Der Abstieg begann nach der Jahrtausendwende

Interessante Einblicke in die Debeka Das Ende der Lebensversicherungen

Die Debeka ist ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit - immerhin der sechstgrößte Versicherungsanbieter am Markt, der seinen Kunden eine breite Palette an Versicherungsprodukten anbietet. Die "klassische" Kapitallebensversicherung mit garantierter Verzinsung gehört nicht mehr dazu.

Unter der Führung ihres Vorstandsvorsitzenden Uwe Laue hat sich die Debeka im vergangenen Jahr von dem Produkt verabschiedet. Seither werden keine neuen Kapitallebensversicherungen mit Zinsgarantie mehr verkauft. Alt-Verträge werden dagegen noch bis zur Fälligkeit weiter erfüllt. Leicht gefallen ist Laue die Entscheidung nicht. Denn der Erfolg der Lebensversicherung begleitete lange seinen beruflichen Aufstieg. Und auch als die Rahmenbedingungen immer schlechter wurden, hielt Laue dem Produktkonzept etliche Jahre die Treue - bis es nicht mehr ging.

Der Abstieg begann nach der Jahrtausendwende 

Noch bis in die 1990er Jahre waren Kapitallebensversicherungen als traditionelles Vorsorgeprodukt mit hoher Sicherheit fast so etwas wie ein Selbstläufer gewesen. Bei einem Garantiezins um die drei Prozent, sechs Prozent Inflation und zehn Prozent Umlaufrendite war es kein Problem, das Zinsversprechen einzuhalten. Die Versicherung konnte damit immer noch gute Überschüsse bieten und trotzdem Reserven bilden. Mitte 1994 wurde der Garantiezins für einige Jahre auf vier Prozent angehoben - ein Spitzenwert. Die Debeka passte damals sogar freiwillig niedriger verzinste bestehende Verträge nach oben an - und trägt daran bis heute. 

Bei einem Garantiezins um die drei Prozent und zehn Prozent Umlaufrendite war es kein Problem, das Zinsversprechen einzuhalten."

Der Abstieg begann kurz nach der Jahrtausendwende. Von der seinerzeitigen rot-grünen Bundesregierung wurden die bis dato existierenden Steuervorteile für Kapitallebensversicherungen eingeschränkt. Unter der Ägide der Riester-Rente setzte die Branche verstärkt auf Rentenversicherungen, die als private Ergänzung der gesetzlichen Rente konzipiert wurden. Dann kamen weitere Vorgaben, die es der herkömmlichen Lebensversicherung immer schwerer machten. Ein Stichwort ist "Solvency II" - ein aufsichtsrechtliches Regelwerk, das eine stärkere Eigenkapitalunterlegung von Risiken im Versicherungsgeschäft bedeutet und die Erwirtschaftung angemessener Erträge erschwert. Ein zusätzlicher "Schlag" war die Pflicht zur Bildung von Zinszusatzreserven, um die Erfüllung höherer Zinsversprechen aus der Vergangenheit sicherzustellen. 

Todesstoß durch Mario Draghis Niedrigzinspolitik 

Die Einführung von Zinszusatzreserven vor sechs Jahren ist bereits vor dem Hintergrund sinkender Marktzinsen erfolgt. Seither hat sich die Lage dramatisch verschärft. Dank Mario Draghis fortgesetzter Niedrigzinspolitik sind die Zinsen auf ein historisch niedriges Niveau gesunken. Zumindest im Euro-Raum ist auch keine kurzfristige Zinswende in Sicht. Trotz mehrfacher Anpassung des Garantiezinses nach unten - er liegt seit Jahresbeginn 2017 nur noch bei 0,9 Prozent - bleiben die Probleme der Lebensversicherer bestehen. Denn die niedrigeren Zinsversprechen gelten immer nur für Neuverträge, nicht für den Bestand. Insofern erscheint Laues Strategie für die Debeka konsequent. Er folgt damit dem Beispiel namhafter anderer Versicherungsunternehmen am Markt.

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