Fürst Fugger Privatbank Börse hängt stark an Big Tech
Diversifikation ist heute wichtiger denn je, gerade weil Indizes scheinbar breit, in Wirklichkeit aber riskant konzentriert sind.
Die internationalen Aktienmärkte haben in den vergangenen Jahren eine klare Schlagseite entwickelt. Während viele klassische Industriewerte stagnieren oder bestenfalls moderat wachsen, ziehen die großen US-Technologiekonzerne die Indizes nach oben. Apple, Microsoft, Alphabet, Amazon, Nvidia und Meta – nur eine Handvoll Namen, aber mit einer Marktmacht, die größer ist als jemals zuvor. Christoph Mertens von der Fürst Fugger Privatbank warnt: Die Börse hängt heute stärker an Big Tech als je zuvor, und diese Konzentration birgt Chancen wie auch erhebliche Risiken.
Die Dominanz der Tech-Giganten
Nach den jüngsten Kurssteigerungen vereinen die größten Tech-Konzerne inzwischen fast 40 Prozent der Marktkapitalisierung des S&P 500 auf sich. Damit entscheidet das Schicksal weniger Unternehmen über die Richtung eines der wichtigsten Leitindizes der Welt. Während im klassischen Verständnis ein Index ein breit gestreutes Abbild der Wirtschaft sein soll, gleichen die heutigen Gewichte eher einem Klumpenrisiko.
Die Folge: Wer in den S&P 500 investiert, investiert überproportional in Technologie. Und wer die Entwicklung der US-Börse beobachtet, sieht in Wahrheit vor allem die Performance weniger Tech-Aktien.
Treiber des Booms
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Die Gründe für die außergewöhnliche Dominanz sind vielfältig:
- Künstliche Intelligenz als Wachstumsmotor: Nvidia, Microsoft und Alphabet profitieren direkt von der Nachfrage nach Rechenleistung und KI-Software.
- Digitale Ökosysteme: Apple, Amazon und Meta haben Plattformen geschaffen, die Milliarden Nutzer an sich binden und damit stabile Einnahmen sichern.
- Bilanzstärke: Viele Big-Tech-Unternehmen verfügen über hohe Liquiditätsreserven, die sie in Forschung, Zukäufe und Aktienrückkäufe investieren können.
Diese Kombination macht sie nicht nur widerstandsfähig, sondern verleiht ihnen eine Dynamik, die andere Branchen kaum erreichen können.
Risiken der Konzentration
So beeindruckend die Erfolgsstory klingt, so problematisch ist die Abhängigkeit. Ein Index, der fast zur Hälfte von einer einzigen Branche getragen wird, verliert seine Ausgewogenheit. Ein Einbruch bei Big Tech würde nicht nur einzelne Aktien treffen, sondern das gesamte Marktbarometer nach unten ziehen.
Politische und regulatorische Gefahren
Die Börse hängt stärker an Big Tech als je zuvor – und das sollte Anleger nicht nur erfreuen, sondern auch wachsam machen. Diversifikation ist heute wichtiger denn je, gerade weil Indizes scheinbar breit, in Wirklichkeit aber riskant konzentriert sind."
Hinzu kommt, dass Big Tech zunehmend im Fokus der Politik steht. Kartellklagen, Regulierungsinitiativen und geopolitische Spannungen könnten die Geschäftsmodelle der Tech-Giganten belasten. Besonders in den USA und Europa wächst der Druck, Monopolstrukturen aufzubrechen und die Marktmacht zu begrenzen.
Auch geopolitische Konflikte – etwa zwischen den USA und China – bergen Risiken. Viele Tech-Konzerne sind auf globale Lieferketten angewiesen und damit anfällig für Störungen.
Alternativen und Auswege
Für Anleger stellt sich die Frage, wie sie mit dieser Konzentration umgehen sollen. Mertens rät zu einem bewussteren Blick auf die Portfolios:
- Neben dem S&P 500 können andere Indizes wie der MSCI World oder europäische Benchmarks zur breiteren Streuung beitragen.
- Sektorrotation in Industrie, Gesundheit oder Rohstoffe kann helfen, Abhängigkeiten zu verringern.
- Ein stärkerer Fokus auf Dividendenwerte bietet Stabilität, wenn Wachstumsstories ins Stocken geraten.
Fazit
Die Dominanz von Big Tech ist Fluch und Segen zugleich.
- Ja, die Tech-Giganten treiben Innovation und Marktkapitalisierung wie keine andere Branche.
- Ja, Anleger profitieren massiv von ihrer Dynamik und ihren Gewinnen.
- Aber nein, diese Abhängigkeit ist nicht gesund. Sie macht die Märkte anfällig für Schocks, politische Eingriffe und technologische Rückschläge.
Die Lehre lautet: Die Börse hängt stärker an Big Tech als je zuvor – und das sollte Anleger nicht nur erfreuen, sondern auch wachsam machen. Diversifikation ist heute wichtiger denn je, gerade weil Indizes scheinbar breit, in Wirklichkeit aber riskant konzentriert sind.
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