Bert Flossbach Chinas Börsen mit vielen Problemen
Als das chinesische Politbüro kürzlich ein umfangreiches Konjunkturprogramm ankündigte, sorgte das an den Börsen für ein Kursfeuerwerk. Bert Flossbach sieht gravierende Probleme und glaubt nicht an einen dauerhaften Aufschwung.
Bert Flossbach ist Mitbegründer der in Köln ansässigen Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. Der erfahrene Fondsmanager hält den steilen Anstieg der Kurse für übertrieben, für den die Ankündigung des Politbüros, die lahmende Wirtschaft energisch zu unterstützen, sorgte. Mit Blick auf die vergangenen zwei Jahrzehnte weist Flossbach darauf hin, dass die chinesischen Börsen das beste Beispiel dafür seien, dass sich ein kräftiges Wirtschaftswachstum nicht zwangsläufig in der Kursentwicklung der Aktien widerspiegelt.
Ich glaube, dass Menschen, die sich ihrer Ziele und Werte bewusst werden, sorgenfreier leben.
Bert Flossbach benennt die massiven Probleme, vor denen die Volksrepublik China steht:
- Die Immobilienpreise entwickeln sich rückläufig. Das belastet den privaten Konsum und wirkt als Bremse für einen wirtschaftlichen Aufschwung.
- 19 Prozent der Jugendlichen sind arbeitslos. Selbst hochqualifizierte Absolventen haben kaum Chancen, einen Job zu finden.
- Die Sparquote in China ist sehr hoch, weil die soziale Absicherung für das Alter mangelhaft ist. Das wirkt sich ebenfalls negativ auf die Nachfrage aus.
- Die Verschuldung ist extrem hoch.
- Die demografische Entwicklung ist ebenfalls belastend. Die Bevölkerungszahl geht zurück, weil die Quote der Geburten zu gering ist und die Zahl der Auswanderer die Zahl der Einwanderer übersteigt.
Geling es der Zentralregierung das Ruder herumzureißen?
Bert Flossbach fielen die ungewöhnlich deutlichen Ansagen auf, den Rückgang der Immobilienpreise zu stoppen. Er hat jedoch Zweifel, ob eine Kehrtwende kurzfristig realisierbar sein könnte. Die strukturellen Probleme der Wirtschaft ließen sich nach seiner Ansicht allein dadurch nicht lösen. Kurzfristig ließe sich das Vertrauen nicht wieder gewinnen, das viele Bürger während der Corona-Pandemie verloren hätten.
Die Sparquote in China ist sehr hoch, weil die soziale Absicherung für das Alter mangelhaft ist."
Großteil des chinesischen Wachstums ist schuldenfinanziert
Als großes Problem sieht Bert Flossbach die gewaltigen Schuldenberge an, die in der Volksrepublik aufgetürmt wurden. Viele staatliche Investitionen erweisen sich als unrentabel. Flossbach rechnet vor, dass die gesamte Schuldenlast des großen Landes bei 290 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegt, wenn man die Summe der Schulden vom Staat, den Unternehmen und der privaten Haushalte bildet.
Das übertrifft sogar die Verschuldung der Vereinigten Staaten und der Eurozone. Um die Konsumzurückhaltung zu kompensieren, müssten die Exporte steigen - doch auch das ist schwierig.