Diese können ihr Portfolio je nach eigener Markteinschätzung flexibel auf Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Währungen aufteilen und haben somit einen gut ausgestatteten Werkzeugkasten zur Verfügung, um auf die Widrigkeiten der Märkte zu reagieren.
Doch trotz der Flexibilität kam der Durchschnitt der flexiblen vermögensverwaltenden Fonds in den vergangen 20 Jahren lediglich auf eine Rendite von 2,9% pro Jahr – vor Steuern versteht sich. Dabei mussten Anleger zwischenzeitlich Verluste von 33,5% erleiden und in der Spitze fast 7 Jahre warten, bis die Kursverluste wieder aufgeholt waren. Das sind wenig überzeugende Zahlen.
Diese Beispiele geben den Anhängern passiver ETF-Investments ohne Zweifel Rückenwind und lassen zurecht die Frage aufkommen, ob aktives Management in Anbetracht dieser Zahlen überhaupt Sinn macht.
Ganz so eindeutig wie es auf den ersten Blick scheint, ist die Sachlage jedoch nicht."
Betrachten wir beispielsweise mal die Kategorie der deutschen Aktienfonds. Diese konnten über die vergangenen 20 Jahre mit 6,3% pro Jahr etwas besser als der deutsche Aktienindex DAX mit 5,8% pro Jahr abschneiden und verloren in der Spitze zwischenzeitlich statt 72,7% (DAX) „nur“ 67,4%. Mit einem passiven ETF wäre man hier somit trotz der deutlich günstigeren Kosten am Ende schlechter gefahren.
Eine Frage des Marktes?
Ist die Entscheidung, ob aktiv oder passiv besser ist, am Ende also vielleicht doch nur eine Frage des Marktes? Eher nicht. Denn es gibt – das belegen zahlreiche Studien – lediglich eine überschaubare Anzahl aktiver Manager, die ihren Vergleichsindex schlagen. Je nach Studie und Betrachtungszeitraum gelingt dies im Durchschnitt lediglich 20 bis 30% der aktiven Manager. Nichtsdestotrotz lässt sich in der Tat feststellen, dass es diverse Märkte gibt, bei denen aktive Manager gegenüber einem passiven Ansatz häufiger die Nase vorne haben. Regelmäßig festzustellen ist dies bei Indizes, die von wenigen großen Werten dominiert werden oder einseitige Branchen- bzw. Segmentgewichtungen aufweisen sowie bei Märkten, die weniger (informations)effizient sind. Doch bekanntlich macht eine Schwalbe noch keinen Sommer. Insofern berufen sich die Anhänger passiver Investments auf die Überzeugungskraft der zahlreichen Studien, die belegen, dass aktives Management in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle das Nachsehen hat. Die Diskussion, ob aktiv oder passiv besser ist, hat für diese Investoren an dieser Stelle ein Ende.
Sind die Anderen, also die Aktiven, denn nun die dümmeren Anleger, da sie wider besseren Wissens auf das falsche Pferd setzen? Gegenfrage: Wenn Sie 10 Frisöre zur Auswahl haben, nehmen Sie den, der Ihnen die Haare garantiert durchschnittlich schneidet oder den, der Ihnen gegen ein höheres Entgelt ein selbstbewusstes Grinsen unter die Matte zaubert?
Nur weil es mehr durchschnittliche und schlechte Frisöre gibt, heißt das nicht, dass es keine guten gibt. Ist es im Zweifel nicht klug, sich aus einem gegebenen Angebot das beste herauszupicken? Gehen wir im täglichen Leben nicht exakt so vor? Fokussieren wir uns bei den wichtigen Dingen auf den Durchschnitt oder entscheiden wir uns für das Bessere? Den besseren Bäcker, das bessere Handy, die bessere Waschmaschine, das bessere Auto? Geben wir die Suche nach dem Besseren auf, nur weil es rar gesät ist?
Sich auch bei der Kapitalanlage nicht mit dem Durchschnitt bzw. dem Index zufrieden zu geben, macht also durchaus Sinn. Wer den Roger Federer unter den Fonds oder Vermögensverwaltern sucht, wird ihn im Zweifel auch finden.
Beide haben ihre Berechtigung
Letztlich gibt es sowohl für aktives als auch für passives Investieren gute Gründe. Auch wenn wir gerne dazu neigen, Dinge entweder schwarz oder weiß zu sehen, ist es wenig zielführend, beide Disziplinen gegeneinander auszuspielen. Beide haben ihre Berechtigung und bringen unterschiedliche Vorteile mit sich. Während passive Strategien häufiger die Nase vorne haben, bringen gute aktive Strategien langfristig ein deutliches besseres Chance-/Risikoprofil mit sich.
Letztlich gibt es sowohl für aktives als auch für passives Investieren gute Gründe.
Der verstärkte Trend der letzten Jahre zu passiven Strategien hat einen ganz banalen Grund: Die nahezu ununterbrochene Aktienmarktrallye der letzten 8 Jahre war ein äußerst fruchtbarer Boden für passive Strategien, da aktives Risikomanagement in einem Einbahnstraßenmarkt nicht in der Lage ist, einen Mehrwert zu erzielen.
In einem wieder anspruchsvolleren Marktumfeld wird sich dies zweifelsohne anders darstellen. Die nächste Krise wird guten aktiven Managern in die Karten spielen, während Anleger in passiven Strategien auch mal wieder deren Schattenseiten erleben werden.
Trends kommen und gehen. Auf aktiv folgt passiv und auf passiv folgt aktiv. Das wird sich auch in den nächsten Kapitalmarktzyklen nicht ändern. Die Frage „Aktiv oder passiv?“ stellt sich also nicht wirklich. Es geht ausschließlich um die persönliche Präferenz. Genau wie bei der eigenen Frisur.
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