Versuch einer sachgerechten Bewertung Das Problem der Renten
Nach wie vor beruht die Alterssicherung der meisten Deutschen zu einem großen Teil auf den gesetzlichen Renten. Dass der demografische Wandel und die steigende Lebenserwartung das Rentensystem vor Herausforderungen stellt, ist den meisten Bürgern hierzulande bewusst. Doch was das wirklich bedeutet, wissen nur die wenigsten.
Vielfach prägen eher diffuse Befürchtungen, Fehleinschätzungen, zum Teil auch übertriebene Erwartungen die Vorstellungen. Debatten um drohende Altersarmut, wachsende Versorgungslücken und mögliche Überlastung des Rentensystems schüren eher Ängste, besser wäre eine sachliche Auseinandersetzung. An dieser Stelle sollen drei häufige Irrtümer zur Rente richtiggestellt werden.
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1. Trotz der Probleme der Rentenversicherung - das gesetzliche System weist immer noch eine bessere Rendite auf als die Riester-Rente
Bei dieser These wird eine einfache Rechnung aufgemacht. Den Einzahlungen in Form von Rentenbeiträgen werden die gezahlten Renten gegenübergestellt. Daraus wird eine "Rendite" von drei Prozent errechnet. Damit wird die Rendite bei privater - kapitalgedeckter - Vorsorge verglichen, die sich angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik immer mehr dem Nullpunkt nähert. Diese Rechnung übersieht allerdings, dass einerseits viele Steuergelder in das Rentensystem fließen, die Rentenversicherung andererseits aber auch viele "systemfremde" Leistungen übernimmt. Rechnet man dies heraus, bietet auch die gesetzliche Rente höchstens eine Nullrendite.
2. Die "Babyboomer" werden die Rentenversicherung stark belasten, danach entspannt sich die Situation wieder. Die Flüchtlinge tragen zusätzlich zur Entlastung bei
Tatsächlich wird die Generation der geburtenstarken Jahrgänge aus den 1960er Jahren die Rentenversicherung zwischen 2030 und 2040 enorm belasten. Es ist allerdings illusionär, nach dem "Absterben" der "Babyboomer" wieder mit einer Entlastung zu rechnen. Das Problem der gesetzlichen Rente sind nicht geburtenstarke Jahrgänge, sondern niedrige Geburtenraten. Beim Verhältnis zwischen Rentenbeziehern und Beitragszahlern ist daher auch nach 2040 nicht mit einer "Normalisierung" zu rechnen. Ob die Flüchtlinge einen Beitrag zur Entlastung leisten werden, steht einstweilen in den Sternen. Sie müssen erst einmal auf dem deutschen Arbeitsmarkt ankommen - was sich vielfach schwieriger als erhofft darstellen dürfte.
Die gesetzliche Rente wird auch in Zukunft ein Eckpfeiler der Alterssicherung sein."
3. Das Rentenniveau wird immer weiter sinken, bis nicht einmal mehr die Grundsicherung gewährleistet ist
Es besteht aber auch kein Anlass zur Panik. Das Niveau der Renten wird zwar sinken, damit ist aber das Verhältnis zum Arbeitslohn gemeint. Praktisch bedeutet das, dass die Renten weniger stark steigen als die Arbeitseinkommen. Dennoch wird die Rentenentwicklung im Schnitt auch künftig mit Kaufkraftzuwächsen verbunden sein.
Das Fazit lautet: die gesetzliche Rente wird auch in Zukunft ein Eckpfeiler der Alterssicherung sein. Dies erübrigt aber nicht die private Vorsorge. Trotz Zinsen nahe Null gibt es dafür gute Argumente - und auch besser rentierliche Möglichkeiten.